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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.04.2021

5 Jahre

Was wir sehen, wenn wir lieben
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Teresa hat nach einen Unfall einen Teil ihres Gedächtnis verloren.
Die letzten 5 Jahre sind weg. In dieser Zeit war viel passiert und sie hatte sich verändert, beruflich wie privat. Somit kennt Teresa ...

Teresa hat nach einen Unfall einen Teil ihres Gedächtnis verloren.
Die letzten 5 Jahre sind weg. In dieser Zeit war viel passiert und sie hatte sich verändert, beruflich wie privat. Somit kennt Teresa sich selber nicht mehr.
Es gibt Kapitel, die vor 5 Jahren ansetzen und bei der der Icherzähler wechselt. Man erlebt Teresa also aus der Sicht von Außen. Dann wird versucht, den Bogen zur Gegenwart zu schlagen. Das ist geschickt gemacht.

Das Thema Amnesie wurde schon oft in Literatur und Filmen verarbeitet. Meistens geht es dabei darum, Entwicklungen im Leben zu prüfen. Hat man den richtigen eg eingeschlagen, waren die Entscheidungen richtung oder falsch und was hat man vielleicht verpasst.

An der Protagonistin Teresa gefällt mir gut, wie sie versucht, die Situation mit Humor zu nehmen und Klristina Moninger setzt einiges an Wortwitz ein.

Was wir sehen, wenn wir lieben von Kristina Moninger ist ein unterhaltsamer, lesenswerter Roman geworden.

Veröffentlicht am 01.04.2021

Maritimes Flair

Die Perlenprinzessin. Rivalen
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In Die Perlenprinzessin zeigen Iny Lorentz das maritime Hamburg im 18.Jahrhundert und eine Rivalität zwischen zwei Seemännern, die Kaptäne Simon Simonsen und Jörgen Mensing. Beide wollen die schöne Reederstochter ...

In Die Perlenprinzessin zeigen Iny Lorentz das maritime Hamburg im 18.Jahrhundert und eine Rivalität zwischen zwei Seemännern, die Kaptäne Simon Simonsen und Jörgen Mensing. Beide wollen die schöne Reederstochter Mina heiraten.
Das führt sie im Wettstreit. Pelican und Schwan heißen ihre Schiffe, das eine sehr schnell, das andere mit dem größeren Ladungsvermögen.
Ein tragischer Vorfall ändert die Situation nachhaltig.

Die Handlung zieht sich über viele Jahre bis ins Jahr 1825.
Das geht mir etwas zu schnell. Waren die Figuren eben noch jung sind sie bald schon Großeltern. Neue Figuren werden eingeführt und sterben, kaum das man sich an sie gewöhnt hat. Selbst die Besatzung Hamburgs durch Napoleon vergeht so schnell wie sie begonnen hat, dabei war das doch ein einschneidender Zeitabschnitt.

Davon abgesehen gefällt mir gut, dass das maritime Element konsequent durchgehalten wird.

Ganz schön opulent und es ist der Anfang einer ambitionierten, mehrteiligen Reihe.
Iny Lorentz erzeugen ganz schön Atmosphäre.

Veröffentlicht am 28.03.2021

Brüder

Der andere Sohn
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Ein gut gemachter und interessanter Schwedenkrimi, anfangs mit zwei zeitlich verschobenen Zeitebenen, geschrieben von zwei Autoren: Peter Mohlin und Peter Nyström

2009 in Karlstad: Eine junge Frau ist ...

Ein gut gemachter und interessanter Schwedenkrimi, anfangs mit zwei zeitlich verschobenen Zeitebenen, geschrieben von zwei Autoren: Peter Mohlin und Peter Nyström

2009 in Karlstad: Eine junge Frau ist verschwunden. Es werden vor allen Emotionen der Eltern von Emily betrachtet. Sissela und Heimer haben Angst um ihre Tochter und fühlen sich hilflos. Das belastet ihre Beziehung. Es sind spannende Figuren.

Schon bald dominiert aber die Handlung in 2019: Der amerikanische FBI-Agent John Adderley kommt im Zeugenschutz von Baltimore nach Karlstad.
John ist eine eigenwillige Hauptfigur, der es schafft, den Roman zu tragen.
Er ist der Halbbruder des vor 10 Jahren verdächtigten Billy. Eine Konstellation, die John zunächst vor seinen Kollegen verbirgt.
Spannungsmomente gibt es, wenn John sich durch einen Vorfall in Baltimore auch in Schweden noch immer verfolgt fühlt.

Ich glaube, dass die Autoren Peter Mohlin und Peter Nyström sich gut ergänzen, der eine Journalist, der andere Drehbuchautor. Sie lassen sich Zeit beim Aufbau der Geschichte und die Handlung profitiert schließlich davon.
Ab der Mitte des Romans gibt es mal eine langatmige Phase, aber das wird überwunden und das Finale ist dramatisch.

Mich hat an dem Buch überzeugt, dass der Ermittler so stark persönlich beteiligt ist, da sein Bruder der Mordverdächtige ist.

Das Autorenteam hat einen interessanten Roman mit guten Figuren geschaffen, der das Potential für Nachfolger in sich hat.

Veröffentlicht am 26.03.2021

Exzellente Reiseliteratur

Der Schneeleopard
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In letzter Zeit sind einige interessante Titel von Nature Writing erschienen. Der Reiseschriftsteller Sylvain Tesson schließt sich mit seinem Buch "Der Schneeleopard" da an und es gibt einige bemerkenswerte ...

In letzter Zeit sind einige interessante Titel von Nature Writing erschienen. Der Reiseschriftsteller Sylvain Tesson schließt sich mit seinem Buch "Der Schneeleopard" da an und es gibt einige bemerkenswerte Beschreibungen, so dass man von Literatur sprechen kann. Der Schneeleopard ist rar und selten zu sehen. Sylvain Tesson begleitet den Tierfotografen Vincent Munier im Himalaja auf der Suche nach dem seltenen Tier. Es dauert eine Weile, bis ein Schneeleopard auftaucht. Aber es gibt auch andere Tiere in Tibet.

Das Besondere an dem Buch ist unter anderen auch die Tatsache, dass Sylvain Tesson in Gegenden reist, die normale Menschen nicht erreichen werden. In großen Höhen herrscht eisige Kälte. Aber Sylvain Tesson wird auch innerlich getrieben.

Wer Reiseliteratur mag, sollte sich dieses Buch nicht entgehen lassen.

Veröffentlicht am 24.03.2021

Im Tosen des großen Falls

Der Fallmeister
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Wie schon die vergangenen Bücher von Christoph Ransmayr ist auch der dystopische Roman Der Fallmeister in einer äußerst kraftvollen Sprache verfasst, die es schafft zu faszinieren. Diese Sprache nutzt ...

Wie schon die vergangenen Bücher von Christoph Ransmayr ist auch der dystopische Roman Der Fallmeister in einer äußerst kraftvollen Sprache verfasst, die es schafft zu faszinieren. Diese Sprache nutzt sich nicht ab sondern hat im Gegenteil eine bemerkenswerte Frische, die zu detaillierten Beschreibungen führt.

Auch die Erzählperspektive ist außergewöhnlich. Der Erzähler ist ein leicht exzentrischer Hydrotechniker, der überzeugt ist, dass sein Vater den Tod von 5 Menschen herführte. Das war als Unfall in einem Fluss aufgefasst, doch war der Vater vielleicht doch irregeführt?
Der Vater war Fallmeister, wie er sich selbst titulierte, also ein Schleusenwärter, der sich nach diesem Vorfall selbst in dem Fluß zu Tod erbrachte.
Der Romanuntertitel Eine kurze Geschichte vom Töten ist also nicht grundlos gewählt.

Es ist eine Welt der nahen Zukunft, die inzwischen vielfach zerfallen ist und die von fehlenden Ressourcen bedroht und von Syndikaten beherrscht wird.

Der Protagonist befindet sich dann teilweise mit einem Auftrag in Kambodscha. Dabei wird die schwere Vergangenheit des Landes, dass durch die Massaker durch die roten Khmer geschildert.
Aber auch von der aktuellen europäischen Gesellschaft zeichnet Christoph Ransmayr ein pessimistisches Bild.
Schließlich drohen weitere Veränderungen und der Protagonist steigert sich immer mehr in einen fiebrigen Zustand rein.