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Veröffentlicht am 01.03.2021

Ein Theater für Träumer

Sommer der Träumer
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Von Beginn an fällt der detaillierte Stil des Romans auf, der stimmungsvoll und weich gehalten ist.

Es ist der Bericht einer Frau in Griechenland. Wie in einer Klammer wird aus der Gegenwart ein Sommer ...

Von Beginn an fällt der detaillierte Stil des Romans auf, der stimmungsvoll und weich gehalten ist.

Es ist der Bericht einer Frau in Griechenland. Wie in einer Klammer wird aus der Gegenwart ein Sommer im Jahr 1960 erzählt.
Erica erinnert sich, wie sie als junge Frau damals nach dem Tod ihrer Mutter auf die Insel Hydra gekommen war.
Die Ankunft und das Leben auf Hydra wird mit allen Sinnen beschrieben. Die Stimmung der Zeit wird eingefangen.
Erica ist in einer Gemeinschaft, die ein freies Leben wollen. Dazu gehören vor allen Künstler, zum Beispiel der junge Leonard Cohen.
Es gibt viele Figuren. Leider geht die Autorin bei den meisten nicht sehr in die Tiefe.
Erica ist meistens die Beobachterin, die selbst die Handlung wenig beeinflusst.

A Theatre for Dreamers, so der Originaltitel, wurde von Bernhard Robben ins Deutsche übersetzt, das steht für Qualität und das ist bei dieser besonderen Sprache sehr wichtig.
Es ist aber ein weich gezeichneter Stil, den Polly Samson anwendet und den muss man mögen, da die Handlung selbst relativ wenig Höhepunkte setzt. Auf die Dauer fehlt es an Spannung. Man liest ein wenig wie im Gleichklang mit dem stillen Meer, das den Sturm noch nicht kennt. Doch es gibt so viele bemerkenswerte Beschreibungen, die das Buch unbedingt lesenswert machen.

Gegen Ende hin gibt es einen Bruch in der Handlung. Erica hatte die Insel verlassen und kehrt 10 Jahre nach diesem Sommer zurück. Es ist eine Art kleines Resümee, das sie zieht und sie erkennt an den Veränderungen, dass diese Zeit nicht mehr da ist. Ein gelungener Schluß!

Veröffentlicht am 24.02.2021

Die Elemente einer Zeit

Das bist du
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Ulrich Peltzer entwirft in Das Bist Du eine Hommage an eine Zeit Ende der Siebziger, Anfang der Achtziger, die ihn prägte. Musik, Film, Literatur dieser Zeit wird auf nahezu jeder Seite aufgeführt. Doch ...

Ulrich Peltzer entwirft in Das Bist Du eine Hommage an eine Zeit Ende der Siebziger, Anfang der Achtziger, die ihn prägte. Musik, Film, Literatur dieser Zeit wird auf nahezu jeder Seite aufgeführt. Doch das ist nicht Namedropping sondern Programm. Tatsächlich können sie einen Menschen mit bestimmen. Da ich jünger bin als Ulrich Peltzer haben mich all diese genannten Elemente nicht so stark geprägt wie spätere, aber sie sind mir ein Begriff und manches teile ich doch. Sie wirken auf mich. Daher sind die Erwähnungen dieser Zeitdokumente für mich wertvoll.

Außerdem kommt weiteres hinzu. Die Stadt Berlin, oft wechselnde Freundinnen des jungen Schriftstellers und seine ersten Schreibprojekte. Daher wird der Roman zwar kein spektakuläres, aber ein interessantes Werk.

Veröffentlicht am 24.02.2021

Ein bewegtes Jahr

Hard Land
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Sam, der Erzähler des Romans schildert von einem Jahr, das sein schönstes und sein schlimmstes war. Er war 15 Jahre alt und zum ersten mal verliebt, aber es ist auch die Zeit als seine lange krebskranke ...

Sam, der Erzähler des Romans schildert von einem Jahr, das sein schönstes und sein schlimmstes war. Er war 15 Jahre alt und zum ersten mal verliebt, aber es ist auch die Zeit als seine lange krebskranke Mutter stirbt.
Er ist ein schüchterner, zurückhalten der Junge, ein Außenseiter. Erst durch Kirstie und ihrer Clique lebt er auf. In mancher Hinsicht ist es ein typischer Coming-of-age-Roman. Aber die Krankheit der Mutter mit Gefahr von Rückfällen und Krankenhausaufenthalten bestimmt sein Leben stark Es ist die Angst vor schlechten Prognosen, dem schmerzhaften Verlust und dem langen Warten.

Der Roman wird stark von der Zeit der Handlung in den USA bestimmt. Es ist 1985. Eine Zeit bestimmt von Popmusik, Unterhaltungsfilmen wie Back to the Future und wilder Kleidung.

Eigentlich hat mir der Roman ganz gut gefallen und die Hauptfigur finde ich sehr glaubwürdig, besonders die Momente, bei denen es bei ihm emotional kippt. Aber bei manchen Versatzstücken merkt man manchmal, das Bendict Wells sich zu sehr an den klischeehaften Teenagerfilmen der achtziger Jahre orientiert hat.

Veröffentlicht am 24.02.2021

Momente am See

Aus der Mitte des Sees
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Aus der Mitte des Sees ist ein ruhiges, sehr reflektierendes Buch, auf das man sich einlassen muss, sonst wird es zum Geduldspiel.

Der Mönch Lukas, ca. 39, ist der jüngste im Benedikterkloster.
Es gab ...

Aus der Mitte des Sees ist ein ruhiges, sehr reflektierendes Buch, auf das man sich einlassen muss, sonst wird es zum Geduldspiel.

Der Mönch Lukas, ca. 39, ist der jüngste im Benedikterkloster.
Es gab noch Andreas, der jünger war und ein Freund, aber er hat das Kloster verlassen und eine Familie gegründet.

Es ist eine innere Zwiesprache, die Lukas hält. Zuerst mit Andreas, aber auch mit anderen, insbesondere mit Sarah, die zu Gast in der Umgebung ist.

Es gibt viele Passagen am See oder beim Schwimmen, die etwas meditatives haben, aber es gibt auch Gedankengänge von Lukas, bei denen man seine Unruhe spürt.

Moritz Heger besitzt eine bildreiche Sprache, die er entsprechend fein einzusetzen weiß. Für mich war das gerade in dieser Form sehr ansprechend.

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Veröffentlicht am 23.02.2021

Das Leben der Hannah Arendt

Was wir scheinen
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Hildegard E. Keller ist eine bekannte Literaturkritikerin und hat auch ein beträchtliches Werk an literaturwissenschaftlichen Veröffentlichungen, aber Was wir scheinen ist ihr erster Roman. Er erzählt ...

Hildegard E. Keller ist eine bekannte Literaturkritikerin und hat auch ein beträchtliches Werk an literaturwissenschaftlichen Veröffentlichungen, aber Was wir scheinen ist ihr erster Roman. Er erzählt von Hannah Arendt, die eine bedeutende Denkerin und Stimme in der Philosophie des zwanzigsten Jahrhunderts war.

Ich glaube, dass der Roman über Hannah Arendts Lebens mit Schwerpunkt nach dem Krieg bis 1975, auch für Leser geeignet ist, die Hannah Arendt nicht kennen. Obwohl es natürlich von Vorteil ist, Arendts Leben und Werk zumindest in groben Zügen zu kennen. Komplex und relevant genug ist es.

Entscheidend ist, das hier schwerpunktmäßig Hannah Arendt in erste Linie als Mensch gezeigt wird.

Als Jüdin flüchtete Hannah Arendt erst nach Paris, später in die USA. Erst war sie noch staatenlos, später bekam sie die US-Staatenschaft und fühlt sich auch als Amerikanerin.

Der nicht linear erzählte Roman wechselt in Zeiten und Orten. Das funktioniert sehr gut.
Hildegard E.Keller hat einen angenehmen Stil.Meisterhaft kann sie die Gedanken der Hauptfigur darstellen und auch die Dialoge sind großartig.

Eine wichtige Passage im Buch ist Arendts Besuch in Jerusalem, wo sie den Prozess gegen Adolf Eichmann verfolgt und darüber ein bedeutendes, aber umstrittenes Buch schreiben wird.

Sehr gefallen haben mir die Passagen mit Arendt als Dozentin in Berkeley.
Hannah Arendt hatte Freundschaften mit bekannten Leuten wie Martin Heidegger, Karl Jaspers; Walter Benjamin, Ingeborg Bachmann und Mary McCarthy.

Überraschend sind die Gedichte von Hannah Arendt, die im Buch verstreut auftauchen. Das gibt ihrer Persönlichkeit eine weitere, sanftere Note hinzu.
Obwohl Hannah Arendts kämpferische und widerspenstige Art im Buch insgesamt vielleicht etwas zu wenig betont wird.

Insgesamt entsteht ein gutes Gesamtbild der Persönlichkeit Arendts und ein Buch, das ich mit Vergnügen gelesen habe.

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