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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.09.2020

Das abgemagerte Rhinozeros

Inniger Schiffbruch
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Ausgehend von einem Traum über das Haus seiner vor 2 Jahren verstorbenen Eltern durchdenkt der Autor Frank Witzel verschiedene Erinnerungen und Reflexionen über die Familie. In den Kindheitserinnerungen ...

Ausgehend von einem Traum über das Haus seiner vor 2 Jahren verstorbenen Eltern durchdenkt der Autor Frank Witzel verschiedene Erinnerungen und Reflexionen über die Familie. In den Kindheitserinnerungen entsteht ein Bild der vergangenen Zeit mit all seinen Merkmalen.
Dabei gibt es einige wirklich gute Formulierungen, auch originelle literarische und philosophische Bezüge, z.B. Proust, Barthes, Thomas Bernhard, Walter Benjamin, Imre Kertész, Adorno.
Hinzu kommen psychotherapeutische Einsprengsel.
Ich habe das mit Interesse gelesen.

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Veröffentlicht am 18.09.2020

Plot, der sich hinschlängelt

Der Chauffeur
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Der Chauffeur Paul Klee hat 10 Jahre beim Industriellen Martin Rehberg gearbeitet, doch nach einem schweren Unfall wird er entlassen. Klee trifft eine Frau, mit der er eine Beziehung eingeht und ein Hotel ...

Der Chauffeur Paul Klee hat 10 Jahre beim Industriellen Martin Rehberg gearbeitet, doch nach einem schweren Unfall wird er entlassen. Klee trifft eine Frau, mit der er eine Beziehung eingeht und ein Hotel aufmacht.Doch es kommt schließlich noch mal alles anders, als Pauls Partnerin Inoue Sander jemand anders trifft und geht.
Paul Klee hingegen macht sich auf der Suche einem verschwundenen Gast, der früher Kommissar war.

Heinrich Steinfests Roman Die Büglerin hatte mir sehr gut gefallen. Der Chauffeur hat ähnliche Qualitäten, reicht aber nicht ganz ran. Dabei gibt es schon so einige wirklich gute Passagen. Steinfest schreibt manchmal ausgezeichnet, aber nicht alle Plotanteile konnten mich voll überzeugen. Das führt für mich dann zu einem alles andere als geradlinigen Handlungsverlauf. Den hatte Steinfest aber auch nie geplant, immer wieder gibt es neue Ideen, die einfließen und Wendungen, die nicht alle hätten sein müssen.
Was aber voll da ist, ist der typische Steinfest-Ton, der einem am Buch bleiben lässt.

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Veröffentlicht am 17.09.2020

Der Weg zum Schriftsteller

Das Buch eines Sommers
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Der deutsch-niederländische Autor Bas Kast ist in Holland aufgewachsen und lebt heute bei Würzburg. Mit Das Buch eines Sommers hat er jetzt einen Roman geschrieben. Zunächst fällt auch das Cover auf, ...



Der deutsch-niederländische Autor Bas Kast ist in Holland aufgewachsen und lebt heute bei Würzburg. Mit Das Buch eines Sommers hat er jetzt einen Roman geschrieben. Zunächst fällt auch das Cover auf, welches ein Motiv von David Hockney beinhaltet.

Es geht um die Entscheidung des Protagonisten sein Leben zu verändern, betrachtet wird er von Jugend bis ins Erwachsenenleben. Nicolas steht zwischen seinem Onkel und dem Vater, die Gegensätze sind. Der eine ist Schriftsteller und glaubt an Träume, der andere glaubt nur an harte Arbeit und dem realen im Leben.

Nicolas hat als Erwachsener das Glück, einen Sohn und eine Frau zu haben, die zu ihm hält und ihn ermutigt, zu schreiben.
Im Träumen begegnet er Christopher, die Romanfigur, die sein Onkel extra für ihn geschrieben hatte. Diese Träume mit ihrem philosophischen Gehalt konnten mich als Initialzündung für Nicolas leider nicht voll überzeugen.

Bas Kast Stil ist weder nüchtern noch verträumt, dabei aber doch geschmeidig und zugänglich. Obwohl er Härten vermeidet, kann man Nicolas innere Konflikte gut nachvollziehen. Dabei hilft, dass in der ersten Person erzählt wird.

Insgesamt mochte ich das Buch, es gibt einige gute Passagen, aber es hat mich nicht umgehauen und vermutlich wird es mir nicht lange im Gedächtnis bleiben.

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Veröffentlicht am 17.09.2020

Mit Witz und Elan geschrieben

Rules For Being A Girl
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Mit den amerikanischen Schriftstellerinnen Candace Bushnell und Katie Cotugno ist es ein Autorinnen-Team, die einen lebhaften Young-Adult-Roman geschrieben haben. Erzählt wird Witz und Elan, das gefällt ...

Mit den amerikanischen Schriftstellerinnen Candace Bushnell und Katie Cotugno ist es ein Autorinnen-Team, die einen lebhaften Young-Adult-Roman geschrieben haben. Erzählt wird Witz und Elan, das gefällt mir sehr gut.

Marin ist eine gute Schülerin, die für die Schülerzeitung schreibt und den Literaturunterricht liebt. Toll findet sie auch den beliebten Lehrer Bex, weil er sich stets klug, cool und lässig gibt und sich um Marin kümmert. Doch eines Tages nimmt er sie mit in seine Wohnung und küsst sie.
Marin ist perplex. Dieser ungewollte Vorfall bringt sie ins Nachdenken, auch über die Rolle, die Mädchen in der Gesellschaft einnehmen sollen.

Ich denke, dass Buch ist für Jugendliche gut geeignet, weil Marins emotionaler Zustand kontinuierlich beschrieben wird und somit Identifikationspotenzial bietet.

Marin wird aktiv und tritt für sich selbst und andere junge Frauen ein, indem sie einen entsprechenden Artikel mit dem Titel Rules for being a girl schreibt und einen feministischen Buchclub gründet. Sie trennt sich auch von ihrem Chauvi-Boyfriend Jacob.

So weit so gut, aber den Artikel selbst finde ich nicht so überzeugend und kann nicht recht glauben, das er Aufsehen an der Schule erregt. Außerdem ist Marins Verhalten immer wieder schwankend, gegen Ende auch nicht so souverän. Ihre Lovestory mit ihrem neuen Freund Gray halt ich für schwach. Gray soll eine Art Badboy sein, ist aber so was von verständnisvoll. Das ist ein gängiges Klischee im Genre, das ich wirklich nicht mehr lesen will. Übrigens nicht das einzige Klischee im Buch.

Lehrer kommen nicht besonders gut weg im Buch, und dabei spreche ich nicht vom Täter.

Spürbar ist der Roman vom meToo-Movement inspiriert.
Es ist ein gut lesbares Buch, mit ein paar Schwächen.
Man darf gespannt sein, ob Candace Bushnell und Katie Cotugno ihre Zusammenarbeit fortsetzen werden. Ich hoffe darauf!

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Veröffentlicht am 17.09.2020

Einblick ins Dorfleben

Mission Pflaumenbaum
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Die Nominierung für den Deutschen Buchpreis ist zu begrüßen, da es den Blick auf Literatur aus einem kleinen unabhängigen Verlag richtet, dem Mury Salzmann-Verlag aus Salzburg.
Es handelt sich um einen ...

Die Nominierung für den Deutschen Buchpreis ist zu begrüßen, da es den Blick auf Literatur aus einem kleinen unabhängigen Verlag richtet, dem Mury Salzmann-Verlag aus Salzburg.
Es handelt sich um einen originellen Roman, indem der Protagonist Kramer in das Dorf im Osten Deutschlands kommt, in dem seine Tochter lebt und dabei auf einen alten Mann auf einer Bank trifft. Mit ihm kommt er ins Gespräch bzw. der alte redet und redet. Und erzählt dabei von Veränderungen im Dorf über die Jahre, die vielleicht typisch sind für ostdeutsche Dörfer nach der Wende.
Endlich gelangt Kramer zum Haus seiner Tochter Tine. Das Wiedersehen löst bei ihm Erinnerungen aus, z.B. wie er und seine Frau sich trennten.

Leider wirkt das Buch auf die Dauer monoton. Das es ein sehr ruhiges Buch ist, trägt dazu bei. Positiv zu nennen sind die sprachlichen Qualitäten mit guten Beschreibungen und starken Sprachbildern, z.B. das vogelhafte Aussehen des alten Mannes auf der Bank.

Diesen Roman zu lesen lohnt sich.

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