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Veröffentlicht am 28.07.2024

Wenn der Rauch sich lichtet…

RAUCH
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Dieser Islandthriller von Yrsa Sigurðardóttir ist Band 2 rund um die Protagonisten Karólína, Týr & Iðunn. Er folgt auf “Nacht”.

Iðunn ist Islands einzige Rechtsmedizinerin und arbeitet daher mit der Polizei ...

Dieser Islandthriller von Yrsa Sigurðardóttir ist Band 2 rund um die Protagonisten Karólína, Týr & Iðunn. Er folgt auf “Nacht”.

Iðunn ist Islands einzige Rechtsmedizinerin und arbeitet daher mit der Polizei oft zusammen, wenn Obduktionen nötig sind. In ihrem aktuellen Fall sind auch unter anderem die Polizisten Karólína und Týr wieder involviert.

Das Autorin gelingt hier eine fesselnde Geschichte, die so verworren wie abgründig ist. Im Mittelpunkt stehen fünf ehemalige Kommilitonen, die sich anlässlich eines Begräbnisses wieder treffen. Da sie sich lange nicht gesehen haben, mieten sie ein Haus für ein paar Tage und wollen ihre Freundschaft wieder aufleben lassen.

Doch aus dem netten Trip wird eine wilde Reise. Alle fünf eint ein dramatisches Ereignis in der Vergangenheit und auch die aktuell Verstorbene war damals involviert.

Der Aufbau der Geschichte wechselt zwischen dem Erzählstrang rund um die angereisten Freunde und den Ereignissen ein paar Tage später, als Iðunn und die Polizei ermitteln. Nach und nach klären sich Unklarheiten bei den Ermittlungen durch die Rückblenden. Doch auch für den Leser hält das Buch noch Wendungen parat.

Iðunn als Charakter würde auch gut in einen Skadinavienkrimi passen, wo Hauptprotagonisten gerne etwas streitbar und vielleicht überzeichnet dargestellt werden. Sie macht sehr gute Arbeit, aber kann schroff und feindselig rüberkommen. Dazu kommen leichte familiäre Spannungen, die hier im Vergleich zum ersten Band stärker behandelt werden.

Veröffentlicht am 02.06.2024

Chinesische Sci-Fi für Spezialisten

Die drei Sonnen
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Gibt es im Universum noch andere Leben außer uns Menschen? Und wenn ja, wie intelligent ist es? Müssen wir uns vor dieser Möglichkeit fürchten? Rund um diese grundlegenden Fragen, die einen großen Teil ...

Gibt es im Universum noch andere Leben außer uns Menschen? Und wenn ja, wie intelligent ist es? Müssen wir uns vor dieser Möglichkeit fürchten? Rund um diese grundlegenden Fragen, die einen großen Teil unserer Forschung antreiben, strickt Cixin Liu (westliche Schreibweise) seine wissenschaftlich-fantastische Trilogie "Trisolaris".

"Die drei Sonnen" ist Band 1 der spannenden Romanreihe, die weiteren sind "Der dunkle Wald" und "Jenseits der Zeit". Unter dem Titel dieses Bandes wurde die Trilogie auch verfilmt. Dennoch entfalten sich in Büchern immer mehr Details und die durchaus intensiven Szenen sind im Kopfkino meist weniger verstörend.

Doch Vorsicht - dieser Roman ist keine leichte Lektüre! Das liegt zum einen daran, dass der Großteil der Handlung in China spielt. Einerseits heute, andererseits 1-2 Generationen vorher, zur Zeit der brutalen "Kulturrevolution". Zum anderen fußt Vieles in der Geschichte auf Naturwissenschaft und ihren Zusammenhängen. Man sollte entweder gutes Grundwissen oder viel Interesse und Verständnis für diesen Schwerpunkt mitbringen. Und man darf ruhig auch manche Passagen als gegeben hinnehmen, wenn man nicht jedes Detail zu einhundert Prozent nachvollziehen kann.

Der Autor schafft es - wenn auch teilweise schon fast zu detailreich - bekannte physikalische, biologische Phänomene und bewiesene Thesen mit dem "Was wäre, wenn?", dem erfundenen Teil der Geschichte, plausibel zu vermengen. Könnte neben der Erde noch eine weitere, ähnliche Welt existieren? Im Buch ist dies "Trisolaris", ein Planet, der statt einer gleich drei Sonnen hat wegen derer die Lebensbedingungen dort deutlich schwieriger sind.

Könnte es gelingen, mit so einer Zivilisation von der Erde aus Kontakt aufzunehmen? Und wenn ja, was wären die Folgen? Komplett beantwortet werden diese Fragen nicht, was zum Teil sicher daran liegt, dass noch zwei Bände folgen.

Abseits der naturwissenschaftlichen Erklärungen und Informationen, bekommen wir hier auch einen authentischen Einblick in die chinesische Seele. Das Personenregister und die Anmerkungen zu wichtigen Begriffen am Ende des Buches sind in jedem Fall hilfreich.

Ich war schon immer naturwissenschaftlich interessiert und kann mich daher auch für Science Fiction, das in diese Richtung tendiert, begeistern. Ein paar Passagen sind, aufgrund der umfangreichen Erklärungen, die nötig sind, etwas langatmiger. Aufgrund der Thematik ist die "Trisolaris"-Trilogie aber keine "massentaugliche" Unterhaltungsliteratur. Wer sich aber darauf einlassen kann, dessen Horizont wird durch "Die drei Sonnen" aber sicherlich erweitert.

Veröffentlicht am 13.04.2024

Unterwegs auf eigene Faust

Blutstunde
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Auch wenn Ermittler Alexander Blix von der Osloer Polizei sich schon in früheren Fällen (Blutzahl, Blutnebel, Bluttat, Blutnacht) nicht immer ganz exakt an alle Vorgaben gehalten hat, ist er in seinem ...

Auch wenn Ermittler Alexander Blix von der Osloer Polizei sich schon in früheren Fällen (Blutzahl, Blutnebel, Bluttat, Blutnacht) nicht immer ganz exakt an alle Vorgaben gehalten hat, ist er in seinem fünften Abenteuer noch etwas freier. Momentan arbeitet er nämlich nicht mehr als Polizist. Er arbeitet allerdings auch in keinem anderen Job.

Und gäbe es Emma Ramm nicht, würde er wohl auch sonst nicht viel tun. Die ehemalige Journalistin, die im Moment ebenso auf Jobsuche ist, vertieft sich in einen aktuellen Kriminalfall und ermittelt ein wenig auf eigene Faust. Damit lenkt sie nicht nur sich selbst von ihren eigenen Problemen ab, sondern schafft es auch, Blix dazuzuholen.

Parallel dazu nimmt ein Unbekannter mit Blix Kontakt auf, weil er etwas gestehen möchte. Wird dadurch etwa ein alter, ungelöster Fall geklärt, den Blix in seiner aktiven Zeit bearbeitet hatte?

Thomas Enger (Henning Juul-Reihe) und Jørn Lier Horst (William Wisting-Reihe) haben sich auch hier wieder für eine spannende und packende Fortsetzung der Blix-Ramm-Reihe zusammengetan. Die Fälle sind im Wesentlichen immer in jedem Band abgeschlossen, die Charaktere versteht aber am besten, wenn man alle Thriller chronologisch gelesen hat. “Blutstunde” ist klassisch gute Spannungsliteratur aus Skandinavien, wie sie viele Fans schätzen und lieben.

Veröffentlicht am 17.03.2024

Keine heile Welt

Verborgen
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Eva Björg Ægisdóttir verwöhnt Fans gepflegter Islandkrimis erneut. In "Verborgen" ermittelt Kommissarin Elma zum dritten Mal. Wie gewohnt ist der Fall eher unblutig, aber der Aufbau der Geschichte und ...

Eva Björg Ægisdóttir verwöhnt Fans gepflegter Islandkrimis erneut. In "Verborgen" ermittelt Kommissarin Elma zum dritten Mal. Wie gewohnt ist der Fall eher unblutig, aber der Aufbau der Geschichte und die Glaubwürdigkeit der Protagonisten beruhen stark auf Motiven, auf der Psyche und ihren Abgründen.

Der Krimi, der in der Kleinstadt Akranes spielt, startet mit einem Brand. Dieser ist schnell gelöscht, beim Lesen hat man aber das Gefühl, dass unter der Oberfläche aller Beteiligter die Glut weiter glimmt. Elma und ihr Kollege befragen viele Personen während der Ermittlungen.

Für alle, die dabei schnell den Überblick verlieren, oder trotz des flüssigen Erzähltempos öfter längere Pausen machen müssen, gibt es am Ende der 357 Seiten ein Personenregister. Die Ermittlungen plätschern - wie das wohl oft so ist - eine Weile eher gemächlich dahin, es gibt den einen oder anderen Anhaltspunkt, aber keinen Durchbruch.

Doch dann dreht ein Detail, auf das man beinahe vergessen hätte, die Ermittlungen fast auf den Kopf. Zudem steigt die Spannung, weil dann auch Rückblick-Kapitel etwas Licht ins Dunkel bringen. Führten die bisherigen Ereignisse überhaupt in die richtige Richtung? Gab es vielleicht mehrere Opfer und auch mehrere Täter oder sind doch Missverständnisse und Unfälle für die Ereignisse verantwortlich?

"Verboten" blickt hinter die oft so perfekt erscheinende Fassade gut situierter isländischer Familien und deren Kinder. Selbstverständlich ist alles fiktiv, aber in manchen Alltagsbetrachtungen auch beklemmend realistisch. Die Befragten spielen nicht nur der Polizei vor, es sei alles in Ordnung, sie versuchen auch, sich selbst und sich gegenseitig eine heile Welt vorzuspielen, die es so schon lange nicht mehr gibt.

Veröffentlicht am 24.02.2024

Be-stechende Spannung

Der Stich
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Siiiiiiirr! Patsch! Diese simple, im Sommer überaus übliche Abfolge an Geräuschen steht im Zentrum des neuen Thrillers von Thilo Winter. In “Der Stich” erforscht der Autor, was passieren könnte, wenn Stechmücken ...

Siiiiiiirr! Patsch! Diese simple, im Sommer überaus übliche Abfolge an Geräuschen steht im Zentrum des neuen Thrillers von Thilo Winter. In “Der Stich” erforscht der Autor, was passieren könnte, wenn Stechmücken nicht nur juckende oder krankmachende, sondern hochgradig tödliche Stiche verteilten. Sein Buch ist fiktiv, basiert jedoch auf wahren wissenschaftlichen Überlegungen und Versuchen.

Die Handlung lässt er auf den Florida Keys spielen, einer Inselkette vor der Südspitze der US-amerikanischen Halbinsel. Auch dies ist kein Zufall, denn dort fand und findet tatsächlich ein Freilandversuch mit Mücken statt.

Nun aber zu den - hoffentlich wirklich - fiktiven Teilen der Geschichte: Sie dreht sich um Quito Mantezza und Inéz Barrera. Inéz trifft durch Zufall auf Quito, als sie als illegale Einwanderin vor der Polizei flüchtet. Quito ist Student und Sohn des örtlichen stellvertretenden Polizeichefs. Er beschäftigt sich mit Meerestieren und kämpft gegen die Firma, die ihre Versuchsmücken auf den Inseln aussetzt.

Quito sieht darin nämlich vor allem die Nachteile. Seiner Meinung nach gibt es eine große Schwachstelle im Versuch, die zu einer potentiell lebensgefährlichen Mückenart führen könnte. Als immer mehr Menschen nach Stichen behandelt werden müssen oder sterben, sucht Quito nach dem Beweis für seine These und bringt sich, Inéz und seine Eltern dabei in große Gefahr.

Thilo Winter gelingt ein spannender Thriller mit glaubhaften Pro- und Antagonisten. Die Auflösung des dramatischen Endes habe ich nicht auf wissenschaftliche Genauigkeit überprüft, aber für mich fügt sich das Ganze relativ schlüssig zusammen. Eines ist auf jeden Fall sicher: Die ersten Stechmücken, die sich diesen Sommer in meine Nähe trauen, bekommen einen extra festen Hieb ab.