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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.10.2021

Gefangen im “Spiel”

Stadt des Zorns
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Marc Meller vereint in seinem Thriller das Spielerische eines Escape-Rooms mit der realen Grausamkeit eines Psychopathen und Mörders. “Stadt des Zorns” ist zwar die Fortsetzung zu “Raum der Angst”, man ...

Marc Meller vereint in seinem Thriller das Spielerische eines Escape-Rooms mit der realen Grausamkeit eines Psychopathen und Mörders. “Stadt des Zorns” ist zwar die Fortsetzung zu “Raum der Angst”, man kommt aber auch gut zurecht, wenn man die Vorgeschichte der Hauptfigur Hannah nicht kennt.

Die wichtigsten Eckpunkte werden erwähnt, man versteht schnell, wie es ihr derzeit geht und warum sie ihre Tasche nie aus den Augen lässt. Hannah besucht ihre Schwester in Köln. Plötzlich bricht ein Verkehrschaos in der Innenstadt aus und schon nimmt die Geschichte Fahrt auf.

Gemeinsam mit sieben anderen Personen geht sie schließlich wider besseren Wissens ihrem “Erzfeind” in die Falle: Der Psychopath Janus konnte beim letzten Mal entkommen und hat mit Hannah, der einzigen anderen Überlebenden seiner Spiele, noch eine Rechnung offen.

Die Stadt Köln selbst wird in seinem Plan zum Überlebensraum, die Gruppe wird vor verschiedene Rätsel gestellt, die nicht nur schwierig sind, sondern bei falschen Entscheidungen - anders als in den Escape-Rooms - den Tod bedeuten können.

Kurze Abschnitte und eine unaufgeregte Erzählweise helfen dabei, das Buch schnell lesen zu können. Nicht alles ist 100% logisch, sowohl von Hannahs Seite aus als auch vom Gegenspieler. Manches muss einfach passieren, damit es weitergehen kann.

Janus plant alles voraus, scheint immer zu wissen was passieren wird und er wirkt als hätte er keine Schwachstelle. Hält Hannah diesmal wieder bis zum Ende durch?

Veröffentlicht am 17.10.2021

Ein starker Einstieg

Winterland
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Das Autorenduo Faber/Pedersen entführt uns ins winterliche Dänemark. Geografisch kann man vielleicht nicht ganz “Skandinavien-Thriller” sagen, aber “Winterland” passt dennoch gut in das Sub-Genre.

591 ...

Das Autorenduo Faber/Pedersen entführt uns ins winterliche Dänemark. Geografisch kann man vielleicht nicht ganz “Skandinavien-Thriller” sagen, aber “Winterland” passt dennoch gut in das Sub-Genre.

591 packende Seiten lang ermittelt Signe Kristiansen von der Kopenhagener Mordkommission an einem vielschichtigen Fall. Ein Bombenattentat erschüttert das Land kurz vor Weihnachten. Das Feiern fällt aus, der Urlaub ist abgesagt, jeder verfügbare Polizist und Soldat muss in der Hauptstadt aushelfen.

Jeder? Nein. In einer Kleinstadt etwas abgelegen sitzt Martin Junckersen, selbst eigentlich Mordermittler, in einer kleinen Polizeistation. Sein Ärger, nicht angefordert worden zu sein, währt aber nur kurz. Bald steckt er über beide Ohren in Arbeit, muss er doch einen Mord vor Ort aufklären und das ohne das übliche große Team um sich herum.

Als wäre das nicht genug, gibt es auch noch einen etwas älteren Fall, um den sich noch niemand richtig gekümmert hat und es kommt noch mehr dazu. So viele Straftaten in einer Provinzstadt in kurzer Zeit rund um das große Attentat, kann das noch Zufall sein?

Die ermittlerischen Abläufe und die Charaktere sind sehr eingängig und realistisch erzählt. Da “Winterland” der erste von drei zusammenhängenden Bänden ist, fällt ein Teil der Seiten auch Privatem über die Protagonisten zum Opfer. Das stört aber nicht sehr und hängt teilweise enger mit der Handlung zusammen.

Trotz oder vielleicht wegen ihrer Schwächen sind die Protagonisten sympathisch und handeln logisch. Es gibt natürlich ein eher offenes Ende aufgrund der Fortsetzung, die wesentlichen Punkte werden aber gelöst.



Die Reihe mit Kristiansen und Junckersen:

Winterland
Todland (soll Ende 2021 erscheinen)
Blutland (geplant Mai 2022)

Veröffentlicht am 05.10.2021

Spannend und lehrreich

Probe 12
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Nach der Pandemie ist vor dem nächsten Problem. Und es könnte wieder ein wissenschaftliches sein. Das Autorenduo Kathrin Lange und Susanne Thiele verbindet ihre beiden Expertisen in “Probe 12” zu einem ...

Nach der Pandemie ist vor dem nächsten Problem. Und es könnte wieder ein wissenschaftliches sein. Das Autorenduo Kathrin Lange und Susanne Thiele verbindet ihre beiden Expertisen in “Probe 12” zu einem realistischen und packenden “Nach-Corona-Thriller”.

Einem georgischer Wissenschaftler und einer deutschen Forscherin gelingt der Durchbruch: Sie haben es geschafft, eine Behandlungsmethode gegen die gefährlichsten multiresistenten Keime unseres Planeten zu finden. Diese soll öffentlich bekannt und zugänglich gemacht werden. Für alle. Dass sich dann nichts damit verdienen lässt, geht anderen natürlich gegen den Strich.

Es entbrennt ein Wettkampf um Aufzeichnungen und Proben, der nach Berlin führt. Durch Zufall finden sich Foodhunter Tom Morell, Lobbyist Max Seifert und Wissenschaftsjournalistin Nina Falkenberg zusammen um gemeinsam zu verhindern, dass die Forschungsergebnisse in falsche Hände geraten.

Der oft sorglose Umgang mit Antibiotika ist allgemein bekannt, aber welche Folge das im Detail haben kann, wird schon weniger Menschen bewusst sein. Es ist wie beim Klimawandel: Ernst, aber wir können noch etwas tun.

Das war jetzt ein Stimmungskiller? Allzu lustig geht es in diesem Buch auch nicht zu. Dafür ist die fiktive Story großteils sicher zu nahe an der Realität, aber der Plot macht nachdenklich und ist definitiv lehrreich. Keine Angst, es gibt ein Glossar am Ende des Buches, aber man muss sich schon ein wenig auf die Thema Mikrobiologie und Biochemie einlassen.

Wer dazu einen persönlichen Bezug hat, wird sich natürlich leichter tun, aber auch ohne Vorwissen werden die Begriffe gut erklärt und wir alle sahen ja in den letzten Monaten via Medien genug Labors und Krankenhäuser von innen.

Die wichtigsten Zusammenhänge werden immer wieder leicht verständlich vermittelt und lenken somit nicht vom Spannungsbogen ab. Es sind nicht zu viele Charaktere beteiligt, auch da behält man den Überblick.

Die Lösung fügt sich gut zusammen und auch wenn nicht jedes Detail ganz genau aufgelöst wird, kommt das Buch doch ohne argen Cliffhanger aus. Wer Spannung und das Themengebiet (trotz Corona immer noch) mag, wird hier informiert und unterhalten gleichermaßen.

Veröffentlicht am 19.09.2021

Blutjagd in Nordschweden

Der Gejagte
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Nach “Der Schmetterling”, “Der Läufer” und “Der Todgeweihte” gibt es mit “Der Gejagte” nun Fall vier für die Hudiksvaller Ermittler rund um Johan Rokka und Janna Weissmann. In bester Schwedenkrimi-Manier ...

Nach “Der Schmetterling”, “Der Läufer” und “Der Todgeweihte” gibt es mit “Der Gejagte” nun Fall vier für die Hudiksvaller Ermittler rund um Johan Rokka und Janna Weissmann. In bester Schwedenkrimi-Manier sehen sie sich hier einem blutrünstigen Serienkiller gegenüber. Die Opfer sind aber nicht klassisch wehrlose, hübsche Frauen, sondern Männer, die mit Blut zurechtkommen sollten: Jäger.

Aber dann gibt es plötzlich ein Opfer, das nicht dazupasst und die bisherigen Fortschritte werden infrage gestellt. Johan und Janna stehen vor den üblichen Problemen. Niemand hat etwas gesehen, niemand kann bei den Befragungen wirklich etwas zu Klärung beitragen.

Es sind die kleinen Hinweise, die nach mühevollem Durchforsten von Unterlagen und Datensätzen erst nach Tagen auftauchen, die schließlich die Richtung vorgeben. Das Gesamtbild am Ende ist stimmig, auch Nebenschauplätze fügen sich letztlich gut ein.

Ein bisschen Privates erfährt man über die Protagonisten zwar, wer sich dafür mehr interessiert, sollte aber am besten zuerst “Der Schmetterling” lesen.

Auffällig an der Rokka-Reihe ist, dass sich manche Elemente verändern. Die Einteilung in Tage (mehrere Kapitel pro Tag) gab es zu Beginn, in Band 3 dann nicht und nun ist sie wieder da. Zudem hat sich die Erzählzeit geändert und scheint nun beim Präsens zu bleiben.

Vielleicht ist das auch der Übersetzung geschuldet. Hier zum Beispiel wird, wie im Deutschen üblich, du/Sie angewendet, bei anderen Büchern aus dem Schwedischen wird das dort generell übliche du auch so mit übersetzt.

Veröffentlicht am 14.09.2021

Schuld verjährt nicht

Waldeskälte
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Ich suche nicht gezielt nach Krimis/Thrillern, die in der Schweiz spielen, dementsprechend selten finden welche ihren Weg zu mir oder finde ich zufällig welche. Daher war “Waldeskälte” schon einmal prinzipiell ...

Ich suche nicht gezielt nach Krimis/Thrillern, die in der Schweiz spielen, dementsprechend selten finden welche ihren Weg zu mir oder finde ich zufällig welche. Daher war “Waldeskälte” schon einmal prinzipiell interessant. Und auch der Plot kann sich sehen lassen.

Die erfolgreiche Interpol-Ermittlerin Valeria Ravelli wird plötzlich mit ihrer Vergangenheit konfrontiert. In ihrem Heimatdorf wiederholen sich Ereignisse aus ihrer Kindheit. Damals wurde sie selbst Opfer einer Entführung und zwei Jahrzehnte später erfährt sie, dass wieder ein Mädchen spurlos verschwunden ist.

Da die Ereignisse sie nie ganz losgelassen haben, inklusive gelegentlicher Albträume, folgt sie dem Ruf eines alten Freundes, der noch im Dorf wohnt und muss sich erst wieder einfinden. Auch wenn sich oberflächlich einiges verändert hat, verhakt Valeria sich dennoch immer tiefer in der Geschichte. Sie versucht, ihre Herkunft als Vorteil auszuspielen, stößt aber immer öfter auf Ablehnung und Widerstände.

Die Ereignisse von damals wurden nie ganz aufgeklärt aber Valeria ist entschlossen, es nun selbst besser zu machen. Ein spannender Thriller um Dorfgeheimnisse, Verschwiegenheit und um Schuld, die nicht verjährt.