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Veröffentlicht am 16.09.2021

Tragische und zugleich wundervolle Geschichte

Der Gesang der Berge
1

》Kriege haben die Macht, liebenswerte und kultivierte Menschen in Ungeheuer zu verwandeln.《

Normalerweise mache ich einen Bogen um Bücher, die über den Krieg gehen. Alle Deutschlektüren in der Schule ...

》Kriege haben die Macht, liebenswerte und kultivierte Menschen in Ungeheuer zu verwandeln.《

Normalerweise mache ich einen Bogen um Bücher, die über den Krieg gehen. Alle Deutschlektüren in der Schule hatten dieses Thema und das Leid in den Nachrichten reicht mir... Aber warum habe ich mich dennoch so sehr zu diesem Buch hingezogen gefühlt?

Zuerst einmal das Cover: Wunderschöne, schon leicht herbstlich anmutende Farben. Es wirkt filigran, zerbrechlich. Ein kurzer Blick ins Buch zog mich in seinen Bann. 

Nach einer kurzen Einführung findet man sich im Hà Nôi wieder, mitten im Vietnamkrieg. Man lernt den Alltag von Diêu Lan und ihrer Enkelin Hu'o'ng. Man erlebt den Alltag ihren Höhen und brutalen Tiefen. Im Laufe der Geschichte wechseln sich Hu'o'ngs "Gegenwart" und Großmutter Diêu Lans Vergangenheit ab. Was eine willkommene Abwechslung zu der Grausamkeit ist, die in jeder Zeitebene der Familie widerfahren ist. 

Der Schreibstil kommt ohne Schnörkel und Effekthascherei aus und kreiert dennoch damit unglaubliche emotionale Tiefe. Ich hatte stellenweise das Gefühl, vollständig in dieses Buch einzutauchen und sah die Straßen Hà Nôis, den Dschungel im Süden und all die anderen Schauplätze der tragischen und auch schönen Momente. 

Diese Geschichte ist so grausam, wie Kriege sein Können und gleichzeitig so zart und schön, wie das Leben sein kann. Doch gleichzeitig war sie immer auch ein Stück lebensbejahend. Lehrreich und eine echte Inspiration, nicht aufzugeben, egal wie hoch der Berg zu sein scheint, den man zu erklimmen hat.

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Veröffentlicht am 14.09.2021

Gutes Buch mit (zu) viel Liebe zum Detail

Das Kreuz des Pilgers
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Ein historischer Roman, der in meiner Region spielt? Ich war Feuer und Flamme für dieses Buch. Leider konnte es nur bedingt meiner Euphorie Stand halten.

Als Leser wird man ein bisschen ins kalte Wasser ...

Ein historischer Roman, der in meiner Region spielt? Ich war Feuer und Flamme für dieses Buch. Leider konnte es nur bedingt meiner Euphorie Stand halten.

Als Leser wird man ein bisschen ins kalte Wasser geschmissen, denn sehr bald findet man sich in einer turbulenten und tragischen Situation wieder. Man leidet mit den Figuren mit. Ein starker Einstieg, der leichte Sympathien erregt.

Danach flaute es für mich recht schnell ab. Der Funke mit den Charakteren nicht weiter überspringen und der detaillierte Schreibstil ließ manch potentiell spannende Szene für mich langatmig und ein bisschen frustrierend werden. Leser, die diese Art des Schreibens mögen, werden hier aber auf ihre Kosten kommen. 

Es werden einige Themen behandelt, die dem Roman eine gewisse Vielschichtigkeit. Homosexualität, psychische Krankheiten, Inquisition, Spiritualität/Esoterik... Für jeden ist da was fandet. Vielleicht war mir die Sache mit dem Kreuz aber auch ein bisschen zu viel. 

In "alten" Koblenz habe ich mich hingegen gut zurechtfinden können. Die stellen waren gut beschrieben. Die Karte am Anfang ist sicherlich eine gute Hilfe für Leute, die Koblenz nicht so gut kennen. 

Als Fazit kann ich ziehen, dass es ein grundsolider Roman ist, deren Autorin Petra Schier sich ein paar schwierigere Themen rausgesucht hat. Aufgrund der (von mir so empfundenen) Langatmigkeit, die den Lesefluss gestört hat und der fehlenden Sympathie für die Charaktere hat er in der Bewertung aber ein paar Federn lassen müssen. 

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Veröffentlicht am 05.09.2021

Einblicke ins Rotlichtmilieu, aber auch in das Privatleben

Herbertstraße
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Ich erinnere mich gut an eine Aussage meiner Mutter zum Thema Prostitution. Sie meinte, dass man - gerade als Frau - dafür dankbar sein sollte, dass es eine Anlaufstelle für Männer gibt, um ihre Begierden ...

Ich erinnere mich gut an eine Aussage meiner Mutter zum Thema Prostitution. Sie meinte, dass man - gerade als Frau - dafür dankbar sein sollte, dass es eine Anlaufstelle für Männer gibt, um ihre Begierden und Wünsche auszuleben, vor allem für die, die keinen Partner dafür haben. Das fand ich damals schon einleuchtend und nach dem Buch jetzt nun noch viel mehr. 

Manuela Freitag nimmt uns mit in ihr Leben. Man lernt sie privat kennen, die Frau und Mutter. Man lernt aber auch die berufliche Seite kennen - die Domina. Man durchlebt ihre Vergangenheit und sieht die Gegenwart, am Ende gibt es einen vorsichtigen Blick in die Zukunft. Aber nur kurz. Denn sie lebt im hier und jetzt. 

Bemerkenswert fand ich die Art und Weise, wie ihre Geschichte hier erzählt wurde. Ungeschönt, mit der richtigen Menge an Details und ohne auf die Tränendrüse zu Drücken. Mit einer ordentlichen Portion Realismus und Reflektiertheit, garniert mit einem Schuss Humor. Die Geschichte hat gefesselt, mit all ihren Facetten.

Die Kapelle zu ihrer Vergangenheit haben sich mit Erzählungen aus ihrem Berufsleben abgewechselt, so behielt das Buch durchweg seinen Schwung und wurde nicht zu trocken. Man lernt auch ein paar Kunden, ein paar ihrer Begierden kennen. So abwegig sie auch manchmal klangen. 

Manuela Freitag erzählt davon, wie sie sich immer wieder aufrappelte, sich selbst wieder ins straucheln brachte, nur um ihr Leben wieder auf die Reihe zu bekommen. Später auch, wie sie als alleinerziehende Mutter Kind und Beruf unter einen Hut zu bringen versuchte. 

Zusätzlich lässt sie sich nicht nehmen, auch von Missstände zu sprechen. Zwangsprostitution wird als Thema ebenso (kurz) angeschnitten wie Depressionen, Sucht und vor allem die gesellschaftliche Ausgrenzung.

Dieses Buch ist wirklich eine große Überraschung gewesen. Es hat mich so gefesselt, dass ich schneller als mir lieb war, damit durch war. Es ist wirklich toll geschrieben und handelt von einer tollen, inspirierenden Persönlichkeit.

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Veröffentlicht am 04.09.2021

Ein lebensbejahendes Buch

Gemeinsam
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Zu erst einmal: Ich bin kein sonderlicher Fan von diesen Lebensweisheitbüchern, die es an jeder Ecke gibt. Meist sind sie mir einfach zu oberflächlich und stupide.

Dieses Buch kommt aber nicht mit irgendwelchen ...

Zu erst einmal: Ich bin kein sonderlicher Fan von diesen Lebensweisheitbüchern, die es an jeder Ecke gibt. Meist sind sie mir einfach zu oberflächlich und stupide.

Dieses Buch kommt aber nicht mit irgendwelchen stumpfen Lebensweisheiten daher, es erzählt auf unaufgeregt Art und Weise eine Geschichte. Mehr mit Bildern als mit Worten. 

Die Illustrationen sind schon sehr ausdrucksstark und manchmal gewaltig. Man könnte sich vermutlich Stunden in den Details verlieren. Und doch ist noch genug Platz für die eigene Phantasie. 

Alles in allem ist das Buch ein vehementes und überzeugtes Plädoyer für die Gemeinschaft und der Menschen. Auch wenn für mich ein wenig zu weichgespült. Z. B. wurde der Applaus für Pflegekräfte angesprochen. Davon ist leider heute nicht mehr ganz so viel zu spüren...

Das Buch an sich kommt recht hochwertig daher. Das Papier ist unüblich dick. Da ich kleine Hände habe war das, zusätzlich mit dem sehr dicken Einband, nicht immer so einfach zu handeln. Wenn das Buch auf der Seite liegt, wellen sich die dicken Seiten auch etwas. 

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Veröffentlicht am 02.09.2021

Tiefgründig und mit einer Brise Humor erzählt

Barbara stirbt nicht
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Herr Schmidt gehört zur "alten Garde", eben diese Herren, die sich als unangefochtene Familienoberhaupt sehen. Die, die bekocht werden. Denen man von Kindesbeinen an weiß gemacht hat, dass der Haushalt ...

Herr Schmidt gehört zur "alten Garde", eben diese Herren, die sich als unangefochtene Familienoberhaupt sehen. Die, die bekocht werden. Denen man von Kindesbeinen an weiß gemacht hat, dass der Haushalt im Allgemeinen und die Küche im Besonderen nichts für Jungen oder Männer sei. Ich denke, da können alle einen männlichen Familienangehörigen (je nachdem, welcher Generation man angehört) wiedererkennen. 

Erschwerend kommt hinzu, dass Herr Schmidt etwas ist, was man bei uns einen "alten Knurzen" nennt: Mürrisch, schweigsam und ziemlich unhöflich. Auf dem ersten Blick also ein richtiger Unsympath. Seine Handlungen und innere Monologe unterstreichen dies häufig. Manchmal erkennt man aber auch den weiche Kern unter der harten Schale und ist von der Fürsorge gerührt. Der Umgang mit seiner Barbara war manchmal, gerade aufgrund der Situation, herzzereißend.

Im Laufe des Buches begegnet Herr Schmidt neuen Leuten und alten Bekannten, mit denen er mal gut und öfters mehr schlecht als recht interagieren muss. Manchmal kann man seine Reaktion nachvollziehen und manchmal zuckt man fast zusammen, so barsch ist er. Die vielen verschiedenen Nebencharaktere helfen dem Buch zu einer gewissen Dynamik, auch wenn generell nie viel Wirbel gemacht wird. 

Dabei sind deine Ausflüge ins Internet und in die Welt des Kochens doch oftmals sehr amüsant und birgt einen skurrilen Unterhaltungsfaktor.

Eine Kernaussage, die ich aus dem Buch mitnehme ist: Jeder wird mal alt und verdrängen hilft da leider gar nichts. 

Ein Punkt, der auch oft vorkommt, ist die Engstirnigkeit von Herrn Schmidt. Ich finde sie ein wunderbares Mahnmal für all die, die stur nur sich selbst im Sinn haben. 

Das Buch ließ sich sehr gut lesen. Alina Bronsky versteht es, die Geschichte ohne viel Schnickschnack und künstlicher Spannung lesenswert zu gestalten. Die Geschichte plätschert im positiven Sinne vor sich her, alles andere hätte dem Thema nicht gut getan. 

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