Hamlet neu interpretiert
Never DoubtMein letzter New Adult Roman liegt schon etwas zurück und auch nach diesem werde ich wohl wieder eine Weile gesättigt sein. Das liegt nicht unbedingt daran, dass er mir so wenig gefallen hat, doch mein ...
Mein letzter New Adult Roman liegt schon etwas zurück und auch nach diesem werde ich wohl wieder eine Weile gesättigt sein. Das liegt nicht unbedingt daran, dass er mir so wenig gefallen hat, doch mein Bedarf an romantischer Lektüre ist nach so einem Buch mehr als ausreichend gedeckt.
Zuerst war ich wirklich skeptisch. Erzählt wird eine Geschichte, wie sie schon hundert Mal erzählt wurde: reiches Mädchen verliebt sich Jungen aus problematischen Verhältnissen.
Vorweg: alle, die dieses Klischee absolut nicht ausstehen können, sollten von der Lektüre fernbleiben. Wer dennoch bereit ist, sich darauf einzulassen, wird eine sehr gefühlvolle, tiefgründige und mitreißende Liebesgeschichte erleben. Denn obwohl auch hier nicht an Klischees gespart wurde, empfand ich sehr wundervoll, wie die Autorin gesellschaftliche Themen behandelt hat.
Das Theater nimmt in „Never Doubt“ eine besondere Bedeutung ein. Es ist zum Katalysator der Handlung, hilft den Charakteren, sich weiter zu entwickeln und erschafft eine einzigartige Atmosphäre. Ich war immer wieder erstaunt, wie Emma Scott Parallelen zu „Hamlet“ und den Leben von Willow und Isaac geschaffen hat.
Isaac wird als düster und gefährlich dargestellt, doch dabei erhält er keine der Charaktereigenschaften, die ich mich an vielen anderen Bad Boys aufregen. Er behandelt Frauen mit Respekt, kontrolliert oder manipuliert sie nicht. Er ist ein Poet, ein gefühlvoller Mensch. Nach außen hin der Frauenschwarm ‑ der James Dean ‑ doch es sind nur die Vorurteile und Gerüchte, die ihn in dieses Schema pressen. Auch Willow ist alles andere als das verwöhnte Mädchen, dass sich nur für Oberflächlichkeiten interessiert. Sie hat erlebt, was kein Mensch erleben sollte und doch hört sie nicht auf, zu kämpfen. Für sich, für ihre Freunde und für Isaac.
Das „Liebe‑heilt‑alles“‑ Syndrom war mir hier und da zwar etwas zu sehr ausgeprägt. Und angesichts ihres Traumas empfand ich auch die Beziehung zwischen ihr und Isaac manchmal zu idealistisch. Aber insgesamt mochte ich, wie sie zueinander finden. Langsam und vorsichtig. Ich mochte, wie zu Freunden werden und sich gegenseitig unterstützen.
Schade fand ich jedoch, was die Autorin aus Justin gemacht hat. Ich hatte recht lange gehofft, er würde nicht in das Klischee gedrängt werden. Aber was mit ihm geschah, war schlussendlich vorhersehbar und enttäuschend.
An einigen Stellen waren mir Ereignisse zu übertrieben, zum Beispiel die Szene im Haus der Holloways, als Willow mit ihrem Vater streitet. Ich habe ihre Eltern nie ganz verstanden, ihr Verhalten oft nicht nachvollziehen können und insgeheim denke ich, insbesondere ihr Vater hat eine psychische Störung. So wie Willows Eltern ihre Tochter behandelt haben, sollte niemand seine Kinder behandeln. Kein einziges Mal hatte ich das Gefühl, sie würden sie wirklich lieben. Niemals hätte ich ihnen verziehen, was sie ihr angetan haben.
Großer Kritikpunkt ist für mich das Ende. Kitsch pur. 🙄Ewige Liebe mit allem, was die Disney‑Romantik zu bieten hat. Ich weiß, es gibt genug, die genau solche Enden mögen. Ich gehöre jedoch nicht dazu.
Emma Scott hat mich wirklich zu Tränen gerührt. Ich habe geliebt und gehasst und gehofft. Sie hat mir das Herz zerbrochen. Ich denke, insgesamt war es für mich ein gutes Buch.