Eigenwillig und unkonventionell
Darum geht‘s:
Janina Duszeijko ist nicht mehr die Jüngste. Dennoch zieht sie die Einsamkeit in den winterlichen Wäldern auf dem Hochplateau an der polnisch-tschechischen Grenze dem Leben in der Stadt vor. ...
Darum geht‘s:
Janina Duszeijko ist nicht mehr die Jüngste. Dennoch zieht sie die Einsamkeit in den winterlichen Wäldern auf dem Hochplateau an der polnisch-tschechischen Grenze dem Leben in der Stadt vor. Auch fühlt sie sich viel wohler in der Gesellschaft von Tieren als von Menschen. Kein Wunder also, dass die Leute aus der Region sie für wunderlich halten. Als ihr Nachbar Bigfoot auf sonderbare Weise ums Leben kommt und es auch nicht bei diesem Todesfall bleibt, verändert sich die Atmosphäre in den einsamen Wäldern und Janina macht sich auf, die Wahrheit raus zu finden.
So fand ich‘s:
Die letzte Seite habe ich bereits vor ein paar Tagen umgeblättert und ich wollte das erstmal etwas auf mich wirken lassen, bevor ich meinen Leseeindruck zu Papier bringe. Doch auch jetzt nach längerer Betrachtung finde ich es schwierig zu beschreiben, wie ich das Buch empfinde. Das spricht aber überhaupt nicht gegen das Buch – im Gegenteil! Es zeigt im Grunde wie besonders die Geschichte ist und dass man sie nicht einfach so in eine Schublade stecken kann.
Sosehr ich die Protagonistin Janina mochte, genauso wenig war sie greifbar für mich. Mir war ihre Denkweise und Einstellung zur Natur von Anfang an sympathisch. Auch ihre eigenwillige und leicht schrullige Art machte sie liebenswert. Und doch war da auch ein diffuses Gefühl, das ich lange nicht zu benennen vermochte und genau das machte das Buch auf sehr ungewöhnliche und leise Art spannend.
Zum Ende hin hat die Autorin mich dann noch äußerst überrascht. Für mich bleibt trotzdem die Erzählweise das absolute Highlight dieses Buches. Die Autorin kreiert hier eine dichte Atmosphäre, die den Leser die Winterkälte spüren und den Wind zwischen den Bäumen pfeifen hören lässt. Janinas Gedankenwelt und vor allem auch ihre Einstellung Männern gegenüber, brachten mich manches Mal zum Schmunzeln. In diesem Buch steckt sowohl ein bisschen Krimi als auch eine angenehme Portion Philosophie. Und die Geschichte hat etwas von einer Parabel zum Thema Mensch und Natur. Die ruhige Atmosphäre, die die polnischen Wälder hier ausstrahlen, wirkte entschleunigend auf mich, ohne langweilig zu werden.
„Gesang der Fledermäuse“ war mein erstes Buch von Olga Tokarczuk und es ist ihr gelungen, mich mit ihrer unkonventionellen Geschichte und eindringlichen Erzählweise gleich von der ersten Seite an abzuholen und mich bis zum Schluss hin zu fesseln. Dieses Buch ist für mich der beste Beweis, dass so ein Ausflug außerhalb der Genres, die ich hauptsächlich lese, absolut lohnt und bereichernd ist.