Facettenreiche Reise
Marco Polos sagenumwobene Biographie wurde ja schon öfters literarisch verarbeitet.
Oliver Plaschkas Version nimmt ihren Ausgang im Genua des Jahres 1298, wo Rustichello da Pisa bereits seit 14 Jahren ...
Marco Polos sagenumwobene Biographie wurde ja schon öfters literarisch verarbeitet.
Oliver Plaschkas Version nimmt ihren Ausgang im Genua des Jahres 1298, wo Rustichello da Pisa bereits seit 14 Jahren im Gefängnis sitzt und die Hoffnung auf eine Besserung seiner Lebensumstände lange aufgegeben hat. Doch eines Tages bekommt er einen neuen Zellennachbarn – einen Venezianer, der behauptet, bis ans Ende der Welt gereist zu sein und Unglaubliches erlebt zu haben. Er erzählt eine Geschichte voller exotischer Länder und spannender Abenteuer, weshalb sich immer mehr interessierte Zuhörer einfinden.
Wie der ausführliche Anhang beweist, dürfte dieser Roman gründlich recherchiert sein. An einigen Stellen hat sich der Autor dennoch viel dichterische Freiheit genommen, was angesichts der Tatsache, dass es bezüglich Marco Polos Lebensweg ohnehin kaum wirklich gesicherte Fakten gibt, jedoch gut zum Thema passt.
Das Buch ist flott lesbar und enthält viele interessante Facetten. Es gibt zwar ein paar Längen, aber auch eine Reihe fesselnder Szenen. Besonders faszinierend fand ich das Wechselspiel von Wahrheit und Lüge, welches sich in verschiedenen Varianten durch die Handlung zieht.
Was die Ausgestaltung der Protagonisten betrifft, gäbe es allerdings noch Verbesserungspotential. Vor allem Marcos Vater und Onkel wären vielversprechend angelegt, können ihr Potential aber nicht ganz ausschöpfen. Außerdem konnte ich manche Aktionen und Denkweisen einiger Figuren nicht recht nachvollziehen.
Dennoch ein gelungener historischer Roman, der an spannende Schauplätze entführt.