Schambehaftete Schamlosigkeit
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Eine Überschrift und ein Buch im Widerspruch. Nun wurde sich redlich Mühe gegeben, diesen paar Zentimetern, von denen so viele Menschen so viel abhängig machen, ihre Macht zu nehmen – aber die ...
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Eine Überschrift und ein Buch im Widerspruch. Nun wurde sich redlich Mühe gegeben, diesen paar Zentimetern, von denen so viele Menschen so viel abhängig machen, ihre Macht zu nehmen – aber die Art und Weise, mittels derer das passieren soll, empfinde ich als ungeeignet.
Ich hätte mir ein nüchternes, wenn auch leicht unterhaltsames Populärwissenschaftsbuch zum Themenkomplex Penis gewünscht; bekommen habe ich jedoch eine Abhandlung mit teilweise absurden Exkursen ins Märchenhafte, mit kleineren Dopplungen, mit haufenweise Einhörnen und stilisierten Pimmeln und vor allem mit latentem Humor in einer Farbe, die mir zuwider ist.Alle paar Seiten muss offenbar für die geneigte männliche Leserschaft die „Spannung“ aus dem Text genommen werden, indem irgendein besonders platter Spruch eingefügt wird (speziell bei der Evolutionshistorie der Fortpflanzungsorgane bemerkbar).
Insofern wird das Buch seinem Ziel aus meiner Sicht nicht ganz gerecht, einen unverschämten Blick auf den Penis zu werfen. Hinzu kommt die Auswahl der Informationen, die nicht überbordend neue Erkenntnisse liefern und der bigotte Höhepunkt, dass die Größe eigentlich gar nicht wichtig ist, dann aber in einem der vielen eher substanzlosen Interviewschnipsel deutlich wird, dass da jemand nur der Größe wegen reich und glücklich ist.