Cover-Bild Die vier Ohnmachten des Chaim Birkner
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Berlin Verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 208
  • Ersterscheinung: 14.10.2019
  • ISBN: 9783827014061
Omer Meir Wellber

Die vier Ohnmachten des Chaim Birkner

Roman
Ruth Achlama (Übersetzer)

Chaim Birkner ist 108 Jahre alt und der älteste Mann Israels. Doch er feiert nicht, er beschließt zurück nach Ungarn zu gehen, in das Land, aus dem er floh, in die Wohnung seiner Eltern, die er nie verkaufen konnte. Dorthin »retteten« sein Vater und er 1941 zwei Thora-Rollen aus der Synagoge, dort wuchs er auf mit der Nachbarin Lion, dem gelben Baum, den schmutzigen Geschäften seines Vaters... 1944 kam er nach Israel und seitdem lügt er sich durchs Leben, geht alles und jedem aus dem Weg. Ausgerechnet seine vernachlässigte Tochter Sharon zwingt ihn nun, dem Leben wenigstens einmal kurz in die Augen zu sehen. Dies ist der Roman eines müden und zerstörten Mannes, verzweifelt angesichts einer Geschichte Israels, die sonst nie erzählt wird.

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Lesejury-Facts

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.08.2021

Spannendes Thema, komplexe Erzähltechnik

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In seinem Roman „Die vier Ohnmachten des Chaim Birkner“ fordert Omer Meir Wellber seine Leser stark heraus. Auf unterschiedlichen, ineinander verwobenen Erzählebenen wird das Leben des Chaim Birkner entfaltet.

Mit ...

In seinem Roman „Die vier Ohnmachten des Chaim Birkner“ fordert Omer Meir Wellber seine Leser stark heraus. Auf unterschiedlichen, ineinander verwobenen Erzählebenen wird das Leben des Chaim Birkner entfaltet.

Mit 108 Jahren ist Birkner der älteste Einwohner Israels. Und er ist so etwas wie ein Anti-Held. Er ist einer, auf den man – um es mit Bertolt Brecht zu sagen – nicht bauen kann. Unzuverlässig, unsicher, unbeständig: all das trifft auf Chaim Birkner zu. Er könnte sich ein Leben aufbauen, aber er nimmt eine andere Identität an; er könnte eine Beziehung aufbauen, verlässt aber das Kibbuz; er könnte…

Was den Leser stark herausfordert, sind die ineinander verwobenen Erzählebenen. Innerhalb eines Satzes kann plötzlich ein Zeitsprung auf ein anderes ähnlich gelagertes Ereignis erfolgen, kann plötzlich zu einer anderen Figur des Romans gewechselt werden. Von der Kindheit in Budapest zum Kibbuz in Israel und umgekehrt.

Der Roman beginnt in Budapest, 11 Jahre ist Chaim da alt. Er spielt mit seiner Freundin, kauft Kaugummi, während eingeschoben erzählt wird, wie Chaim zusammen mit seinem Vater zwei Tora-Rollen aus der Synagoge rettete. Die Schnitte zwischen den Ebenen können dabei ziemlich hart sein. Auf das ernste Gespräch der Eltern über die Zukunft folgt die Verabredung zum Spielen:

„Was wird in einer Woche sein? Das ist die Frage. Das Morgen ist zu ertragen, das Übermorgen auch, aber wie soll das alles enden?“
„Treffen wir uns dann am Baum?“, fragte ich Leon lässig, als wäre es mir nicht so wichtig.“

Wenn man so will, verweist diese Erzähltechnik auf das Leben aus der Erinnerung heraus. Umso erstaunlicher ist es, dass der 108-jährige Chaim Birkner eher spontan entscheidet, Israel wieder zu verlassen und mit 108 Jahren wieder nach Ungarn zu ziehen, zurück in das alte Haus, das nie verkauft werden konnte. Und so ist „Die vier Ohnmachten des Chaim Birkner“ auch so etwas wie eine Dystopie. Im Jahr 2038 ist das Israel, in das Chaim Birkner 1944 flüchtete, keine Heimat mehr für ihn.

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