Cover-Bild Der Mangel
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23,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Ullstein Buchverlage
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 176
  • Ersterscheinung: 28.02.2020
  • ISBN: 9783550200380
Oskar Roehler

Der Mangel

Roman

„Oskar Roehler macht seine persönliche Tragödie zu einem Lehrstück über die frühe Bundesrepublik.“ Die Welt

Der Mangel erzählt vom Aufwachsen und Großwerden einer Gruppe von Kindern in den Sechzigern, von den Anstrengungen der Väter, Wohlstand, zumindest die Illusion davon, auch für ihre Familien zu schaffen. Von den Rückschlägen, die sie erleiden. Von den Sorgen und Existenzängsten der Mütter, die sie vor ihrer Zeit altern lassen. Vor allem aber er erzählt er in Anlehnung an die Kindheit des Autors von dem fundamentalen Wandel der bundesrepublikanischen Gesellschaft in der Wirtschaftswunderzeit. Vom Übergang einer Mangelgesellschaft, in der es von allem zu wenig gab, in eine Konsumgesellschaft, die den Menschen ihre Würde raubt. Und er entwirft zugleich ein Gegenbild dazu, einen Ausweg sowohl aus dem Mangel wie aus dem Überfluss: die Kunst. So ist Der Mangel auch der persönliche Bildungsroman Roehlers, in dessen Zentrum seine Erfahrung mit der Kunst steht, deren Entdeckung in jungen Jahren sein Rettungsanker für das Überleben geworden ist.


"Auch in der Der Mangel breitet Roehler seinen Überdruss an einer Moderne aus, die keine anderen Sinnangebote hat als Flachbildfernseher und Tiefkühlpizza. Wobei ihm immer wieder leuchtende Passagen glücken, die zwischen Verachtung, Zärtlichkeit und Wehmut oszillieren." Galore


"Oskar Roehlers Roman ist das Zeugnis eines Widerspenstigen, dem vorgezeichnete Wege immer schon suspekt waren." Deutschlandfunk Kultur

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Lesejury-Facts

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.04.2020

Die Prägung eines Menschen

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Mein erster Roman, den ich spielend in dieser Zeitepoche lese. Zu Beginn der 1960er Jahre wächst ein Junge auf, im westlichen Teil des damals geteilten Deutschlands. Und für mich ist ein solches Beinahzeitzeugnis ...

Mein erster Roman, den ich spielend in dieser Zeitepoche lese. Zu Beginn der 1960er Jahre wächst ein Junge auf, im westlichen Teil des damals geteilten Deutschlands. Und für mich ist ein solches Beinahzeitzeugnis ganz spannend. Schließlich sind meine Eltern auch in dieser Zeit geboren und aufgewachsen, aber auf der anderen Seite der Grenze, in der ehemaligen DDR. Der Autor Oskar Roehler nimmt den Leser in seinem Roman „Der Mangel“ mit in eine Welt, die zunächst etwas fremd anmutet. Und doch kann man sich doch ganz gut in die Lage der handelnden Romanfiguren einfinden. Bemerkenswert und nachhaltig schockierend war für mich der Lebensabschnitt Schule. Das dort Geschehene hat mich so beschäftigt, dass ich im Nachhinein mit meinem Mann darüber diskutieren musste. Ich brauchte unbedingt einen gedanklichen Austausch. Und genau diese Lebensereignisse und -abschnitte machen – auch heute noch – einen Menschen zu dem, was er sind. Und das macht mich nachdenklich. Aber irgendwie zugleich auch dankbar. „Der Mangel“ besticht durch Sprachgewandtheit, Weitsicht, Einfühlsamkeit und irgendwo auch durch eine Spur Melancholie. Auch jetzt noch kann ich meine Gedanken zu diesem Buch kaum sammeln, da beim Lesen meinerseits ganz andere Gefühle in mir ausgelöst wurden, als ich es bisher kannte. Und darum liebe ich das Lesen. Man ist nie angekommen, es gibt immer wieder Neues zu entdecken. Und Oskar Roehler hat mich in „Der Mangel“ auf eine weitere Reise mitgenommen, vor allen Dingen intellektuell.

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Veröffentlicht am 26.02.2020

Geprägt von den Eltern

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„Allein durch die hässlichen Dinge aus den Möbelmärkten lebten sie in einer absoluten Gegenwart.“ [76]
In seinem Roman „Der Mangel“ lässt Oskar Roehler die sechziger Jahre noch einmal, auf einer Fiktion ...

„Allein durch die hässlichen Dinge aus den Möbelmärkten lebten sie in einer absoluten Gegenwart.“ [76]
In seinem Roman „Der Mangel“ lässt Oskar Roehler die sechziger Jahre noch einmal, auf einer Fiktion beruhend, Revue passieren und arbeitet diese auf literarische Weise nochmals auf.
Wenn ich jetzt überlegen müsste, welche Schlagworte mir für die Deutsche Zeitgeschichte der 60er Jahre einfallen würde, wären dies Proteste, Vertreibung, Konsum und Konjunktur. Also quasi eine Zeit, die durch Veränderungen geprägt ist. Wahrscheinlich würde der Autor Roehler nun hinzufügen: Und durch den Mangel!
In seinem Werk geht er dabei mit poetischer Sprache, manchmal für meinen Geschmack etwas zu hochgestochen und auch wiederholend (eine Lehre in der Kreissparkasse machen), auf die Themen der damaligen Zeit ein.
„Die Sudetendeutschen, die Zuwandere aus Ostpreußen, aus Pommern und Schlesien“ [37] sind in dem Roman eine eingeschworene Gemeinschaft, gierig nach geistiger Nahrung, die eine Klassengesellschaft bilden und sich der Obrigkeit erkenntlich zeigen sollen, wohnen in einer abgelegenen Siedlung, sind hart zu sich selbst und zeigen einen Freiheitsdrang, auch wenn dieser bei den dort lebenden Kindern zu einer Totalverweigerung führt.
„Freiheit in einem einzigen Akt der Totalverweigerung verteidigten, während die anderen sich abführen ließen und sich in das Schicksal, das für sie vorgesehen war, fügten.“ [61f.]
Der Schreibstil ist flüssig. Die Charaktere bleiben eher oberflächlich, was aber nicht schlimm ist, da der Roman mehr die Gesamtsituation der 60er Jahre beschreibt als das Schicksal einer einzelnen Person. Spannend ist es trotzdem der Erzählung zu folgen, der teils dichterischen Ausdruckskraft zu lauschen und über das Gelesene nachzudenken.
„Das schwarze Brackwasser, in das sie starrten, hätte als metaphorischer Spiegel für Verdrängtes, in Vergessenheit Geratenes herhalten müssen, das sich nun wieder einen Weg an die Oberfläche bahnte.“ [26]
Der Roman zeigt auf eindrucksvolle Weise, welche Faktoren dazu beitragen, zu der Person heranzuwachsen, die man ist. Die Kinder sind von ihren Eltern geprägt. „Fronarbeit waren sie von Kindesbeinen an gewohnt, Härte gegen sich selbst.“ [28] Auch betrifft der Mangel nicht nur Dinge des Konsums, sondern vielmehr auch die emotionale Sparsamkeit, welche die Eltern aufgrund der Lebenssituation an den Tag legen. „Sie (die Mutter) war es, die den Mangel verwalten musste, der unser Leben bestimmte, die sorgfältig dosierten Notrationen an Zuversicht, Liebe, Strenge.“ [52]

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