Cover-Bild Selbstverfickung
12,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Ullstein Taschenbuch Verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 272
  • Ersterscheinung: 25.01.2019
  • ISBN: 9783548291673
Oskar Roehler

Selbstverfickung

Roman

Gregor Samsa ist ein abgehalfterter Regisseur, Ende Fünfzig, ein ramponierter Typ in einer ramponierten Gesellschaft, der sich in Konsumtempeln und Puffs herumtreibt, um seine Zeit totzuschlagen. Dabei lässt er sein verpfuschtes Leben Revue passieren. Die Tatsache, dass er es als »Kulturschaffender« vergeudet hat, trägt nicht gerade zu seiner Freude bei. Mit Hohn und Spott macht er sich über seine Erinnerungen her, über seine falschen Freunde und Wegbegleiter, seine Scheinerfolge und naiven Ambitionen von einst und schreibt dabei seine eigene, sehr schwarze Kulturgeschichte.

Eine sarkastische Abrechnung mit der Sinnentleertheit der Medien- und Konsumgesellschaft, ein hemmungsloser, provokanter Roman, der mit drastischer Komik immer auch von der unstillbaren Sehnsucht nach Schönheit erzählt.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.08.2018

Faules Ei

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Bis jetzt hatte noch nie ein Roman nach der Lektüre den Wunsch in mir geweckt, mich mitten in den Bahnhof zu stellen und über die Lautsprecher kundzutun, wie sehr das Lesen desselben doch völlige Zeitverschwendung ...

Bis jetzt hatte noch nie ein Roman nach der Lektüre den Wunsch in mir geweckt, mich mitten in den Bahnhof zu stellen und über die Lautsprecher kundzutun, wie sehr das Lesen desselben doch völlige Zeitverschwendung war, aber soll ich das diesem Roehler-Werk nun ernsthaft als Pluspunkt anrechnen?
Ich hatte Medienschelte auf skurrile Art erwartet – und wurde lediglich mit einem frustrierten, deprimierten, depressiven Griesgram von einem abgehalfterten Regisseur konfrontiert, der abwechselnd nur auf alles und jeden schimpfte und, trotz eines Potenzproblems, Prostituierte, einmal quer durch Berlin, von Stammnutte zu Stammnutte, besuchte, wobei Schimpftiraden und Bordellbesuche oftmals auch gleichzeitig stattfanden. Er ist mit nichts zufrieden, außer mit seiner Tochter, zu der in einem Verhältnis stand, von dem ich ständig erwartete, dass es völlig ins Inzestuöse abgleiten würde, hat offensichtlich aber auch nicht den Anspruch, in irgendeinem Punkt sowas wie Zufriedenheit zu erreichen.

Medienvertreter aus Film und Fernsehen lesen diesen Roman, den ich eher als Pamphlet bezeichnen würde, wohl aus demselben Grund, der auch mich mitgereizt hat: Kann man beschriebene Figuren tatsächlich identifizieren? Bei mir war das wohl eher die Lust an Klatsch und Tratsch; bei Erstgenannten wäre die Motivation wohl eher eine potentielle Klage, die man im Sinne des Esra-Urteils anstrengen könnte, gefolgt von der Überlegung, ob man so nicht einfach den Streisand-Effekt erzielen würde. Einige Schaffende der Showbranche sind hier allerdings so beliebig geschildert, wobei über die generelle Beliebigkeit des deutschen Films ohnehin ständig bitter lamentiert wird, dass sich diverse SchauspielerInnen und Co. wiederzuerkennen glauben könnten.

Nach dem ersten Drittel überlegte ich, dieses eBook zur DNF-Lektüre werden zu lassen, gab mich aber der irrigen Hoffnung hin, es müsse doch noch so etwas wie eine Geschichte entstehen und dass es nicht Hunderte von Seiten nur darum gehen könne, dass einfach so ziemlich alles doof ist und dass die Hauptfigur ständig wie eine Biene von Blume zu Blume fliegt, um es charmanter auszudrücken.
Im vorletzten Absatz vor dem Epilog wird dann erklärt, dass diese Geschichte keine Handlung hat, weder über Auflösung noch Konflikt verfügt und was das eigentliche Thema sei: hierfür wird zwar ein anderes Bild genutzt, aber eigentlich meint es letztlich auch kaum was Anderes als dass, was man unter einer quersitzenden Blähung verstehen würde. Dieser kleine Teil, weniger als zwei Seiten auf dem Kindle, viertkleinste Schriftgröße, fasst den gesamten Inhalt zusammen und mehr müsste man eigentlich auch gar nicht lesen. Na gut, dann vielleicht noch den Epilog, um sich zu verdeutlichen, dass von der Hauptfigur Samsa hier wirklich nix Gescheites zu erwarten ist/war.

Und weil ich aus diversen Buchgruppen von sehr vielen LeserInnen weiß, dass sie generell nichts lesen mögen, in dem Tiere gequält werden: Finger weg hiervon! Wobei ich das generell jedem anraten würde.


[Ein Rezensionsexemplar war mir, via #NetGalley, unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden.]