Ein kleines Stückchen Seligkeit
Der 25jährige Neil Fisher kommt nach seinem Theologiestudium und der absolvierten Ausbildung zum Gemeindepfarrer in eine beschauliche Kleinstadt in England, um sich für den Posten eines Vikars vorzustellen. ...
Der 25jährige Neil Fisher kommt nach seinem Theologiestudium und der absolvierten Ausbildung zum Gemeindepfarrer in eine beschauliche Kleinstadt in England, um sich für den Posten eines Vikars vorzustellen. In der St. Stephen’s Gemeinde in Dunbridge plant er ein dreijähriges Vikariat. Bei seiner Ankunft trifft Neil auf die Pfarrerin Margaret Prowse und taucht dank der quirligen Frau mit dem barschen Tonfall sofort tief in die Geschicke ihrer Schäfchen ein. Das Leben in Dunbridge weicht stark von allem ab, was er während seiner Ausbildung gelernt hat, denn nun zählt praktische Umsetzung, anstatt trockener Theorie.
Wer sich anhand des Coverfotos oder des Klappentextes eine beschauliche oder romantische Geschichte erwartet hat, wird von diesem Buch vielleicht enttäuscht sein. Pam Rhodes kann auch keinen hohen Spannungsfaktor aufweisen, es gibt keine schockierenden und unerwarteten Wendungen. Was dieser außergewöhnlichen Autorin jedoch gelungen ist, ist eine exzellente Charakterstudie von „echten“ Menschen mit „echten“ Problemen. Pam Rhodes liefert eine liebenswürdige Beschreibung von Gemeindemitgliedern, die sich um ihre Mitglieder und Nächsten kümmert. Die handelnden Personen sind keine „reichen, schönen und beinahe fehlerlosen Superhelden“. Sie sind Menschen von nebenan, und zudem derart einnehmend charakterisiert, dass sie mir im Verlauf des Buches unweigerlich ans Herz gewachsen sind. Der einnehmende Schreibstil, die warmen Töne zwischen den Zeilen, das Verständnis und die Hingabe, mit der sich die Autorin in ihrer Erzählung den handelnden Personen und deren Lebensgeschichten widmet, haben mich sehr berührt. Die Hauptfigur dieses Buches ist zweifellos der junge Vikar Neil Fisher. Pam Rhodes bringt aber zugleich auch zahlreiche Nebenfiguren in ihre Geschichte ein und widmet sich ihnen mit großer Liebe zum Detail und vielen Emotionen. In ihrem Buch spielt auch Humor eine Rolle, und einige Szenen brachten mich unweigerlich zum Schmunzeln. Mich auf eine der handelnden Personen festzulegen ist schwierig und beinahe unmöglich. Ganz besonders berührt hat mich jedoch die Geschichte der alten Dame namens Elsie, dicht gefolgt von Neils neuem Nachbarn Harry Holloway und seiner Familie. Als Neils kapriziöse und narzisstische Mutter Iris beschließt, ihren „verlorenen Sohn“ zu besuchen und ihn davon zu überzeugen, diese „Schnapsidee“ aufzugeben und einen „ordentlichen Beruf“ zu ergreifen, kommt mit ihrer Person auch Aufregung und Turbulenz ins Spiel.
Der Inhalt dieses Buches hat mich vollkommen für sich eingenommen. Ich kann diese feinfühlige, in wunderbarem Schreibstil dargebrachte Geschichte über die St. Stephen’s Gemeinde in Dunbridge jedem ans Herz legen, der leise Töne und liebevoll gezeichnete Personen mit ganz normalen Fehlern und Schwächen zu schätzen weiß. „Ein kleines Stückchen Seligkeit“ kann ich nur als wunderschöne Leseerfahrung, die mir große Freude bereitet hat, bezeichnen. Uneingeschränkte Leseempfehlung, und fünf Bewertungssterne dafür!