Leider nicht mein Fall...
Als der jungen Bäuerin Jeanne von ihren lüsternen Stiefvater nachgestellt wird, zieht ihre Mutter die Konsequenz daraus und setzt ihre Tochter vor die Tür. Allein auf sich gestellt, gerät sie sogleich ...
Als der jungen Bäuerin Jeanne von ihren lüsternen Stiefvater nachgestellt wird, zieht ihre Mutter die Konsequenz daraus und setzt ihre Tochter vor die Tür. Allein auf sich gestellt, gerät sie sogleich in Schwierigkeiten, als ihr ein Bauer, bei dem sie gearbeitet hat, keinen Lohn zahlen will und sie sich dafür eines seiner Hühner nimmt.
Der Bauer gerät in Rage und allein der Hilfe eines vorbeifahrenden Edelmannes ist es zu verdanken, dass Jeanne nichts Schlimmeres geschieht. Dieser junge Edelmann, genannt Christian de Saumurant, hält sich zusammen mit seinen zwei Freunden Rene und Claude zur Zeit auf dem Land auf, da er bei Hofe in Ungnade gefallen ist.
Christian ist sogleich bezaubert von der jungen rassigen Frau und nimmt sie kurzerhand mit auf sein Anwesen. Hat er zunächst nur eine leidenschaftliche Liebesnacht geplant, muss er jedoch bald umdenken, als er Jeanne besser kennen lernt. Ihre Lebensfreude und Lernbegierde faszinieren ihn über alle Maßen und da Jeanne noch jungfräulich ist, will er sie behutsam in die Liebe einführen.
Doch Jeanne und Christian ist zunächst kein Glück beschienen. Nur kurze Zeit später besucht die ehemalige Mätresse seines Vaters, Marguerite, Christian und es gelingt ihr, Jeanne durch eine List davon zu überzeugen, sie nach Paris zu begleiten, nachdem sich das frischgebackene Liebespaar das erste Mal gestritten hat.
Marguerite will endgültig einen Keil zwischen die beiden treiben, in dem sie Jeanne an den perversen Chevalier de Boudard weiterreichen will. Wird Christian seine große Liebe rechtzeitig erreichen und den Streit beenden?
Ich hatte in der Vergangenheit zwei historische Liebesromane der Autorin, geschrieben unter dem Pseudonym Hilke Sellnick gelesen und war nun neugierig geworden auf ihre erotischen historischen Liebesromane. Da der Club diverse erotische Romane unterschiedlicher Autoren neu aufgelegt und als gebundene Ausgaben herausgegeben hat, kam ich so nun auch an "Der Graf und die Diebin", der auch schon unter dem Titel "Waffen der Leidenschaft" bei Plaisir d‘Amour erschienen ist.
Ich habe ein Faible für historische Romane die in Frankreich und besonders in dieser Epoche spielen, doch leider konnte mich dieser Roman nicht richtig begeistern.
Zwar sind die erotischen Liebeszenen relativ ansprechend und auch abwechslungsreich geschildert, wobei sie sich im Rahmen des soften, romantischen Bereichs einpendeln; (es gibt auch zwei, allerdings recht harmlos beschriebene S/M Aktionen darin, die vielleicht nicht jedermanns Sache sind; so ging es mir jedenfalls, aber das ist ja auch Geschmackssache) dennoch hat der Roman einige Schwächen.
Zum einen wirken Held und Heldin recht blass und eindimensional beschrieben. Christian ist ein hitzköpfiger, unreifer Aristokrat, der sich seines Standes wohlbewusst ist und Jeanne ständig dominieren will.
Da auch Jeanne, trotz ihrer bäuerlichen Herkunft mit einem starken Temperament gesegnet ist, reiht sich eine Auseinandersetzung der beiden an die nächste, was irgendwann nur noch nervtötend für mich zu lesen war.
Genauso konnte ich nicht nachvollziehen, wann und wieso sich beide plötzlich unsterblich ineinander verliebt haben. Außer der sexuellen Anziehungskraft gab es keinerlei Gemeinsamkeiten zwischen beiden.
Die abenteuerlich konzipierte Rahmenhandlung hätte durchaus für spannende Momente sorgen können, doch für meine Begriffe war sie zu lieblos und seicht geschrieben- sie konnte mich zu keiner Zeit fesseln, so dass ich nach der Hälfte bereits gelangweilt war.
Befremdlich fand ich außerdem diverse Ausdrücke und Beschreibungen. Zum Beispiel verteilt die Heldin in einer Szene "Küßchen" auf dem "besten Stück" des Helden. Nun ja, "Dirty Talk" ist so gar nicht mein Fall, doch bei "Fellatio" wirkt dieser Ausdruck eindeutig ein wenig deplaziert.
Unfreiwillig komisch beschrieben, da völlig übertrieben fand ich es, als die Heldin des Romans vor Wonne dermaßen zerfließt, dass ihre intimen Körpersäfte die Schenkel hinunterfließen.
Die holprige, oftmals auch sehr umgangssprachliche Schreibweise hat mir dann den Rest gegeben. Auch gibt es Dialoge von bäuerlichen Charakteren in dem Roman, die mit Dialekt sprechen, was sehr störend zu lesen war. Französische Adlige zur Zeiten des Sonnenkönigs oder etwas später haben sich mit Sicherheit ebenfalls einer anderen Ausdrucksweise bedient, wie es hier in dem Buch der Fall ist. Wörter wie "Freilich" werden dagegen nicht zum französischen Wortschatz dieser Epoche gehört haben, denn sie sind dann doch eher im bayrischen Raum zu finden.
Wer keine großen Ansprüche an eine geschliffene Ausdrucksweise oder eine mitreißende Rahmenhandlung stellt, dafür aber ein Faible für romantische erotische Liebeszenen hat, mag "Der Graf und die Diebin" gerne einmal ausprobieren.
Da dieses Buch allerdings eher in Richtung historischer Liebesroman geht, empfehle ich dann doch lieber Romances von Nicole Jordan oder Stephanie Laurens, die ebenfalls sehr sexy und prickelnd geschrieben sind, wobei die Handlungsstränge und Hauptfiguren einfach mehr ausgearbeitet sind.