Nr. 214 - Klassiker der Weltliteratur
Wieder mal einen Klassiker beendet - diesmal ein guter Griff, hat mir sehr gefallen und habe ihn recht flott verschlungen.
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Tom Ripley ist ein ehrgeiziger smarter Lebemann, der durch einen Zufall vom ...
Wieder mal einen Klassiker beendet - diesmal ein guter Griff, hat mir sehr gefallen und habe ihn recht flott verschlungen.
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Tom Ripley ist ein ehrgeiziger smarter Lebemann, der durch einen Zufall vom reichen Mr. Greenleaf beauftragt wird, dessen Sohn wieder zurück in die Staaten zu bringen. Dickie Greenleaf ist in ein kleines italienisches Dorf ausgewandert und lebt dort seinen Traum: reich, jung und unabhängig.. Oder besser: er lebt Toms Traum. Als Tom nach Italien kommt und Dickie kennen lernt, nehmen die Dinge eine unerwartete Wendung.
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Ich habe mir irgendwie etwas anderes vorgestellt - z.B. einen Roman über das Leben eines mathematisch hochbegabten Briten aus der Arbeiterschicht. Das Buch ist jedoch ein höchst durchdachter und tief gehender Thriller, birgt so manch überraschende Wendung und gibt viel Grund zu Schmunzeln.
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Tom Ripleys Gefühls- und Gedankenwelt trägt die Geschichte. Getrieben von seinen Träumen - oder eher von seiner Habgier - bringt er sich in eine brisante Lage. Man erlebt seine Sorgen, seine Paranoia, seinen emotionalen Bezug zu einzelnen Situationen und Personen. Seine Gedanken sind oftmals irgendwie abstoßend, aber irgendwie nachvollziehbar und wirken dadurch anziehend.
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Die subjektive Erzählweise wirft jedoch auch so manche Frage auf, hinterlässt so manche Ungereimtheit. Und ob der Fortlauf der Handlung tatsächlich so funktionieren könnte, bleibt für mich auch fraglich. Zu viele Fragezeichen und vor allem zu viel Glück. Oder die Menschen sind oftmals tatsächlich so blind und verschließen die Augen vor dem Offensichtlichen.
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Zusätzlich fällt mir auf: Ich bin nicht sicher, ob ich Tom mag. Er ist kein sympathischer Hauptcharakter, eher hinterhältig und berechnend. Ich finde seinen Werdegang spannend, verfolge seine Entscheidungen mit hohem Verzücken und bewundere, wie er seinen Hals immer wieder aus der Schlinge zieht - gerne mehr davon. Aber ich mag ihn nicht.
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Große Leseempfehlung, ein sehr gelungenes und durchdachtes Werk!