Rittersporn und Taglilien
Normalerweise bin ich von der ersten Seite an voll in Patricia Koelles Geschichten drinnen. Doch dieses Mal gelang dies nicht so gut wie sonst.
Sehr ausgiebig erzählt die Autorin von Maja und Nelly, ...
Normalerweise bin ich von der ersten Seite an voll in Patricia Koelles Geschichten drinnen. Doch dieses Mal gelang dies nicht so gut wie sonst.
Sehr ausgiebig erzählt die Autorin von Maja und Nelly, die denselben Beruf haben: beide sind Altenpflegerinnen. Maja wurde frühpensioniert, Nelly hat mit einer Freundin einen mobilen Pflegedienst aufgebaut. Während Nelly mehr oder weniger zufrieden ist, aber langsam realisiert, dass sie noch weitere Träume hat, steckt Maja gerade in einer Übergangsphase.
Man merkt schnell, wohin die Geschichte zusteuert, trotzdem überrascht die Autorin doch noch. Bis die Geschichte endlich Fahrt aufnimmt und interessant wird, hat man den halben Roman schon gelesen.
Das bedächtige Erzähltempo in diesem vierten Band der Inselgärten-Serie passt aber zu den beiden Protagonistinnen und dem untergeordneten Thema. Während im dritten Band Kinder, Schüler, Lehrer und das Unterrichten an sich thematisiert wurde, ist es diesmal das altersgerechte Wohnen.
Die unterschiedlichen Jahreszeiten werden für die Senioren immer wichtiger, und damit verbunden die Wandlung der Natur. Nach dem langen Winter die ersten Frühlingsblumen zu sehen, das bedeutet Nellys Patienten, allen voran Beate, viel. Ebenso fühlen sich Majas Patenonkel Kurt und sein Freund Heiner wohler, wenn sie in einem Garten sitzen können als nur in ihrem Zimmer im Pflegeheim. Sie alle ermutigen die beiden Frauen, ihre altneuen Träume umzusetzen.
Kein Koelle-Roman ohne Rückblick in die Vergangenheit: es wird auf die Lebensgeschichte von Majas Grossvater Clemens eingegangen. Die empfand ich äusserst spannend, denn in seiner Truhe findet Maja einige interessante Dinge. Das macht Maja nur noch neugieriger auf Clemens Leben vor Elsie und dem Leben im Elbschwarm.
Es ist sehr viel enthalten in "Das Geheimnis der Grashüpfer". Nur eben wird das Meiste davon erst in der zweiten Hälfte erzählt. Keine Frage, der Roman unterhält trotzdem, ist aber wie gesagt auf den ersten 250 Seiten sehr gemächlich. Deshalb empfehle ich allen Leserinnen, bei Lesebeginn dafür zu sorgen, dass man sich mindestens eine bis zwei Lesestunden Zeit am Stück gönnt, um sich einzulesen. Wer sich am Anfang nur immer kurze Viertelstunden an Lesezeit gönnt, wird mehr Mühe haben, sich in die Geschichte hinein zu finden.
Im Gegensatz zu den Insekten der Vorgängerbände kamen hier die titelgebenden Grashüpfer für meinen Geschmack zu kurz. Wenn ich an den Roman denke, denk ich an Rittersporn und Taglilien, aber nicht an Grashüpfer.
Fazit: Bedächtiger als die bisherigen Bände, dennoch unterhaltend.
4 Punkte.