Lesenswert
Die Novelle erzählt in erster Linie die Geschichte eines kleinen Jungen. Herr Sommer, dem das Buch seinen Titel verdankt, ist eigentlich eher eine Randfigur, zumindest was die Handlung betrifft, und doch ...
Die Novelle erzählt in erster Linie die Geschichte eines kleinen Jungen. Herr Sommer, dem das Buch seinen Titel verdankt, ist eigentlich eher eine Randfigur, zumindest was die Handlung betrifft, und doch ist seine Rolle in der Geschichte von großer Bedeutung. Von klein auf beobachtet der Ich-Erzähler Herrn Sommer, diesen rast- und ruhelosen Geist, der ständig zu Fuß unterwegs ist und sich von nichts und niemandem aufhalten lässt. Die Erwachsenen schwingen kluge Reden, und jeder hat so seine eigene Ansicht dazu, was wohl Herrn Sommer antreibt. Die fremdartigen Begriffe, die bei solchen Unterhaltungen fallen, wenn beispielsweise der Vater des Erzählers der Meinung ist, Herr Sommer möge es wohl nicht, wenn man in Stereotypen zu ihm spricht, während die Mutter zu der Vermutung neigt, der arme Mann könne unter Klaustrophobie leiden, rauben dem Jungen den Nachtschlaf und bescheren ihm wilde Träume.
Dabei hat der junge Mann ganz andere Probleme, so dass er sich gedanklich nicht ausgiebiger mit Herrn Sommer befassen kann, denn der Ich-Erzähler erlebt die erste Liebe, er klettert auf Bäume und lernt Fahrrad fahren. Das und seine Erlebnisse mit seiner Klavierlehrerin, die für ein Kind wohl der reine Horror sein mussten, sind sehr lebendig und bildhaft beschrieben. Bei diesen Ausführungen war für mich die Faszination zu spüren, die auch „Das Parfum“ auf mich ausübt.
Dieses Büchlein kommt zwar bei weitem nicht an den oben erwähnten Bestseller des Autors heran, aber es ist auf seine Art sehr schön geschrieben und auf jeden Fall lesenswert.