Klassiker des Groschenromans
Die erfolgreiche Heftromanserie »Sun Koh - Der Erbe von Atlantis« erschien erstmals zwischen 1933 und 1936 und erfuhr mehrere Neuauflagen, zuletzt in Form einer gekürzten Taschenbuchausgabe, welche von ...
Die erfolgreiche Heftromanserie »Sun Koh - Der Erbe von Atlantis« erschien erstmals zwischen 1933 und 1936 und erfuhr mehrere Neuauflagen, zuletzt in Form einer gekürzten Taschenbuchausgabe, welche von 1978 bis 1980 im Pabel-Verlag erschien, und inspirierte nicht zuletzt die Science-Fiction-Serie »Perry Rhodan - Der Erbe des Universums«, welche seit 1961 durchgehend läuft. Die Romane stammen aus der Feder des Autors Paul Alfred Müller, wurden jedoch unter den Pseudonymen Lok Myler oder Freder van Holk publiziert. Während die bisherigen Nachkriegsausgaben dem Nationasozialismus geschuldete rassistische, antisemitische oder allgemein das Deutschtum verherrlichende Ausdrücke, die teilweise auf Druck der damaligen Reichsschrifttumskammer aufgenommen wurden, die auch Einfluss auf die Hauptfiguren nahm und beispielsweise das Ausscheiden des Schwarzafrikaners Nimba erzwang, folgt diese Neuauflage dem Ursprungstext, wobei rassistischen Passagen unbearbeitet, aber mit kritischen Anmerkungen übernommen wurden. In neun Bänden, die jeweils 15 bis 17 Einzelabenteuer inklusive Bildmaterial und umfangreichen Anhang enthalten, ist so die komplette Serie wieder zugänglich. Lediglich der Text, der im Original in Faktura gesetzte ist, wurde in Antiqua umgewandelt und die Rechtschreibung an die aktuellen Regeln angepasst.
Auch heutzutage lesen sich die über 80 Jahre alte Heftromane immer noch flüssig und sehr spannend. Man merkt dabei, warum Paul A. Müller so viele Autoren beeinflusst hat. Und das eine oder andere aus Sun Koh findet man auch in heutigen Serien durchaus wieder.
Im ersten Band landet Sun Koh, nur mit einem Schlafanzug bekleidet, mit einem Fallschirm in London. Wie sich im Verlauf herausstellt, ist er der letzte Überlebende des verschollenen Kontinents Atlantis, welcher nach alten Überlieferungen wieder aus dem Ozean auftauchen wird. Er begegnet zwei Personen, die ihn bei seinen Abenteuern begleiten: den oft vorlauten Liftjungen Hal Mervin und den schwarzen Profiboxer Jack Holligan, der in Wirklichkeit zum Stamm der Joruba gehört von da an Nimba genannt werden möchte. Außerdem trifft er auf seinen Erzfeind, den Mexikaner Juan Garcia, aus dessen Gewalt Sun Koh seine Liebe Joan Martini befreien muss. Auch die von ihm zurückgewiesene Lady Houston ist immer wieder für unangenehme Zwischenfälle verantwortlich. Sun Koh erfährt, dass Garcia auch für den Tod seiner Eltern verantwortlich ist und dass Garcia in der Sonnenstadt der Maya in Mexiko einen Zwillingsbruder hat, den exzentrischen, aber zu den Guten zählenden Manuel Garcia. Dieser hat dort einen gewaltigen Schaft aus Maya-Hinterlassenschaften entdeckt, die er nach und nach Sun Koh überlässt. Da Sun Koh nun finanziell unabhängig ist, kann er aus aller Welt Wissenschaftler um sich scharen, die ihn mit fortschrittlichen Erfindungen unterstützen. Bei seinen zahlreiche Abenteuern in aller Welt findet Sun Koh immer wieder Hinweise und rätselhafte Bauten, die den Rückschluss zulassen, dass ein Teil der Atlanter den Untergang überlebt hat und sich auf anderen Kontinenten niedergelassen hat.
Diese mit viel Liebe zum Detail gestaltete Buchausgabe ist nicht nur ein Muss für alte und neue Fans von Sun Koh, sondern auch für alle die, die gute Unterhaltungsliteratur schätzen. Erfreulicherweise wurden auch die Titelbilder der Erstauflage und damalige Extras wie ein Jiu-Jitsu-Kurs abgedruckt. Ferner findet sich im Anhang eine ausführliche und reich illustrierte Dokumentation mit Kommentaren und Hintergrundinformationen zur Serie, verfasst von Heinz J. Galle, die den literaturhistorischen Wert dieser Sammlung unterstreicht.
Die Buchreihe ist beim Verlag DvR leider vergriffen und wird aus lizenzrechtlichen Gründen auch nicht mehr nachgedruckt werden, so dass man zugreifen sollte, wenn man sie antiquarisch noch erhält.