Luisa ist 17, mit Benno zusammen und todesgelangweilt. In der Schule beobachtet sie Dunja, von der sie so fasziniert ist, dass sie eine Geschichte über ihre Mitschülerin schreibt. In dieser Geschichte ...
Luisa ist 17, mit Benno zusammen und todesgelangweilt. In der Schule beobachtet sie Dunja, von der sie so fasziniert ist, dass sie eine Geschichte über ihre Mitschülerin schreibt. In dieser Geschichte ist Dunja die Welt, trägt weiße Kleidung und blaues Haar.
An einem Sommernachmittag mit der Familie am Grill liest Luisa ihre Geschichte vor; ihrem Onkel, der Tante, ihrem Cousin, ihrer Mutter und der Oma. In dieser Story ist Dunja leidenschaftlich und geheimnisvoll, gemeinsam begeben sie sich auf eine Reise durch ein orientalisches Land.
Auch wenn Luisa für ihr Schreiben gelobt wird, befremdet der Plot ihre Familie. Ihre Mutter spricht sogar sich offen gegen Luisas Schreiberei aus, spekuliert sie doch, dass hinter dieser Erzählung mehr steckt – Neigungen, die sie keinesfalls bereit ist in ihrer Tochter hinzunehmen.
Mehr und mehr schreibt Luisa sich in eine Fiktion und stülpt ihre Fantasie zunehmend der Realität über.
Ich habe schon ein paar gute Rückmeldungen zu diesem Buch gelesen, aber so richtig kann ich mich nicht komplett anschließen. Der Roman ist ungewöhnlich, gar keine Frage, aber mich haben die beiden Erzählebenen eher verwirrt, zumal ich die Geschichte in der Geschichte nicht so ansprechend fand.
Die Familie der Protagonistin könnte in ihren Einzelteilen kaum mehr Konflikte an einen Tisch bringen und steckt einen Rahmen, in dem es sich als Jugendliche mit Kontrast zur Elterngeneration nur schwer frei atmen lässt. Ihr Onkel ist ein rassistischer Boomer, ihre Oma stramme Alkoholikerin und ihre Mutter verachtet Luisas Vorstellungskraft und „Andersartigkeit“. Lediglich ihr Cousin hebt sich von der Spießbürgerlichkeit und Intoleranz der Familie ab, der mit seinen Äußerungen feministischer und antirassistischer Perspektiven eine Wokeness anführt, die Luisa vielleicht deshalb mangeln lässt, weil sie sich von ihrem Umfeld doch bereits zu viel angenommen hat oder sich nicht traut, offen gegen dieses vorzugehen. Die ausgedachte Geschichte der Protagonistin ist vielleicht ein Versuch, ihrem konservativen Milleu vorsichtig ihre eigenen Bedürfnisse und Neigungen anzudeuten.