Cover-Bild Die Zeit der Erbin
(2)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
9,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Goldmann
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Generationenroman
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 16.12.2019
  • ISBN: 9783641252465
Penny Vincenzi

Die Zeit der Erbin

Roman
Karin Dufner (Übersetzer)

England 1935: Cassia Tallow führt ein ruhiges Leben an der Seite ihres Ehemannes Edward, eines Landarztes, als ihre glamouröse Patentante Leonora ihr ein Vermögen hinterlässt. Der unverhoffte Glücksfall bringt Cassia nach London, geradewegs in die High Society – eine verführerische Welt voll dekadenter Feiern und früherer Liebhaber. Die finanzielle Unabhängigkeit gibt ihr Selbstvertrauen, und sie nimmt gegen den Willen ihres Mannes ihre Karriere als Ärztin wieder auf. Doch bald kommen Cassia Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Erbes – und alles, was sie sich erkämpft hat, steht auf dem Spiel …

Weitere Formate

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.01.2020

Große Geschichte über die Selbstverwirklichung einer Frau in den 1930er Jahren

0

Das Buch erzählt die Geschichte von Cassia Tallow in den 1930er Jahren. Cassias Wunsch war es schon immer, Ärztin zu werden und sie schaffte es, Medizin studieren zu können und schloss ihr Studium mit ...

Das Buch erzählt die Geschichte von Cassia Tallow in den 1930er Jahren. Cassias Wunsch war es schon immer, Ärztin zu werden und sie schaffte es, Medizin studieren zu können und schloss ihr Studium mit sehr guten Ergebnissen ab. Doch bevor sie ihre Zeit als Assistenzärztin beginnen konnte, wurde sie schwanger und heiratete Edward. Dieser ist auch Arzt, jedoch mit längst nicht so guten Abschlüssen wie Cassia.
Edward übernimmt eine Landarztpraxis und das Paar bekommt insgesamt drei Kinder. Cassia ist also „nur noch“ Hausfrau und Mutter.
Dass sie nicht ganz zufrieden ist mit ihrem Leben ist, wird ihr selbst erst klar, als sie völlig unerwartet eine große Summe von ihrer verstorbenen Patentante erbt. Cassia ist von einem Tag auf den anderen reich und kann sich alles leisten.
Da Edward seine Frau an seinem Arztberuf überhaupt nicht teilhaben lässt und sie auch aus der Praxis ausschließt, nutzt Cassia den unverhofften Geldsegen und beginnt ganz langsam ihr Leben zu verändern.
Sie mietet ein Haus in London und nimmt wieder Kontakt zu den Krankenhäusern auf, in denen sie als Studentin ausgebildet wurde.
Sie nimmt einen Teilzeitjob in einer Klinik für Familienplanung an und wohnt während ihrer Arbeitstage im Haus in London.
Durch ihre Anwesenheit in London kann sie auch die Kontakte zur Familie ihrer Patentante und anderen Freunden wieder besser pflegen.
Durch Informationen über die letzten Monate im Leben ihrer Patentante kommen Cassia Zweifel über die Herkunft des vererbten Geldes. Sie beginnt zu recherchieren und reist sogar nach Paris und nach Marokko, wo der letzte Partner ihrer Patentante lebt.
Wird sie das Geld und damit ihr neues Leben verlieren?

Anfangs konnte ich Cassia nicht ganz verstehen, da sie sich von ihrem Mann doch sehr unterdrücken lässt. Aber in dieser Zeit war die Rolle einer Frau sicherlich noch ganz anders geprägt als heute.
Die Stellung einer Frau in der damaligen Zeit wird deutlich gemacht. Frauen durften zwar, wenn es möglich war, eine Ausbildung machen und einen Beruf erlernen, aber eigentlich wurde erwartet, dass sie heiraten, Kinder bekommen und einen ordentlichen Haushalt führen.
Cassia macht all das aber fühlt sich damit unterfordert. Eigentlich war es ihr Traum Ärztin sogar Chirurgin zu werden.
Durch ihre Erbschaft kommt sie ihrem Traum wieder ein bisschen näher und kann zumindest wieder im medizinischen Bereich arbeiten. Sie wird mehr und mehr selbstbewusster und befreit sich aus der Unterdrückung ihres Mannes. Sie trifft eigene Entscheidungen und widersetzt sich auch mal ihrem Mann. Das hat mir gut gefallen, denn sie zeigt damit auch, dass eine Frau auch neben ihrem Beruf eine gute Ehefrau und Mutter sein kann. Durch ihre Tätigkeit in der Klinik für Familienplanung sieht sie zumindest eine kleine Möglichkeit der Selbstverwirklichung und die Autorin thematisiert damit das Problem der Empfängnisverhütung in der damaligen Zeit. Sie widmet sich aber auch noch anderen Themen wie Homosexualität, Macht, unterschiedliche Gesellschaftsschichten und Erziehung. Daneben lässt sie noch zeitgeschichtliche Ereignisse in England einfließen, wie etwa die Abdankung König Eduard VIII. wegen seiner Liebe zu Wallis Simpson und die Krönung Georg VI.

Penny Vincenzi ist (war) eine wunderbare Erzählerin und hat es geschafft, dass ich völlig in Cassias Geschichte eintauchen konnte.
Sie beschreibt Cassias Leben und ihren Weg sehr ausführlich und detailliert. Dabei gibt es zwischendurch immer mal ein paar ruhigere Zeiten, in denen nicht allzu viel passiert oder auch die Geschichten der anderen Paare erzählt werden. Dabei geht es dann auch um außereheliche Affären und es gibt ein paar erotische Szenen, bei denen deutlich wird, wie Sexualität damals gesehen wurde.

„Die Zeit der Erbin“ ist eine große Geschichte über eine Frau, die die Chance nutzt, die sich ihr unerwartet bietet und ihr Leben in eine andere Richtung lenkt und sich dabei selbst verwirklicht.
Gute und interessante Unterhaltung auf über 800 Seiten - lesenswert!


Fazit: 4 von 5 Sternen


© fanti2412.blogspot.com

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 23.12.2019

Die Träume der Frauen

0

England, 1935. Als Cassia Tallow eine sehr große Summe Geld erbt, beginnt es in ihrer Ehe zu brodeln. Es bricht alles hervor, was lange Zeit unterdrückt wurde.
Cassia schloss ihr Medizinstudium mit einer ...

England, 1935. Als Cassia Tallow eine sehr große Summe Geld erbt, beginnt es in ihrer Ehe zu brodeln. Es bricht alles hervor, was lange Zeit unterdrückt wurde.
Cassia schloss ihr Medizinstudium mit einer hervorragenden Note ab. Doch als sie schwanger wurde, heiratete sie den langweiligen Edward.
Durch den unverhofften Geldsegen kann Cassia sich Freiheiten gönnen und sich wieder ihren Träumen zuwenden, die sie für die Ehe zurückgestellt hat. Edward dagegen fühlt sich in seiner Rolle als Haushaltsvorstand bedroht und beginnt Cassia unterschwellig zu sabotieren, bis sogar ihre Kinder unter der Situation leiden müssen.

Neben Cassia folgen wir weiteren Paaren, deren Ehe wenig Erfüllung bietet. Die Autorin Penny Vincenzi spricht Themen wie Homosexualität, Eifersucht, Macht und Geschlechterrollen an. In ihrer Tätigkeit als Ärztin in einer Klinik für Familienplanung wird Cassia mit den Schwierigkeiten von Frauen konfrontiert, die keinen Zugang zu Verhütungsmitteln haben.

Vincenzi schreibt sehr ausführlich. Die Handlung fließt dahin und man kann sich gemütlich hineinsinken lassen wie in ein warmes Bad. Die Protagonisten leben in großen Häusern, speisen vorzüglich und nippen an Champagner. Es gibt Affären und erotische Szenen. Gelegentlich hat die Autorin Zeitgeschichtliches in die Handlung eingefügt wie die Affäre von Prinz Edward mit Wallis Simpson oder eine Ansprache der Königin.

Der über 800 Seiten dicke Schmöker erinnert mich wegen des Arztumfeldes leicht an “Call the Midwife”. Es spielt jedoch früher und in einer eleganteren Umgebung und konzentriert sich auf drei Ehepaare.
Zu Beginn hatte ich etwas Schwierigkeiten, mich auf dem Roman einzulassen. Cassia erschien mir nicht sonderlich interessant, da sie sehr angepasst war. Und ihr Mann Edward war mir extrem unsympathisch. Er übt emotionale Druck auf Cassia aus, indem er sich als hilflos darstellt und behauptet, dass er seinen Beruf als Landarzt ohne ihre emotionale Unterstützung nicht ausüben könne. Cassia achtet daher immer darauf, sein schwaches männliches Selbstbewusstsein zu schützen und verzichtet darauf als Ärztin tätig zu sein.

»Ohne dich würde ich das nicht schaffen«, sagte er, beugte sich vor und küsste sie. »Wirklich nicht, ich liebe dich so sehr.«
Sie brachte es einfach nicht über sich, ihm das Weihnachsfest zu verderben.

Allmählich macht sich Cassia jedoch frei, trifft ihre eigenen Entscheidungen und konfrontiert ihren Mann offen mit ihren Gedanken und Erwartungen. Da sie sich über die Herkunft des großen Erbes wundert, stellt sie Nachforschungen an, die sie bis nach Paris und Marokko führen. Und dann sind da noch zwei Verehrer, die Cassia schon seit ihrer Jugend kennt...
Die Autorin schildert die Charaktere mit großer psychologischer Kenntnis. Leserinnen werden sich sicherlich in einigen Situationen wiedererkennen, die die Protagonistinnen erleben. Durch das große Erbe verschiebt sich die Macht in der Ehe von Cassia und Edward und ermöglicht der Autorin zu zeigen, nach welchen Mechanismen manche Partnerschaften funktionieren.
Ich würde sehr gern weitere Bücher der Autorin lesen.

Ein unterhaltsamer, gesellschaftskritischer Roman in einem glamourösen Setting mit großem Identifikationspotential.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere