NIcht einfach zu lesen, aber wichtig
„Wer in der Demokratie schläft, wacht in der Diktatur auf!“ Dieser häufig zitierte Ausspruch, dem man Johann Wolfgang von Goethe nachsagt, ist heute aktueller denn je. Die meisten von uns kennen nur die ...
„Wer in der Demokratie schläft, wacht in der Diktatur auf!“ Dieser häufig zitierte Ausspruch, dem man Johann Wolfgang von Goethe nachsagt, ist heute aktueller denn je. Die meisten von uns kennen nur die Demokratie, auch wenn sie Schwächen hat. Es soll sich nur niemand wirklich eine Diktatur herbei wünschen. Die Demokratie ist ein zartes Pflänzchen, das steter Pflege bedarf.
Wer zur Hölle ist oder war Condorcet? Nur den wenigsten unter uns ist der Name Marie Jean Antoine Nicolas Caritat, Marquis de Condorcet (1743-1794) bekannt. Condorcet war ein überzeugter Aufklärer, ein Liberaler, ein Erneuerer Er trat 1790, kurz nach der Verkündung der Menschen- und Bürgerrechte trat er vehement dafür ein, diese auch den Frauen zu gewähren. Denn „Liberté, Égalité et Fraternité“ galt nur für Männer. Seine Forderungen nach Abschaffung der Sklaverei und für den Freihandel klingen sehr modern.
Condorcets wird Mitglied der Nationalversammlung während der Französischen Revolution. 1794 frisst ihn die Revolution. Er wird verhaftet und stirbt wenig später unter ungeklärten Umständen. Immerhin bleibt ihm das Fallbeil erspart.
Der schwedische Autor und Mathematiker Per Molander liefert uns in 13 Kapiteln einen interessanten Abriss historischer Abläufe und philosophischer Betrachtungen sowie die Sichtweise von Religionsgemeinschaften in den jeweiligen Zeitabschnitten.
Worin bestand nun Condorcets Irrtum? Dass er ein unverbesserlicher Optimist war?
Condorcet hat die Beharrlichkeit der herrschenden Systeme sträflich unterschätzt. Klingt irgendwie bekannt, oder?
Er erkannte die Bedeutung einer allgemeinen Bildung als wesentlich für eine Demokratie. Wo stehen wir heute? In zahlreichen Ländern schicken Eltern ihre Kinder in teure Privatschulen, um der nach unten nivellierten Bildung zu entgehen. Es entwickeln sich Parallelgesellschaften, die kaum in den Griff zu bekommen sind.
Condorcet war seiner Zeit weit voraus. Manche seiner Ideen hallen bis heute nach. Doch wo sind heute Menschen vom Schlage Condorcets? Wo sind sie, die Vordenker?
Am Ende seines Buches sendet uns Per Molander einen Hoffnungsschimmer, wenn er sagt „Condorcets Traum können wir weitertragen, aber zugleich müssen wir die Warnung des Doktor Rieux aus dem Motto zu diesem Buch in Erinnerung behalten und beherzigen – dass der Pestbazillus niemals ausstirbt oder verschwindet, sondern jederzeit seine Ratten aufwecken und zum Sterben in die Stadt schicken kann.“ (S. 270)
Fazit:
Ein wichtiges Buch, das nicht unbedingt einfach zu lesen ist. Gerne gebe ich hier 5 Sterne. Pflegen wir das zarte Pflänzchen Demokratie!