Böser Humor
Unser Staatsfunk überträgt schamlos die Gehirnamputiertenperformance eines Rapper-Duos namens Trackshittaz, das einen sexistischen Deppertensong namens „Woki mit deim Popo!“ zum Besten gibt, wozu einige ...
Unser Staatsfunk überträgt schamlos die Gehirnamputiertenperformance eines Rapper-Duos namens Trackshittaz, das einen sexistischen Deppertensong namens „Woki mit deim Popo!“ zum Besten gibt, wozu einige großer Töchter meiner Heimat, die sich um Sexstangen ringeln, im leuchtenden Vollgummilook ihre Hinterteile wackeln lassen.(S. 117)
Oben genanntes Zitat gibt unglücklicherweise keine satirische, überzogene Beschreibung des österreichischen Gebührenfernsehens wieder, sondern ist ein Tatsachenbericht. Trackshittaz sind ein real existierendes Musikduo und traten mit dem genannten Lied beim Eurovisions-Songcontest auf.
Peter Strasser legt auf charmante Art und Weise den Finger in die Wunden der österreichischen Volksseele. Da wo wir gern ein wenig drüberschauen, sei es nun Fremdenhass, immer dreisterer Rechtsruck der FPÖ, spießbürgerliches Kleinbürgertum, Coaching- und TherapeutInnenwahn oder schlichtweg der Irrglaube, für jedes Zipperlein gäbe es ein „Pulver“ (=Medikament).
Dabei immer mit dabei der Vollmops „Paul“, der in regelmäßigen Abständen „äußerln“ getragen werden muss und dessen Hauptmahlzeiten aus Sachertorten mit ordentlich Schlagrahm bestehen.
„Paul“ bildet dabei nicht selten das Glied zur Aussenwelt, denn der Protagonist (ein Abbild von Peter Strasser?) verschließt sich nur zu gern in seiner Beamtenwohnung und ertränkt seine Höllenqualen, die eine Pragmatisierung nun mal so nach sich ziehen gern mit Prontopax Forte.
Das Buch weist eine sehr präsente österreichische Färbung auf, manche Sachverhalte sind vielleicht für deutsche LeserInnen nicht verständlich, der Humor wie auch der Zynismus sind es aber immer.
Peter Strasser führt das Schwert der Worte mit feiner Klinge. Für die LeserInnen verschwimmt dabei ganz rasch die Grenze zwischen Mitlachen und dem unheimlichen Gefühl, der Autor mache sich einen Spaß auf Kosten seiner LeserInnenschaft.
Böser Humor gepaart mit Faktenwissen regt uns zum Nachdenken an und nach so manchem herzlichen Lacher müssen wir uns fragen wie weit ist das KleinbürgerInnentum auch in unserem eigenen Alltag eine tragende Rolle spielt.