Legt die Welt in Kinderhände (Herbert Grönemeyer)
Robin reißt geradezu enthusiastisch das Paket mit den neuen Büchern auf, die als Belegexemplare angekommen sind. Seine Frau hat eine Botschaft im hinterlassen, die Robin dazu bewegt, alles stehen und liegen ...
Robin reißt geradezu enthusiastisch das Paket mit den neuen Büchern auf, die als Belegexemplare angekommen sind. Seine Frau hat eine Botschaft im hinterlassen, die Robin dazu bewegt, alles stehen und liegen zu lassen und vollkommen überstürzt ihr hinterher zu reisen. An seiner Seite: Mats, gerade einmal drei Jahre alt. Es beginnt eine Zugfahrt, die nicht nur Erinnerungen heraufbeschwört, sondern viel Zeit zum Nachdenken bereithält....
Ich frage mich immer wieder, wie es Peter Zantingh schafft, auf so wenigen Seiten ein so großes Gefühlschaos zu verursachen, das zum einen Herz und Seele berührt, die Tränen zum fließen bringt und trotzdem Hoffnungen weckt ?! Die Geschichte ist wie eine Reise mit dem Zug, bei der die Gedanken wie das beständige Rattern der Räder auf den Gleisen in Robins Kopf hin und her gleiten, Erinnerungen wach rufen und immer wieder die Frage in den Raum stellen, ob in Zeiten des Klimawandels es überhaupt noch zeitgemäß ist, einem Kind das Leben zu schenken. Wie geht man als Eltern verantwortungsvoll mit der Aufgabe um, um für genau diese kleinen Menschen die Welt zu erhalten, damit sie auch behütet und beschützt in ihr aufwachsen können.
Robin und Tess sind Klimaaktivisten, aber nicht solche von der radikalen Sorte, sondern mit Herz und Verstand, und bringen auch den Leser:innen für die Dauer der Lektüre ihre Gedanken näher. Es lohnt sich immer, für ein nachhaltigeres und bewussteres Leben etwas zu tun und der nachfolgenden Generation genau diese Werte auch mitzugeben.
Der kleine Mats spielt dabei eine wichtige Rolle und es wird erst am Ende des Buches deutlich, wie sehr der kleine Mann in der Gefühlswelt seiner Eltern einen Platz einnimmt. Die Gänseblümchen auf den Buchseiten sind dabei kleine Hinweise, die bei genauerer Betrachtung seine Geschichte erzählen, ohne dabei Worte zu benutzen. Es liegt vieles zwischen den Zeilen, das zu Tränen rührt und nur wer sich ganz auf das Buch einlassen kann, versteht die Botschaft dahinter.
Der Autor erzählt mit einer großen Zärtlichkeit, packt aber auch Zukunftsängste, die Frage nach dem "Wie schaffen wir es, als Eltern unserem Kind gerecht zu werden ?" und immer wieder die Hoffnung mit ein, dass ein Kind nicht nur sichtbar gewordene Liebe, sondern auch immer ein Versprechen für eine bessere Zukunft ist.
"Zwischen uns und morgen" ist ein Buch, das sicherlich nicht auf den ersten Blick alle seine Botschaften offenbart. Es lohnt sich aber, die Geschichte mehrmals zu lesen, denn es öffnen sich erst nach und nach die vielen kleinen Fenster, die Zantingh für seine Leser:innen zum Entdecken seiner Botschaften bereithält.
Ein Roman, der sich deutlich vom Mainstream abhebt, mit leisen Tönen überzeugt und eine ganz starke Botschaft in sich trägt.