Eine Leseempfehlung
Dass Alma Oberkofler in ihrem ersten Fall als leitende Ermittlerin der Abteilung Leib und Leben in Wien ausgerechnet den Tod des Landwirtschaftsministers untersuchen muss, hätte sie sich nicht gedacht. ...
Dass Alma Oberkofler in ihrem ersten Fall als leitende Ermittlerin der Abteilung Leib und Leben in Wien ausgerechnet den Tod des Landwirtschaftsministers untersuchen muss, hätte sie sich nicht gedacht. Ein einfacher Eifersuchtsmord oder einer im Drogenmilieu hätte es als Einstand in der neuen Dienststelle wohl auch getan.
Nun stellt sich die Frage: Mord oder Unfall? Und wo ist die Lebensgefährtin des Ministers? Schon auffällig, dass die ausgerechnet jetzt verschwunden ist. Während Almas Team auf die Suche nach der jungen Frau geht, beschäftigt sich Alma mit der beruflichen Seite des Toten, denn als Politiker hat man neben Parteifreunden auch einige Feinde.
Und immer, wenn es um einen toten Politiker geht, gibt es Einflussnahmen von allen Seiten. Alma Oberkofler, die schon als Kind Polizistin werden wollte, bekommt selbstredend einen Mitarbeiter des Staatschutzes an die Seite gestellt. Doch davon lässt sie sich nicht irritieren und deckt einige Geheimnisse auf, die einige aus dem Dunstkreis des Toten lieber unentdeckt gesehen hätten....
Meine Meinung:
Dieser Krimi ist der erste aus Petra Hartliebs Feder. Die Autorin ist durch ihre Bücher wie „Frühlinge in Wien“ oder „Meine wundervolle Buchhandlung“ bekannt. Der vorliegende Krimi „Freunderlwirtschaft“ ist nicht nur eine Hommage an Wien, sondern eine ironische Betrachtung der österreichischen Innenpolitik in der smarte Slim-Fit Politiker hinter den Kulissen so manche Freunderlwirtschaft innerhalb ihrer Buberlpartie pflegen. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind natürlich nicht beabsichtigt und daher gänzlich ausgeschlossen. Eon Schelm, der da denkt, die Autorin hätte ihr Anleihen an der aktuellen oder den vergangenen Bundesregierungen genommen. Herzlich lachen musste ich über die fiktive Wirtschaftsministerin mit den Initialen MS, denn reale war von 2017-2022 „meine“ Ministerin.
Geschickt sind politische Intrigen, alte Freundschaften und neue Allianzen in die Ermittlungen verwoben. Die Autorin versteht es meisterhaft, die Spannung bis zum Ende aufrechtzuerhalten. Hervorheben möchte ich, dass dieser Krimi ohne unnötige Gewalt oder übertriebene Dramatik auskommt. Daher werden Liebhaber von Action-Thrillern hier nicht auf ihre Rechnung kommen. „Freunderlwirtschaft“ lebt der Roman von seiner atmosphärischen Dichte und dem subtilen Witz.
In einem Zeitalter, in dem sich die aktuellen Politiker täglich selbst karikieren, ist es nicht einfach, einen humorvollen Krimi zu verfassen. Petra Hartlieb ist es hier gelungen.
Die Charaktere sind liebevoll gestaltet. Besonders Alma Oberkofler, deren Kindheit durch den gewaltsamen Tod ihrer Schwester geprägt war, ist sehr gut gelungen. Geschickt zeigt Petra Hartlieb mögliche Beziehungen zwischen Politikern, die verschiedene Netzwerke unterhalten, auf.
Neben Alma ist die verschwundene Verlobte des Ministers ein spannender Charakter. Anfangs ein wenig unterschätzt und versteht sie es, elegant die Kurve zu kratzen, was man ihr gar nicht zugetraut hätte.
Das Cover, das in der Farbe türkis gehalten ist, lässt natürlich Assoziationen aufkommen, hebt sich von den sonst üblichen dunklen oder blutigen, die für Krimis verwendet werden, wohltuend ab.
Fazit:
Gerne gebe ich diesem lesenswerte Krimi, der mir unterhaltsame und spannende Lesestunden beschert hat, 5 Sterne und eine Leseempfehlung.