Cover-Bild Die Gebeine von Avalon
9,99
inkl. MwSt
  • Verlag: ROWOHLT Taschenbuch
  • Genre: Krimis & Thriller / Historische Kriminalromane
  • Seitenzahl: 656
  • Ersterscheinung: 01.02.2013
  • ISBN: 9783499255816
Phil Rickman

Die Gebeine von Avalon

Aus den höchst vertraulichen Papieren des Dr. John Dee, Astrologe und Berater Ihrer Majestät, der Königin
Alexandra Hinrichsen (Übersetzer)

Wer schützt die Königin gegen die Mächte der Finsternis?Panik am Hofe von Elisabeth I.: Der Astrologe Nostradamus hat den Sturz der jungen Königin vorhergesagt, sollte es ihr nicht gelingen, «die Knochen ihres Ahnherrn zu finden». Gleichzeitig wird ruchbar, in der gewaltigen Ruine des Klosters von Glastonbury sei das Grab von König Artus entdeckt worden. Sofort schickt Elisabeth den fähigsten Mann auf die Suche: Dr. John Dee, Hofastrologe und aller verborgenen Wissenschaften kundig. Doch Glastonbury ist eine Stadt voller Geheimnisse. Bald verliebt sich der junge Gelehrte in die Tochter des Wundarztes. Erst spät erfährt er, dass ihre Mutter als Hexe starb. Wieder flammt der Hexenwahn auf in Glastonbury, grausame Morde geschehen, und am Ende steht John Dee tief in den Gewölben des Klosters einem stummen Feind gegenüber …

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.09.2019

History-Mystery

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Bei diesem Mix aus dem History und Mystery-Genre (mit einer Prise Thriller) handelt es sich um den ambitionierten und, wie ich finde äußerst gelungenen Versuch, ein Geheimnis aus der tiefen Vergangenheit ...

Bei diesem Mix aus dem History und Mystery-Genre (mit einer Prise Thriller) handelt es sich um den ambitionierten und, wie ich finde äußerst gelungenen Versuch, ein Geheimnis aus der tiefen Vergangenheit (in diesem Fall der mystischen Vorzeit Britanniens) durch eine historische Figur aus der ebenfalls tiefen, aber nicht ganz so lange vergangenen Vergangenheit (dem England des 16. Jahrhunderts) zu lösen.
Der Hofwissenschaftler der jungen Königin Elizabeth Tudor (zum Zeitpunkt der Handlung erst 2 Jahre auf dem Thron), Dr. John Dee, wird mit der schier unlösbaren Aufgabe konfrontiert, die seit der Auflösung der Klöster verschollenen Gebeine ihres „Vorfahren“ König Artus aus Glastonbury nach London zu holen, um ihre Regentschaft gegen ihre Feinde und Gegner abzusichern , aber auch, wegen ihrer Ängste und ihres Aberglaubens. In einer Zeit, in der die neue Religion, der Protestantismus, von Staatswegen wieder durchgesetzt wird und es dennoch unterschwellig im ganzen Volk brodelt, einem Volk, dass sich seine eigenen Götter sucht, dem Aberglauben anhängt und in der Höflinge bereit sind die Religion wie die Kleidung zu wechseln, ist es für den Wissenschaftler Dee ein Canossagang in die einstige Hochburg des britischen Katholizismus und gleichzeitig des vorchristlichen Heidentums zu gehen. Er trifft auf ehemalige Mönche, Kräuterfrauen und Reliquienhändler und muss einen grausamen Ritualmord an einem Diener seiner Königin erleben, um näher zum Geheimnis der „Gebeine von Avalon“ zu gelangen.
Was an diesem Buch so besonders ist und mich absolut anspricht: obwohl es um Altes und Abgelebtes geht, also um Jahrhunderte alte Knochen, um das Zurücklassen des Überholten (sei es um Religion oder den Aberglauben, der sich in Hexenverbrennungen etc. geäußert hat) und schließlich um das ultimative Nicht-Sein, den Tod (zartbesaitete Leser – zu denen ich mich auch zähle – müssen sich hin und wieder auf äußerst morbide und teilweise grausame Szenarien einstellen) und die Angst davor (das „memento mori“-Motiv wird oft anzitiert), atmet dieser Roman auf jeder Seite Lebendigkeit. Rickman schafft es wie kaum ein anderer das Glastonbury des 16. Jahrhunderts so greifbar werden zu lassen, als wäre man selbst ein Teil dieser Stadt, die – durch die zerstörte Abtei repräsentiert – nur noch ein Anachronismus ihrer Selbst ist. Man spürt förmlich die kalte Luft des Februarmorgens, wenn der Schmied seine Pferde beschlägt, man isst mit Dr. John Dee die verschrumpelten Winteräpfel auf dem Markt und spürt schließlich die unwirklich schleierhafte Atmosphäre, den Spirit an diesem Ort, der etwas ganz Besonders ist.
John Dee ist in der Überlieferung eine eher dunkle Gestalt, die sich der Alchemie und Astrologie verschrieben hat. Diese Vorstellung von ihm geht aber ganz und gar nicht mit der sympathisch-menschlichen Charakterisierung von ihm durch Phil Rickman einher. Dr. Dee ist Anfang dreißig und beschreibt sich selbst ganz faustisch als einer, der zwar viel Wissen angesammelt, aber wenig erlebt hat und mit Menschen nicht so gut umzugehen weiß. Sehr bescheiden lebt er trotz seiner (unbezahlten) Eigenschaft als Haus- und Hofwissenschaftler der Königin mit seiner Mutter zusammen auf dem Land, die spärlichen erotischen Kenntnisse hat er bei der heimischen Magd gesammelt. Im ruinenhaften Glastonbury begegnet er nun bewusstseinserweiternden Zuständen und: der Liebe.
Das Gegenteil von Dee ist der großsprecherische Sir Robert Dudley, Geliebter, Höfling und Oberstallmeister der Königin, der Dee auf seiner Reise nach Glastonbury begleitet und unfreiwillig durch Krankheit in die Rolle des Untätigen gelangt. Auch er ist trotz seiner vielen Fehler und inneren Zerrissenheit (er schwankt zwischen der Liebe zu seiner Frau Amy und der zur Königin) sympathisch charakterisiert. Die beiden geben ein fast schon amüsantes neuzeitliches „Ermittler-Duo“ ab, ihre lebendigen Dialoge sind ein sehr schöner Nebenaspekt des Buches.
Außerdem: Rickman schafft es bei aller schwierigen Thematik sowohl Lesbarkeit zu erzeugen als auch den: „Muss-weiterlesen“-Effekt zu kreieren – und das ohne spektakuläre Cliffhanger (wobei die Kapitel sehr gut in sich strukturiert und angenehm kurz sind). Einfach die Story an sich ist so gut, dass man unbedingt wissen möchte, wie es weitergeht und was Dr. Dee auf die Spuren der Gebeine von Artus bringen wird.
Zum Schluss noch ein Lob für die geniale Covergestaltung mit dem erhabenen haptischen Titel und überhaupt den Softumschlag, der beim Lesen sehr angenehm ist und auch nachher im Regel viel hermacht.
Ich bin froh dieses Buch gelesen zu haben und kann es nur allen empfehlen, die gerne durch das Zwielicht dringen und sich für historische Mysterien interessieren: 5 Sterne!

Veröffentlicht am 17.04.2018

Ungewöhnlicher, aber atmosphärisch dichter historischer Krimi.

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John Dee genießt als Alchemist und Hofastrologe von Königin Elizabeth I. einen recht zweifelhaften Ruf- obwohl er selbst stets beteuert, nur ein Mann der Wissenschaften zu sein, verfolgt ihn immer wieder ...

John Dee genießt als Alchemist und Hofastrologe von Königin Elizabeth I. einen recht zweifelhaften Ruf- obwohl er selbst stets beteuert, nur ein Mann der Wissenschaften zu sein, verfolgt ihn immer wieder der Aberglaube seiner Mitmenschen. Die Religionswirren dieser Zeiten, sorgten zur Maria Tudors Regentschaft sogar kurzfristig dafür, dass er um ein Haar hingerichtet worden wäre.
Vielleicht ist John auch deshalb zumeist völlig zufrieden damit, sich zu Hause seinen wissenschaftlichen Studien und seinen Büchern zu widmen und sich lieber im Hintergrund; also fern vom königlichen Hof aufzuhalten. Trotz Elizabeths Bemühungen, die Hexenverfolgungen abzuschaffen und dem Volk eine Zeit der Aufklärung zu bieten, flammen plötzlich gefährliche Gerüchte über die Königin auf und diverse Prophezeiungen versetzen selbst Elizabeth in Angst und Schrecken. So sucht sie eines Tages John in seinem Haus auf und bittet ihn darum, zusammen mit ihrem Vertrauten und Günstling Robert Dudley, nach Glastonbury aufzubrechen, um dort die verschollenen Gebeine des legendären König Artus aufzuspüren, denn diese seien laut Prophezeiung sehr wichtig, um einen Fluch, der auf dem Königsgeschlecht der Tudors liegt, zu brechen.

Während Robert dies als Chance sieht, der Königin einmal mehr beweisen zu können, wie wichtig er für sie ist, treibt John vor allem die Neugier an; außerdem hofft er, vielleicht noch einige antiquaristische Schätze aus dem zerstörten Kloster in Glastonbury aufspüren zu können.
Doch kaum angekommen, wird Robert schwer krank und verdankt es lediglich der begabten Heilerin Nel, dass er die Erkältung so gut übersteht. Während Robert fiebrig darnieder liegt, muss John nun auf eigene Faust ermitteln und knüpft erste Kontakte mit den Dörflern und auch mit Nel, die ihn besonders fasziniert. Doch dann wird ein Gefolgsmann von Robert brutal und übel zugerichtet aufgefunden- alles deutet auf einen Ritualmord hin und ausgerechnet Nel, der Hexenkünste nachgesagt werden, soll die Schuldige sein. John ist fassungslos- wie kann er Nel nur helfen, denn er glaubt keine Sekunde daran, dass die Frau in die er sich verliebt hat, eine Mörderin ist?

Mit „Die Gebeine von Avalon“ bewegt sich der Autor Phil Rickman, der den deutschen Lesern bereits durch seine „Merrily Watkins Mystery“ Reihe bekannt sein dürfte, auf ungewohntem Terrain, denn die Story um Dr. John Dee ist ein waschechter historischer Krimi. Rickmans Held in diesem Roman, ist keine fiktionale Figur- sowohl Dr. John Dee sowie diverse andere Nebenfiguren haben tatsächlich gelebt. Geschickt verbindet der Autor für seinen Roman Fiktion und Realität miteinander zu einer interessanten Geschichte. Wer wie ich bereits einige Bücher des Autors gelesen hat, weiß, dass Rickman sich gerne einer etwas ausschweifenden Erzählweise bedient. Das ist hier auch nicht anders und so vergehen gut und gern die ersten 200 Seiten, ohne dass viel passiert und es schleichen sich durchaus auch einige, wenige Längen ein. Aber Durchhalten lohnt! Denn ab dem Zeitpunkt, wenn Rickman dem Leser alle Haupt und Nebenfiguren vorgestellt hat, nimmt die Story an Fahrt auf. Der Leser wird in eine Zeit hineinkatapultiert, in der Glaube und Aberglaube gar nicht so weit auseinander lagen und in dem ein kleiner Funke genügte, um unschuldige Menschen in Verruf zu bringen. Und wie auch in den Merrily Watkins Romanen, hat der Autor eine Botschaft- nicht immer ist das Offensichtliche wahr, bzw. sind Übersinnliches und Magie im Spiel, auch wenn es zunächst den Anschein hat…

Dr.John Dee ist ein sympathischer Romanheld, der weder besonders kräftig, noch selbstbewusst ist. Stattdessen umgibt ihn eine schüchterne Aura, er hätte zu gerne übersinnliche Fähigkeiten, ist zudem ein Eigenbrödler und ein intelligenter Bücherwurm- lediglich der Hunger nach Wissen treibt ihn an und diese Neugier ist es auch, die ihn am Ende des Romans über sich selbst hinaus wachsen lässt. Besonders die Frage, ob es John gelingt den Mörder rechtzeitig, also bevor Nel für den Mord hingerichtet wird, zu stellen, macht die Geschichte sehr spannend und nicht zu vergessen, natürlich auch, was es mit der „Tafelrunde“ und den verschollenen Gebeinen von König Artus auf sich hat.
Das Ende lässt auf einen weiteren Teil um Dr. John Dee hoffen, denn der Roman endet mit dem mysteriösen Tod von Robert Dudleys Frau.

Kurz gefasst: Ungewöhnlicher, aber atmosphärisch dichter historischer Krimi.