Immer ein Berliner
Der Berliner Privatdetektiv Bernhard Gunther hat lange bei der Polizei gearbeitet. Doch vor drei Jahren (1933) hat er den Dienst verlassen. Im Berlin des Jahres 1936 bearbeitet er meist Vermisstenfälle, ...
Der Berliner Privatdetektiv Bernhard Gunther hat lange bei der Polizei gearbeitet. Doch vor drei Jahren (1933) hat er den Dienst verlassen. Im Berlin des Jahres 1936 bearbeitet er meist Vermisstenfälle, was in einer Ära, in der ein Nachbar, der Sozi, Kommunist oder Jude ist, schnell mal verschwinden kann, nicht verwunderlich ist. Ein reicher Industrieller, dessen Tochter und Schwiegersohn bei einem Brand umgekommen sind, bittet Gunther, nach dem Inhalt des Safes zu suchen, der bei der tödlichen Attacke offensichtlich entwendet wurde. Auch wenn sein Auftraggeber nicht unbedingt sympathisch wirkt, nur Bares ist Wahres. Bernie Gunther beginnt mit den Nachforschungen.
Zur Zeit der Olympiade herrscht in Berlin eine zwiegespaltene Stimmung, zwar werden unerwünschte Menschen weiterhin verfolgt und drangsaliert, doch um der Weltöffentlichkeit eine gewisse freiheitliche Ordnung vorzugaukeln verschwinden die äußeren Anzeichen der Unterdrückung des Volkes. Allerdings dauert es nicht lange bis Gunther es während seiner Suche mit der Gestapo und sogar einigen höheren Chargen zu tun bekommt. Die Sache stellt sich schwieriger dar als angenommen. Nichts scheint richtig zusammenzupassen und immer wieder wird Gunther handfest klargemacht, an welchen Stellen er nicht allzu genau nachforschen sollte.
Leider ist der Autor im März diesen Jahres verstorben. Ein trauriger Anlass diese Serie sehr spät kennenzulernen. Der erste Band erschien im Original bereits 1989 und in diesem Jahr erscheint auf Deutsch der vorletzte dreizehnte Band, einen weiteren Band konnte der Autor vor seinem Tod noch fertigstellen. Als deutschsprachiger Leser fragt man sich bei der Lektüre des englischsprachigen Romans, ob der Autor deutsche Wendungen wörtlich ins Englische übersetzt hat oder ob einem Ausdrücke, die einem auf Deutsch wohlbekannt sind, tatsächlich im Englischen so verwendet werden. Spannend ist auch zu lesen, wie der Autor die Stimmung im Vorkriegsdeutschland beschreibt. Man kommt auf den Gedanken, die leichte Lockerung der Überwachung durch den Staat anlässlich der Olympiade, sei eine letzte Gelegenheit gewesen, abzuhauen. Doch die Meisten fliehen nicht. Auch Bernie Gunther lebt sein Leben, zwar hält er mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg, aber dennoch sind unter seinen Kunden auch hohe Beamte, die sicher eine andere Meinung vertreten als der Detektiv. Wo das Geld herkommt, ist schließlich doch egal. Mit seiner Berliner Schnauze eckt Bernie Gunther häufig an, mit ihr kommt er aber auch häufig durch. Grundsätzlich versucht er den Dingen auf den Grund zu gehen, was er nicht ändern kann, nimmt er jedoch manchmal zu klaglos hin. In dieser für viele Menschen lebensbedrohlichen Zeit geht Bernie Gunther seinen Weg, löst seinen Fall und findet immer wieder Möglichkeiten der alltäglichen Bedrohung zu entgehen.
Ein fesselnder Kriminalroman vor einem dramatischen politischen Hintergrund mit einem Ermittler, der auf seine eckige Art überzeugt, dass man mehr über ihn erfahren möchte.