Anstrengend aber nicht schlecht
Ich muss ehrlich zugeben, ich habe mich mit diesem Buch sehr schwer getan - kein Vergleich zu anderen Büchern der Autorin!
Es geht um die Ehefrauen Nummer 4 und 5 Heinrichs VIII., Anna von Kleve und Katherine ...
Ich muss ehrlich zugeben, ich habe mich mit diesem Buch sehr schwer getan - kein Vergleich zu anderen Büchern der Autorin!
Es geht um die Ehefrauen Nummer 4 und 5 Heinrichs VIII., Anna von Kleve und Katherine Howard. Die Geschichte ist bekannt, daher gehe ich auf den reinen Inhalt hier weniger ein.
Die Geschichte ist aus der Sicht dreier absolut unterschiedlicher Frauen geschildert, was das Lesen meiner Meinung nach erschwert aber für die Handlung interessant ist. Es kommen sowohl Anna von Kleve, die hier als mutige, von ihrer Familie gequälte und unterdrückte aber sehr gebildete und intelligente Frau charakterisiert wird, zu Wort, als auch Jane Boleyn, die Witwe von George Boleyn, dem Bruder von Anne Boleyn, die sich keiner Schuld an deren Tod bewusst ist, da sie ja nur Anweisungen befolgt habe und Katherine Howard, die, seien wir ehrlich in diesem Buch das dümmste, eitelste und oberflächlichste Wesen zu sein scheint, das je auf Erden gelebt hat.
Jane Boleyn nimmt eine besondere Stellung in der Geschichte ein, da sie ihr gesamtes Leben – bis auf ein paar Monate im Exil – bei Hofe verbracht und bis auf die sechste und letzte Ehefrau jeder Königin an Heinrichs VIII. Seite gedient hat. Durch sie bekommt man einen einmaligen Einblick in das Hofleben durch eine Frau, die nichts anderes kennt und gleichzeitig Opportunistin genug ist, immer ihren Hals zu retten, egal welche Ehefrau gerade untergeht – bis auch ihre Glückssträhne reißt, als sie für den Duke of Norfolk keinen Nutzen mehr hat.
Anna von Kleve ist wenn man auf den Gesamtverlauf der Geschichte achtet, lediglich eine Fußnote in der Geschichte, aber eine umso interessantere. Man weiß in der breiten Öffentlichkeit nicht viel über sie und genau hier setzt das Buch an. Anna von Kleve ist in diesem Buch eine sehr starke Frau, die je weiter die Handlung voranschreitet, immer stärker und selbstbewusster wird.
Katherine Howard wird in diesem Buch als das wahrscheinlich dümmste, oberflächlichste und eitelste Wesen charakterisiert, dass je gelebt hat. In der Geschichtsschreibung wird sie ebenfalls als wenig gebildet dargestellt, allerdings geht das Buch hier noch einige Schritte weiter. So beginnen die meisten Kapitel aus Katherines Sicht mit „Was habe ich?“, gefolgt von einer Auflistung an Kleidern, Schmuckstücken usw., die sie besitzt und das ist auch alles was sie interessiert. Die Ehe mit dem König geht sie ein, weil sie dafür Geschenke bekommt. Sie sieht die ehelichen Pflichten als Ware an, denen sie im Tausch für materielle Güter nachkommt. Gleichzeitig geht sie davon aus, weil der König ja so alt und krank sei, er bestimmt in spätestens einem Jahr tot sei und sie dann in der Lage einen jungen Mann zu heiraten. Sie hält sich selbst für die schönste Frau der Welt und der Leser muss diese ständigen Selbstlobpreisungen überstehen, um an die eigentliche Handlung zu kommen.
Ich empfand das Buch als sehr anstrengend aber trotzdem auch sehr interessant. Das Beste und Schlechteste an diesem Buch ist dasselbe und das ist wirklich faszinierend: die drei Ich-Erzählerinnen. Da die drei Charaktere so unterschiedlich sind, macht das das Lesen – zumindest für mich sehr anstrengend, zumal ich Katherine Howard regelmäßig gegen die Wand werfen könnte, so geht sie mir auf die Nerven. Aber es macht Sinn das Buch so anzugehen und ich könnte es mir auch nicht anders vorstellen. Besonders weil jede dieser drei Frauen die Geschehnisse ein klein wenig anders erlebt und dadurch die Erzählung nicht zu einseitig wird.
Was mich besonders stört, ist, dass der Charakter der Katherine Howard als 15-jährige angelegt wurde. Es ist nicht bekannt, wie alt sie wirklich war. Katherine Howard kam zwischen 1520 und 1525 zur Welt. Eine zeitgenössische Quelle behauptet zwar, sie sei erst 15 Jahre alt gewesen, als sie 1540 Heinrich VIII. begegnete, doch es gibt keine andere Quelle, die diese Behauptung stützt. Andere Berichte schreiben nur über ihre Jugend und geben kein Alter an. Ihre Biographin gibt argumentiert ihr Geburtsjahr sei 1524 gewesen. Auf jeden Fall finde ich es schade, dass die Autorin ihr Alter das gesamte Buch über mit 15 angibt, obwohl zwischen dem ersten Treffen und dem Ende des Romans 2 Jahre vergehen.
Fazit: das Buch hat ein paar Längen und Schwächen, trotzdem ist die Geschichte interessant und gerade wenn man sich für die Ehefrauen Heinrichs VIII. interessiert, lohnt es sich durchaus das Buch zu lesen. Allerdings ist es kein Buch, dass man innerhalb weniger Stunden verschlingt.
Noch ein Tipp für die, die sich die Reihenfolge der Ehefrauen nicht gut merken können, es gibt einen Reim:
Achtung SPOILER!
Divorced, Beheaded, Died,
Divorced, Beheaded, Survived
Auf deutsch:
Geschieden, geköpft, gestorben,
geschieden, geköpft, überlebt