Lesenswerte und sehr aktuelle Geschichte!
Klappentext:
„Eines Morgens stößt Greg auf eine Reportage über das ›Mädchen mit den Zöpfen‹, das 2018 mit ihrem Klimastreik eine globale Bewegung ausgelöst hatte. Über zehn Jahre sind seitdem vergangen, ...
Klappentext:
„Eines Morgens stößt Greg auf eine Reportage über das ›Mädchen mit den Zöpfen‹, das 2018 mit ihrem Klimastreik eine globale Bewegung ausgelöst hatte. Über zehn Jahre sind seitdem vergangen, und wenig hat sich getan. Gerade noch hat Greg gegen sein Gewissen Forschungsergebnisse über die Schädlichkeit eines Pestizids gefälscht. Gleichzeitig unterstützt er seine Nichte Lucie und ihr Engagement für das Klima. Als er dabei die Umweltaktivistin Véra kennenlernt, wird Gregs Weltbild auf den Kopf gestellt.“
Ich bin kein Freund von Utopien aber hier, muss ich zugeben, war die Geschichte von Philippe Djian doch lesenswert. Das beschriebene „Mädchen mit den Zöpfen“ ist uns allen bekannt und somit haben wir alle ein gewisses Bild vor Augen. Es geht also ums Klima in dieser Geschichte. Das Überleben der Menschheit. Der zweideutige Buch-Titel lässt es nur vermuten! In Djians Geschichte stehen wir kurz vor dem Jahr 2030 und die Debatte rund um den Klimaschutz hängt weiter in der Luft. Eine versteckte Mahnung Djians? Wer weiß…jedenfalls gekonnt eingewoben. Reporter Greg tanzt auf zwei Hochzeiten gleichzeitig: einerseits findet er, muss Nichte Lucie in ihrem Klimakampf unterstützt werden, aber auf der anderen Seite fälscht er gefährliche Daten eines Pestizids. >Bigotterìe< fiel mir hier nur ein. Was will Greg denn mit seinem Tun bezwecken? Will er sich selbst belügen? Man muss die Geschichte lesen um den Verlauf weiter „diagnostizieren“ zu können. Als Vera in Gregs Leben tritt haben wir die Zweideutigkeit des Buchtitels - Gregs Leben erfährt Neues und er lässt sich darauf ein. Djian zeigt, dass die innere Zerrissenheit unglaublich groß werden kann, wenn es heißt sich zu entscheiden. Muss man sich denn immer entscheiden? Um das Greg sich nicht noch mehr in Gewissenskonflikte bringt, schon. Die Welt jedenfalls brennt in Djians Buch gewaltig. Es ist unerträglich heiß, die Menschen sehen und spüren ihr angerichtetes Unglück, nur weil sie sich einfach nicht bewegt haben. Alles ist heiß, nichts wächst mehr und es stellt sich die Frage nach dem wohin gehen wenn es hier nicht mehr lebensfähig ist. Wie gesagt, ist hier Djians politische Sichtweise erkenntlich, zumindest recht dezent, aber auch, wie schwer es ist, das Richtige zu finden und zu machen. Halten Klimaktivisten die Veränderung des Klimas auf? Können sie wachrütteln? Wer entscheidet eigentlich über das Thema?
Überhaupt: Djians Schreibstil hat mir mal wieder gezeigt, wie spannend es sein kann, philosophische Zwischentöne in so eine aktuelle und wichtige Geschichte zu packen. Das kann aber auch nur er! Er hat ein feines Gespür die Geschichte laufen zu lassen ohne dabei abzudriften oder gar in Schwurbelei zu geraten. Seine gesamten Figuren geben der Geschichte einen stabilen Rahmen und zeigen auf, wie Generationen mit dieser Thematik umgehen oder es zumindest versuchen. Definitiv lesenswert und sehr besonders geschrieben! 4 sehr gute Sterne hierfür!