Cover-Bild Drei Tage und ein Leben
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12,00
inkl. MwSt
  • Verlag: btb
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 272
  • Ersterscheinung: 13.05.2019
  • ISBN: 9783442715497
Pierre Lemaitre

Drei Tage und ein Leben

Roman
Tobias Scheffel (Übersetzer)

Ende Dezember 1999 verschwindet im nordfranzösischen Ort Beauval ein sechsjähriger Junge. Eine groß angelegte Suchaktion wird gestartet, Nachbarn und Freunde durchkämmen den angrenzenden Wald nach Spuren des vermissten Rémi. Doch am dritten Tag fegt ein Jahrhundertsturm über das kleine Dorf hinweg und zwingt die Einwohner zurück in ihre Häuser. Während dieser drei Tage bangt der zwölfjährige Antoine darum, entdeckt zu werden. Denn nur er weiß, was an jenem Tag wirklich geschah.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.04.2020

Wahnsinnig gut

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Ein großartig und tiefgründig geschriebenes Buch über die Frage der Schuld, und wie man mit.ihr umgehen kann
Ein wahnsinnig bewegender Roman.

Ein großartig und tiefgründig geschriebenes Buch über die Frage der Schuld, und wie man mit.ihr umgehen kann
Ein wahnsinnig bewegender Roman.

Veröffentlicht am 25.11.2019

Ein Leben lang sühnen …

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Am 23. Dezember1999 überstürzen sich in dem kleinen französischen Ort Beauval die Ereignisse. Der Hund Odysseus, der liebste Spielgefährte und treuer Begleiter des 12jährigen Antoine, wird von einem Auto ...

Am 23. Dezember1999 überstürzen sich in dem kleinen französischen Ort Beauval die Ereignisse. Der Hund Odysseus, der liebste Spielgefährte und treuer Begleiter des 12jährigen Antoine, wird von einem Auto angefahren und daraufhin von seinem Besitzer, dem Nachbarn Monsieur Desmedt, vor den Augen des Jungen erschossen. Diesen packt eine rasende, unkontrollierbare Wut, zumal die Tat nur geschah, um die Tierarztkosten zu sparen. Antoine rennt in den Wald, kann sich nicht mehr beherrschen und schlägt zunächst sein Baumhaus, in dem er oft mit dem Hund war, kurz und klein. Als dann noch Rémi, der 6jährige Sohn des Nachbarn, hinzukommt, geschieht es. „Warum hat dein Vater das gemacht?“, brüllt er ihn an und in blinder Raserei packt er einen Stock und schlägt auf ihn ein. Rémi bricht zusammen, rührt sich nicht mehr, ist tot – und Antoine ist ein Mörder …

Pierre Lemaitre, geb. 1951, war als Lehrer für Literatur in der Ausbildung von Bibliothekaren tätig, bevor er Schriftsteller und Drehbuchautor wurde. Für seine Werke erhielt er mehrere französische Auszeichnungen und bekam 2013 den wohl bedeutendsten französischen Literaturpreis, den Prix Goncourt. Der Autor lebt heute in Paris.

Dass der 12jährige Antoine den 6jährigen Rémi erschlagen hat, darf man verraten, denn es ist der Auftakt und der Dreh- und Angelpunkt des Romans. Es mindert auch keineswegs die Spannung, im Gegenteil, sie steigert sich dadurch ins beinahe Unerträgliche. Was wird Antoine jetzt tun? Wird die Tat entdeckt werden? Wird man Antoine verdächtigen und was geschieht dann mit ihm? Als Leser fühlt man sich mit dem Jungen verbunden, empfindet intensiv seine Schuldgefühle, ist an seiner Seite, bangt mit ihm und hofft, dass doch noch alles gut wird, obwohl man weiß, dass nichts mehr gut werden kann. Großartig, wie der Autor mit den Gefühlen des Lesers spielt. Hoffen und Bangen wechseln rasend schnell und es scheint beinahe wie eine Erlösung, als am 25. Dezember 1999 der Jahrhundertsturm ‚Lothar‘ die Ortschaft heimsucht. Die Zerstörung ist gewaltig, die Suche nach dem verschwundenen Rémi wird zunächst eingestellt.

Mit großem erzählerischem Können, viel psychologischem Einfühlungsvermögen und ohne anzuklagen beschreibt der Autor die psychische Verfassung des Jungen, der mit der Lage alleine klar kommen muss. Ebenso intensiv berichtet Lemaitre von den verzweifelten Eltern, die die Hoffnung, den Jungen noch lebend zu finden, nie aufgeben wollen. Antoine wollte nicht töten, muss nun aber mit seinen Schuldgefühlen zurechtkommen. Seine Hilflosigkeit in der Situation, seine Angst vor Entdeckung, seine Gewissensnöte, seine Reue und seine Sorge um den guten Ruf seiner Mutter treiben ihn beinahe zum Selbstmord. Immer und immer wieder malt er sich aus, was ihm alles geschehen könnte. Auch als Leser ist man ratlos, sucht nach einer Lösung. Die scheint gefunden, als Antoine Jahre später Medizin studiert und sich zusammen mit seiner Freundin im Ausland humanitären Projekten widmen will. Doch dann wird ihm ein anderer Fehler zum Verhängnis: (S. 248): „Das war seine Bestrafung: seine Strafe in aller Freiheit absitzen, zum Preis eines ganzen Lebens.“ Ein sehr kluger und schlüssiger Schluss, mit dem man so nicht gerechnet hätte, rundet die Geschichte stimmig ab.

Fazit: Großartiges Buch – meine absolute Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 07.06.2019

Wettlauf mit der Zeit

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★★★★★ (5 von 5 Sterne)


Inhalt:

Antoine spielt gern mit seinen Freunden, am liebsten im Wald – wo sie sich ein Baumhaus bauen. Doch als einer von ihnen eine PlayStation bekommt, und Antoines Mutter ...

★★★★★ (5 von 5 Sterne)


Inhalt:

Antoine spielt gern mit seinen Freunden, am liebsten im Wald – wo sie sich ein Baumhaus bauen. Doch als einer von ihnen eine PlayStation bekommt, und Antoines Mutter ihm das Spielen mit der Konsole verbietet, ist Antoine plötzlich allein und ohne Freunde. Sein einziger Gefährte ist der Nachbarhund, doch als dieser getötet wurde, ist Antoine am Boden zerstört.
Als eines Tages Antoine auf dem Weg nach Saint-Eustache in den Wald war, folgte ihm der kleine Nachbarsjunge Remi. Dort angekommen brach es aus Antoine aus, er schrie den kleinen Jungen seine ganze Wut entgegen. Doch als Antoine eine Stock nahm, diesen Remi über den Kopf haut, bewegt sich der Kleine nicht mehr, Antoine weiß nicht weiter und schleppt Remis Körper in eine Baumkuhle und flüchtet nach Hause.
Als sich die gesamte Nachbarschaft auf die Suche nach den 6 jährigen Remi macht, treibt Antoines Geheimnis, ihn bis ins unermessliche. Er kann sich niemanden anvertrauen, doch die Zeit wird immer knapper.
Am dritten Tag kommt ein schreckliches Unwetter auf, weshalb der Suchtrupp die Suche nach den 6 jährigen abbrechen muss. Remi bleibt weiterhin verschwunden, und die Hoffnungen sinken immer mehr, den Jungen noch lebend zu finden.

Meinung:

Ein Wettlauf gegen die Zeit. Ich kam sehr gut in die Geschichte rein und hatte beim Verständniss keinerlei Probleme. Eine herzzerreißende Geschichte, wo man dennoch auf eine Art hin und hergerissen ist: Hat man nun Mitleid mit Antoine, sieht man es als Unfall an, oder hat man Mitleid mit den kleinen Remi, der nichts getan hat und ihm so ein schlimmes Schicksal ereilte. Die Idee zum der Geschichte finde ich wirklich interessant. Auch gefiel mir sehr gut, dass man Antoine über die Jahre begleiten darf und ihn auch noch als Teenager kennenlernen darf, und dabei immer die Frage offen steht: Was ist mit Remi ?

Cover und Titel:

Auf dem Cover sieht man einen Jungen, der, wie ich denke, Antoine sein soll. Man spürt seinen Kummer und seine Angst, die auch in der Geschichte widergespiegelt wird. Der Titel gefällt mir sehr gut und passt auch super zur Geschichte.


Die Geschichte:

Die Geschichte ist herzzerreißend. Gleich am Anfang passieren schlimme Dinge, wodurch die Geschichte nicht langweilig ist. Man lernt auch den Ort und die Nachbarschaft mit der Zeit gut kennen, doch hauptsächlich geht es um Antoine und wie schwer die Last ist, solch ein Geheimnis zu tragen.



Die Charaktere:

Die Charakter werden alle gut beschrieben, somit hat man keine Probleme, diese außeinander zu halten. Man lernt die Menschen im Ort gut kennen und mögen. Hauptsächlich geht es aber um Antoine und die Suche nach den kleinen Remi.


Der Schreibstil:

Der Schreibstil ist flüssig und leicht zu lesen. Man hat keine Probleme beim Verständnis und kann sich deshalb ganz auf die Geschichte einlassen und in Antoines Welt abtauchen.



Fazit:

Eine traurige und spannende Geschichte, die aufwühlende Lesestunden verspricht. Ich kann die Geschichte wirklich jeden empfehlen.

Veröffentlicht am 05.12.2020

Tragische Geschichte über zwei Jungen - Opfer und Täter - bei der man bis zum Ende zittert (und hofft), dass die Wahrheit ans Licht kommt.

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Einen Tag vor Heiligabend tötet der 12-jährige Antoine C in der französischen Kleinstadt Beauval in einem Moment der Wut und Raserei den sechsjährigen Nachbarsjungen Rémi D. Geschockt über seine Tat versteckt ...

Einen Tag vor Heiligabend tötet der 12-jährige Antoine C in der französischen Kleinstadt Beauval in einem Moment der Wut und Raserei den sechsjährigen Nachbarsjungen Rémi D. Geschockt über seine Tat versteckt er die Leiche notdürftig und schweigt. Während der ganze Ort nach dem vermissten Kind sucht, begeht Antoine eine Verzweiflungstat, die jedoch scheitert. Die Suche wird aufgrund des Sturmtiefs Lothar unterbrochen und die Schäden in der Stadt und den umliegenden Wäldern sind so massiv, dass sämtliche Spuren verwischt werden. Antoine muss mit der Schuld leben, bis die Vergangenheit ihn zwölf Jahre später einzuholen droht.

Der Roman beginnt dramatisch mit der folgenschweren Tat und handelt anschließend von den Auswirkungen auf den Ort, aber insbesondere auf Antoine. Antoine ist an und für sich ein in sich gekehrter Junge, aber in dem Moment als er voller Wut und Verzweiflung ist, entwickelt er so viele Aggressionen, dass der hilflose Rémi seine Schläge nicht überlebt. Antoine quält sich mit einem schlechten Gewissen und kann mit niemandem über seine Tat sprechen. Einerseits hat man Mitleid mit dem Jungen, der erst zwölf Jahre alt ist, unüberlegt gehandelt hat und sich noch weiter zurückzieht, andererseits möchte man ihn zur Rechenschaft ziehen, da er weniger aus Reue sondern vielmehr aus Angst vor Bestrafung und den Konsequenzen für ihn und seiner Mutter mit einem schlechten Gewissen hadert.

Es ist eine tragische Geschichte über zwei Jungen - Opfer und Täter - die aus der Perspektive von Antoine und damit sehr eindringlich geschrieben ist und bei der man bis zum Ende zittert (und hofft), dass die Wahrheit ans Licht kommt.
Neben den Ereignissen an den drei Tagen Ende 1999 handelt der Roman zwölf und 16 Jahre später und zeigt, wie Antoine noch als Erwachsener mit dem Folgen seiner Tat zu kämpfen hat und dass dieses Ereignis sein Leben bestimmt und einschränkt. Auch wenn das Ende vielleicht nicht ganz befriedigend ist, hat Antoine für sich eine eigene Art der Bestrafung gefunden.

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