Beklemmend und beeindruckend
In „Die Sterne ordnen“ entführt Raffaella Romagnolo uns in die Zeit kurz nach Mussolinis Diktatur in Italien – eine Zeit der Extreme, in der Hoffnung und Verzweiflung eng miteinander verflochten sind. ...
In „Die Sterne ordnen“ entführt Raffaella Romagnolo uns in die Zeit kurz nach Mussolinis Diktatur in Italien – eine Zeit der Extreme, in der Hoffnung und Verzweiflung eng miteinander verflochten sind. Mit meisterhafter Erzählkunst wechselt sie zwischen den Perspektiven der jungen Lehrerin Gilla und den Mitgliedern der jüdischen Familie Sacerdoti. Das Leben unserer Hauptfigur Gilla ist geprägt von den Schrecken des Krieges und dem zärtlichen Aufbau eines neuen Lebens in den Nachkriegsjahren und zutiefst bedrückend. Ihre Bemühungen, den Kindern in ihrer Klasse die Welt der Sterne näherzubringen, sind ein Lichtblick in einer dunklen Zeit und zeugen von ihrer unerschütterlichen Hoffnung. Besonders im Fokus steht die zehnjährige Francesca.
Die Autorin zeigt parallel die Schicksale der Familie Sacredoti auf und gibt uns somit einen vielschichtigen Einblick in die Geschehnisse der damaligen Zeit und die Auswirkungen des Faschismus auf die Familie. Die Schicksale der einzelnen Familienmitglieder, von dem weisen Patriarchen Abrams bis hin zum unschuldigen Nesthäckchen Ester, werden mit großer Sensibilität geschildert. Ich habe mich immer wieder dabei ertappt, wie ich sprachlos da saß und erstmal ein paar Minuten brauchte, um das Gelesene sacken zu lassen. Der Schreistil ist flüssig, schafft es aber, an den richtigen Stellen innezuhalten und die bedrückte Stimmung der damaligen Zeit aufzugeigen. Sehr anschaulich schildert die Autorin die Grausamkeit des Krieges und beschreibt die Kälte der Verfolgung. Es ist, als ob man selbst Zeuge der Ereignisse wird und die Angst, den Hass und die Verzweiflung der Menschen miterlebt. Die vielen kleinen Details, wie die selbstgebauten Modelle von Gilla oder die heimlich versteckte Katze von Francesca, verleihen den Charakteren eine beeindruckende Tiefe und machen sie zu unvergesslichen Begleitern.
Die historische Genauigkeit des Romans ist beeindruckend. Die Originaldokumente, wie die Gesetzesdekrete und Zeitungsartikel, geben uns einen authentischen Einblick in die Zeit der Diktatur und die alltägliche Angst der Menschen. Es ist ein Mahnmal, das uns daran erinnert, wie schnell eine Gesellschaft in den Abgrund stürzen kann.
Dieser Roman hat mich tief bewegt und zum Nachdenken angeregt. Die Geschichte von Gilla und den Sacerdotis wird mir noch lange in Erinnerung bleiben. „Die Sterne ordnen“ ist ein Buch, dass mich sehr gut unterhalten und tief bestürzt hat. Von mir gibt es eine uneingeschränkte Leseempfehlung.