Guter Schreibstil
Als Margaret Fenton bei einer Zwillingsgeburt eine Fehlgeburt erleidet, ist sie der Verzweiflung nah. Aus Angst vor ihrem Mann, der gedroht hat, sie zu vertreiben, wenn sie nicht einem Erben das Leben ...
Als Margaret Fenton bei einer Zwillingsgeburt eine Fehlgeburt erleidet, ist sie der Verzweiflung nah. Aus Angst vor ihrem Mann, der gedroht hat, sie zu vertreiben, wenn sie nicht einem Erben das Leben schenkt, gibt sie ihrer Tochter Antonia, die kurz nach der Totgeburt das Licht der Welt erblickt, einfach als Junge aus. Die Maskerade funktioniert nur, da Antonias Vater kurz nach der Geburt im Auftrage des Königs nach London aufbrechen muss.
Auf dem abgeschiedenen Landsitz der Fentons wächst Antonia von allen Anthony genannt zuerst relativ glücklich und in harmonischen Zuständen auf. Lediglich zwei Dinge machen dem ernannten Sohn Sorgen. Zum einen, hat er das Gefühl, nicht normal zu sein. Zum anderen wird er von seinem Vater als schwächlich verspottet und nicht für voll genommen.
An Anthonys vierzehnten Geburtstag ändert sich sein Leben jedoch drastisch! Anthony soll in die Dienste des Ritters Sir Norman Powderham genommen werden. Anthony ist außer sich vor Freude, macht ihm das Kämpfen und das Reiten doch sehr viel Spaß. Doch seine Mutter ist außer sich vor Angst. Schließlich gesteht sie ihm die schreckliche Wahrheit. Doch Anthony ist erleichtert. Endlich weiß er, warum er sich nie wie ein normaler Junge fühlte. Aus Anthony wird insgeheim Antonia, doch um die Mutter zu schützen, will Antonia die Maskerade zunächst aufrechterhalten.
Das fällt ihr jedoch in London angekommen, immer schwerer und eines Tages, nachdem sie sich heimlich in Sir Normans Rüstung auf den Turnierplatz geschlichen hat um Norman zu besiegen, verletzt er sie und bei der anschließenden Untersuchung fliegt die Maskerade auf. Sir Norman ist entrüstet, dass eine Frau aus ihm einen Narren gemacht hat und Antonias Vater verstößt seine Tochter zunächst angewidert und will sie als Hexe anklagen.
Doch die letzte Ehefrau des Königs, Catherine, bekommt Wind von der Angelegenheit und setzt sich für Antonia ein. Schließlich wird sie in ihrem Haushalt aufgenommen und lernt etwas später auch Lady Jane Grey kennen, mit der sie zusammen unterrichtet wird. Die beiden Mädchen mögen sich auf Anhieb und es entsteht eine Freundschaft fürs Leben.
Lady Jane ist unsterblich verliebt in den Sohn des Königs, dem Thronanwärter Edward. Und sie soll ihn auch später einmal heiraten. Doch seine kränkliche Natur und diverse Intrigen des Hofes, machen eine Heirat scheinbar unmöglich. Ohnmächtig muss sie mit ansehen, wie ihre Eltern eine andere vorteilshafte Verbindung für sie aushandeln.
Antonia dagegen ist rettungslos in Sir Norman verliebt, doch auch ihr scheint in Liebesdingen das Glück nicht hold zu sein, denn er ignoriert sie seit ihrer Enttarnung und ihr Anblick scheint ihm schlichtweg verhasst. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse. Was werden sie für die beiden Frauen bereithalten?
Zunächst einmal habe ich mich sehr auf das Lesen des Buches gefreut, denn ich habe vor einigen Jahren eine Verfilmung über das tragische Leben der Lady Jane Grey gesehen und war von dem Film begeistert. Leider ging es mir mit dem Buch nicht so. Das liegt weniger an dem wieder sehr flüssigen und guten Schreibstil, als an vielen diversen Kleinigkeiten.
Haarsträubend und unglaubwürdig fand ich zunächst einmal, dass die Heldin vierzehn Jahre lang glaubte, ein Junge zu sein. Auch wenn sie auf einem abgeschiedenen Landgut aufgewachsen war, gab es doch bestimmt viele Möglichkeiten zu merken, dass es zweierlei Menschen gibt.
Bei dem nun dritten von dieser Autorin gelesenen Buch fiel mir auf, dass der Held dieses Buches, Sir Norman, sehr dem Helden des Erstlingswerkes von Rebecca Michele, Sir Simon, ähnelte. (Das Erbe der Lady Marian) Beide Charaktere waren mir gleichermaßen unsympathisch.
Nachdem die Maskerade Antonias auffliegt, hätte Norman sich ja zunächst einmal fragen können, wieso sie sich als Junge ausgegeben hat. Und selbst obwohl Norman ihren Vater kennengelernt hat, und weiß, wie lieblos er Antonia behandelt hat, wendet er sich sofort von ihr ab und verurteilt sie. Bei jeder weiteren Begegnung bandelt er mit anderen Frauen an, und trotzdem verliebt sich Antonia in ihn. Für mich als Leserin ist es ziemlich unverständlich, wie Antonia für solch einen Mann Gefühle entwickeln konnte.
Auch Antonia war mir leider nicht sympathisch genug. Natürlich hatte sie jeden Grund verletzt auf Bemerkungen des Helden zu reagieren, doch manchmal war sie mir schon eine Spur zu kindisch und sehr naiv. Desweiteren fand ich, dass der Spannungsbogen leider erst auf den letzten Seiten etwas zunahm. Streckenweise wirkte das Buch auf mich zu ruhig. Normalerweise lese ich sehr gerne historische Liebesromane sowie auch historische Romane. Dieses Buch kann man jedoch in keine Schublade stecken.
Für einen historischen Liebesroman hat das Buch zu wenig Liebeszenen und für einen historischen Roman sind die geschichtlichen Hintergründe trotz allem nicht umfassend genug dargestellt und zu stark zusammengefasst. Schade, denn der Schreibstil der Autorin gefiel mir sehr. So kann ich dem Buch aber leider nicht mehr als eine 3.0 als Bewertung geben.
Etwas fand ich jedoch sehr erfreulich. Im Gegensatz zum Erstlingswerk der Autorin gar es in diesem Buch sehr viele Dialoge zwischen den diversen Protagonisten. Eine starke Verbesserung zu 'Das Erbe der Lady Marian'!