Ansichten von unten
Isabel Keppler wohnt zur Untermiete in einer Berliner Kellerwohnung. Ein Studium hat sie nicht zu Ende gebracht und so hält sie sich mit zweieinhalb ungeliebten Jobs über Wasser. Bei der halben Sache handelt ...
Isabel Keppler wohnt zur Untermiete in einer Berliner Kellerwohnung. Ein Studium hat sie nicht zu Ende gebracht und so hält sie sich mit zweieinhalb ungeliebten Jobs über Wasser. Bei der halben Sache handelt es sich um die Tätigkeit als Gesellschafterin der etwas verwirrten Elfriede Baumann, die ihr immer wieder aus ihrem Leben erzählt. So richtig mag Isabel Keppler Elfriede Baumann nicht. Überhaupt mag Isabel nur wenige Leute, eigentlich keine. Noch nicht mal ihre Eltern, mit denen sie seit zehn Jahren keinen Kontakt mehr hat. Als ihr Vermieter Ferdi sie bittet, an einem Schreibworkshop teilzunehmen, würde Isabel am Liebsten ablehnen, aber sie ist ja nur Untermieterin.
Die Ansichten von unten sind manchmal durchaus interessant. Doch in einer ungewöhnlichen Situation, die kaum lösbar erscheint, müssen die Ansichten von unten erstmal aus der Vergangenheit beleuchtet werden. Ist Isabel tatsächlich so menschenfeindlich? Oder hat sie sich einfach in einem Leben eingerichtet, indem sie lieber auf Distanz geht bevor ihr nur Distanziertheit entgegen gebracht wird. Zumindest kümmert sie sich um ihren Goldhamster Godzilla, dem ein langes Leben beschieden ist. Wie die Vergangenheit zeigt kommt eins zum anderen und die Lage wird für Isabel langsam unübersichtlich. Sollte da eine Gefahr bestehen? Oder geht es vielleicht eher um die Wohnung?
Mit Isabel Keppler hat die Autorin eine recht eckige Persönlichkeit geschaffen, die einem beinahe wider Willen sympathisch wird. Verglichen mit dem Klappentext erschließt sich die Handlung nicht völlig. Oder hat man etwas in einem Moment nicht aufgepasst? Vielleicht muss man auch in Berlin leben wie die Autorin, um gewisse Dinge richtig zu deuten. Abgesehen davon liest man von einem Leben in Berlin, von einer Frau, die mehrere Arbeitsstellen braucht, um zu überleben. Sie gerät in Grenzsituationen, ist aber doch so schlau, sich meist herauszuziehen. So wie sie sich durchlaviert, das ist doch schlau und gewitzt. Und man wünscht ihr, dass sie da durchkommt. Dieser sehr kreative Roman will aufmerksam gelesen werden und hat etwas sehr eigenes, was durchaus überzeugt.