Zeitgeschichte die fesselt, jedoch in der Umsetzung holprig ist
stpreußen in den 1920er: Wilhelmine wächst auf einem Gutshof auf und genießt das behütete Leben. Minna ist die Schildkröte des Gutshofes, zu dem Wilhelmine eine ganz besondere Beziehung hat. Als Wilhelmine ...
stpreußen in den 1920er: Wilhelmine wächst auf einem Gutshof auf und genießt das behütete Leben. Minna ist die Schildkröte des Gutshofes, zu dem Wilhelmine eine ganz besondere Beziehung hat. Als Wilhelmine völlig unpassend schwanger wird, arrangiert ihr Vater eine Vernunftehe und sie fügt sich ihrem Schicksal. Doch ihr Mann verändert sich und tritt in die NSDAP ein...
2016: Auch hier gibt es eine Minna, die das Zeitgeschehen mitverfolgt und feststellen muss, dass sie die Zeiten nicht wirklich geändert haben...
Zugegeben, es ist eine wirklich tolle Idee, eine Geschichte aus der Sicht einer Schildkröte zu schreiben. Ihre Gedanken und ihre Gefühlswelt haben dieses Buch wirklich bereichert und lassen Minna sehr weise erscheinen. Vieles ahnt sie, vieles sieht sie kommen und doch kann sie nicht eingreifen. Regina Störk gibt Minna eine Seele und so fällt es mir zuerst nicht schwer, mich auf dem Gutshof in Ostpreußen zurecht zu finden. Leider sind die Wechsel zwischen Minnas und Wilhelmines Welt nicht immer klar voneinander abgetrennt und enden so abrupt, dass ich ab und an recht irritiert bin, welchen Gedanken ich da nun folge.
Auch die Wechsel in das Jahr 2016 finde ich nicht gut gelungen und in meinen Augen sogar störend - die Geschichte findet nur ein paar wenige Seiten Gehör und macht sie uninteressant und nebensächlich.
Ansonsten fasziniert mich die Lebensgeschichte von Wilhelmine in Ostpreußen und ich vergesse manchmal Zeit und Raum, wenn ich den Schilderungen folge. Die Charaktere sind sehr schön skizziert, die zeitgeschichtliche Recherche finde ich gut umgesetzt und das Leben auf dem Gutshof wird sehr bildlich dargestellt.
Aufgrund der holprigen Umsetzung kann ich leider nur 3 Sternchen vergeben