"Haltung zeigen" ist bei POlitikern oft unerwünscht
Dieses Buch ist am Tag seiner Vorstellung (17. April) zum Aufreger der österreichischen Innenpolitik geworden. Doch schon zwei Tage nach dem Erscheinen, wird kaum mehr darüber berichtet. Ein Schelm, der ...
Dieses Buch ist am Tag seiner Vorstellung (17. April) zum Aufreger der österreichischen Innenpolitik geworden. Doch schon zwei Tage nach dem Erscheinen, wird kaum mehr darüber berichtet. Ein Schelm, der sich hier etwas Böses denkt.
Was ist an „Haltung“ so aufregend?
Der frühere Vizekanzler, Minister und ehemalige ÖVP-Parteichef Reinhold Mitterlehner schreibt über sein Leben, seine Arbeit und seine Demontage als Politiker.
Er spricht aus, was viele Menschen denken, nämlich dass er einer internen Intrige zum Opfer gefallen ist. Allerdings ist er da nicht der erste (und vermutlich wird er nicht der letzte) ÖVP-Chef sein. Parteiobmänner abzusägen, ist bei den Konservativen Österreichs eine Art Volkssport. Die Art und Weise, wie es diesmal (2017) geschehen ist, ist allerdings ein Novum: Kein spontanes Sägen am Sessel des Obmanns sondern eine seit langem vorbereitete, konzertierte Aktion.
Allein, dass kaum jemand aus den diversen Bünden und den Parteigremien für Mitterlehner aufgetreten sind, spricht schon Bände. Was wurde diesen Funktionären versprochen, dass sie den Umbau der Volkspartei so still hinnehmen? Manche Gesetze oder Verordnungen, die in der Zwischenzeit erlassen worden sind, sind Zugeständnisse an die Wirtschaft und gehen zu Lasten der Arbeitnehmer. Eine Partei, die sich auf die Fahnen heftet, die Familie hochzuhalten, kürzt nun die Familienbeihilfe für kinderreiche Familien.
Manche seiner Ex-Kollegen halten dieses Buch für eine späte, wehleidige Abrechnung mit der aktuellen Parteispitze. Besonders seine direkten Vorgänger gehen hart mit Reinhold Mitterlehner ins Gericht, wenn sie ihm Versagen an der Parteispitze vorwerfen. Was haben die beiden getan, um die Volkspartei zu stärken?
Den einzigen Vorwurf den man Reinhold Mitterlehner machen kann ist, das Amt des Vizekanzlers, Ministers und Parteichefs ein wenig zu blauäugig übernommen zu haben.
Wie sagt doch Heimito von Doderer so schön? „Wenn du dich in Familie begibst, kommst du darin um.“ Ein wenig abgewandelt kann es hier heißen: Wenn du dich in Politik begibst, kommst du darin um.“
Reinhold Mitterlehners Sorge um die Zukunft Österreichs ist berechtigt.