Cover-Bild Alles, was folgte
19,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Droemer
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 336
  • Ersterscheinung: 02.05.2017
  • ISBN: 9783426281666
Renate Ahrens

Alles, was folgte

Roman
Eine deutsche Familiengeschichte zwischen Zweitem Weltkrieg und Mauerfall.

Mit dem Fall der Mauer gerät auch das Leben der 44-jährigen Hamburgerin Katharina Elbracht ins Wanken: Sie erhält ein Bündel Briefe aus Ostberlin, aus dem hervorgeht, dass die Frau, die sie ihr Leben lang ›Mutter‹ genannt hat, in Wahrheit ihre Tante war. Zutiefst erschüttert beginnt Katharina die Geschichte ihrer Familie zu enthüllen. Dabei stößt sie auf eine junge Liebe, die mit Swing-Musik begann und vom Krieg zerstört wurde, auf zwei Schwestern, die durch die Mauer getrennt wurden und einen lebenslangen, geheimen Pakt schlossen, und auf die Spur ihres Vaters, der 1945 als verschollen galt. Ihre Recherchen führen Katharina durch halb Deutschland und bis nach Irland, wo ihr unbekannter Vater einsam und zurückgezogen leben soll. Eines Tages steht sie vor einem alten Haus und streckt die Hand Richtung Klingel aus ...

Schnörkellos und mit einem einfühlsamen Blick auf ihre Figuren erzählt die Hamburger Autorin Renate Ahrens, die teilweise auch in Irland lebt, eine beeindruckende deutsch-deutsche Familiengeschichte.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.07.2017

"Alles, was folgte" hat mich nachdenklich zurückgelassen !!

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Das Cover wurde sehr schlicht gestaltet, was aber wunderbar zu den sensiblen Themen passt, welche hier angesprochen werden. Vor einem lavendelfarbenen Hintergrund sieht man drei Möwen fliegen.

Inhalt:
Nachdem ...

Das Cover wurde sehr schlicht gestaltet, was aber wunderbar zu den sensiblen Themen passt, welche hier angesprochen werden. Vor einem lavendelfarbenen Hintergrund sieht man drei Möwen fliegen.

Inhalt:
Nachdem mir der vorherige Roman „Das gerettete Kind“ schon sehr gut gefallen hatte, wollte ich nun auch wirklich gerne das aktuelle Werk der Autorin lesen. „Alles, was folgte“ ist eine Familiengeschichte, die man als Betroffener sicher nur schwer verarbeiten kann. Ich stelle es mir extrem schwierig vor, wenn man von jetzt auf gleich sein ganzes Leben infrage stellen muss. Zumal die Person, die dafür verantwortlich ist, verstorben ist. Neben dem Gefühlschaos, welches ganz sicher entsteht, möchte man doch sicherlich auch die Beweggründe erfahren. Was kann eine Mutter dazu bringen, ihr einiges Kind, ja ich sage mal, zu verleugnen und es bei ihrer Schwester aufwachsen zu lassen? Es hat nicht den Anschein, als hätte es die Protagonistin Katharina Elbracht schlecht in ihrer Kindheit gehabt, aber alleine die Tatsache belogen worden zu sein, ist sicherlich nicht leicht zu verarbeiten. Ich glaube, in so einem Moment, bricht quasi alles über einem zusammen. Katharina erfährt durch Briefe von den wahren Ereignissen. Sie hat von Grund auf eine recht ausgeprägte Neugier, was ihr in ihrem Beruf sicherlich hilft, denn Katharina ist Foto in Krisen- und Kriegsgebieten. Ihren Beruf erlebt sie selbst als eine Art Aufklärerin, Angst verspürt sie bei der Arbeit jedoch selten. Ich konnte mich stellenweise ganz gut in sie hineinversetzen, auch wenn ich in vielerlei Hinsicht andere Einstellungen habe als die Protagonistin. Ihr Job hat immer schon viel Zeit in Anspruch genommen, worunter die Beziehung zu ihrem Sohn sehr gelitten hat. Auf der einen Seite möchte sie dies ändern, andererseits tut sie zunächst, meiner Meinung nach, dafür nur oberflächliche Dinge. Katharina ist ein sehr spannender Charakter, voller Widersprüche. Auch die weiteren Charaktere wurden interessant und liebevoll gestaltet.

Aufbau, Struktur & Stil:
Die Geschichte in „Alles, was folgte“ wird uns sowohl aus Katharinas Sichtweise, in der Ich-Perspektive als auch aus Oskars Sicht, in der dritten Person, erzählt. Die wechselnde Perspektive hat mir sehr gefallen, denn besonders die Gefühle der Protagonistin konnte ich so oftmals sehr gut nachvollziehen. Ich war schon nach kurzer Zeit von den Ereignissen wahnsinnig gefesselt. Renate Ahrens geht wirklich sehr behutsam und sensibel auf die Geschehnisse ein, die mich total berührt haben. Besonders gut hat mir auch der bildliche, aber dennoch wenig verspielte Schreibstil gefallen. Man spürt nahezu, welche Prioritäten die Autorin hier setzt. „Alles, was folgte“ habe ich innerhalb kürzester Zeit durchgelesen.

Fazit:
„Alles, was folgte“ kann ich jedem ans Herz legen, der eine berührende, bewegende aber keineswegs kitschige Familiengeschichte miterleben möchte. Mich hat Renate Ahrens einmal mehr überzeugt !

Ich gebe fünf von fünf Funkelchen.

Veröffentlicht am 29.06.2017

Familiengeschichte in bewegten Zeiten

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Fast 48 Jahre sind vergangen seit Oskar „seine“ Ingrid im Februar 1942 beim Tanzen kennen gelernt hat. Es ist ein wichtiger Tag für ihn, der seine folgenden Wochen, Monate und Jahre geprägt hat. Im Buch ...

Fast 48 Jahre sind vergangen seit Oskar „seine“ Ingrid im Februar 1942 beim Tanzen kennen gelernt hat. Es ist ein wichtiger Tag für ihn, der seine folgenden Wochen, Monate und Jahre geprägt hat. Im Buch „Alles, was folgte“ schildert Renate Ahrens nicht nur das Kennenlernen, sondern auch die anschließenden Erlebnisse der beiden im gebeutelten Hamburg und Oskars Kampf im Krieg an der Ostfront und in Gefangenschaft. Die Möwen auf dem Cover des Buchs bewegen sich scheinbar frei und unbesorgt. Diese Unabhängigkeit ist Oskar und Ingrid leider fremd, denn ihre Zukunftsvorstellungen werden aufgrund ihrer Jugend von der elterlichen Generation gezügelt.

Im Vordergrund der Geschichte steht jedoch Katharina, 44 Jahre alt, in Hamburg lebend und freiberufliche Fotografin in Kriegs- und Krisengebiete. Der Roman spielt im Jahr 1990 und auch für die Protagonistin ist es aufgrund der gerade geöffneten Grenzen zu Ostdeutschland eine bewegende Zeit. Eines Tages erhält sie einen Packen mit Briefen von jemandem aus Ostberlin, den sie nicht kennt. Die Briefe hat ihre Mutter Maria nach Ende des Krieges an ihre Schwester Ingrid geschrieben. Für Katharina sind die Briefe kaum fassbar, denn aus ihrem Inhalt geht hervor, dass nicht Maria ihre leibliche Mutter ist, sondern Ingrid. Zunächst will sie den Gedanken daran komplett verdrängen, aber das Thema lässt sie nicht ruhen und so begibt sie sich auf die Suche nach Ingrid und ihren unbekannten Vater, während sie bereits die nächsten nicht ungefährlichen Reisen in Krisenregionen plant.

Die Kapitel wechseln in unbestimmter Reihenfolge zwischen der Ich-Erzählerin Katharina und Oskar. Katharina hat in ihrem Beruf die Gefahr nie gescheut, auch in ihrer neuen Beziehung stellt sie ihren Job an die erste Stelle. Ihre Motivation dazu kann sie nicht genau benennen, doch sie wird mit jeder Reise zu einer Zeitzeugin. Mit ihren Bildern möchte sie zeigen, was eigentlich nicht geschehen darf und so die Öffentlichkeit darauf aufmerksam machen. Auch Oskar hat an bedeutenden Geschehen der Geschichte teilgenommen. Anders als Katharina hatte er nicht die Wahl, sich dem zu entziehen. Beide Protagonisten erzählen von der Liebe, nach der sie gesucht und sie verloren haben und nach Möglichkeiten ihr Leben danach neu auszurichten.

Der Roman liest sich leicht und gängig. Die Handlung treibt ständig voran. Bereits zu Beginn der Erzählung erhält Katharina die Briefe von Maria und ich fieberte über den folgenden Seiten mit, ob es ihr gelingen wird, ihre leiblichen Eltern zu finden. Aber auch die Erlebnisse von Oskar in Kriegszeiten und der Zeit danach ließen mich nicht unberührt.

Renate Ahrens ist es gelungen, wichtige Daten des letzten Jahrhunderts gekonnt in eine Familiengeschichte einzuweben und dabei noch ein paar unbekanntere Fakten einzufügen. Obwohl ich als Leser aufgrund der parallel geführten Erzählstränge einen leichten Wissensvorsprung bei der Suche nach ihren Eltern vor Katharina hatte, blieb sehr lange offen, ob sie erfolgreich verlaufen würde. Der Schluss des Romans ist überraschend und wird nicht jedem gefallen. Mich hat der Roman fasziniert und mir nochmal einige wichtige Zeitgeschehnisse in Erinnerung gerufen. Gerne empfehle ich das Buch daher weiter.

Veröffentlicht am 02.02.2018

Kriegstraumata

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Ein Kriegstrauma können auch Menschen haben, die selbst gar keinen Krieg miterlebt haben, beispielsweise dadurch, dass sie von Nahestehenden vieles mitbekommen haben. Ich selbst habe beispielsweise vieles ...

Ein Kriegstrauma können auch Menschen haben, die selbst gar keinen Krieg miterlebt haben, beispielsweise dadurch, dass sie von Nahestehenden vieles mitbekommen haben. Ich selbst habe beispielsweise vieles nacherleben und auch mitfühlen können durch Erzählungen meines Vaters - 16jährig eingezogen und schwer verwundet und meiner Mutter, deren Kindheit durch den 2. Weltkrieg geprägt war. Ich selbst möchte nie in die Nähe solcher Ereignisse geraten, es ist für mich das Schlimmste, was ich mir vorstellen kann.

Die Fotografin Katharina Ehlbracht, 1945 geboren, reagiert da ganz anders: Kriegsschauplätze sind sozusagen ihr täglich Brot, sie fotografierte in Vietnam, Nordirland, Südafrika und an anderen ausgesprochen gefährlichen Orten.

Anfang 1990, kurz nach der Öffnung der Mauer, erhält sie einen Umschlag mit Briefen von ihrer Mutter, aus dem hervorgeht, dass ihre Familiengeschichte eigentlich eine ganz andere ist, als sie es bisher annahm. Von einem Tag auf den anderen ist alles ganz anders. Gleich mehrere Kriegstraumata offenbaren sich nun und Katharina wird peu á peu bewusst, wie sehr die Menschen in ihrem Umfeld - und darüber hinaus - gelitten haben.

Ein spannendes und wichtiges Thema, das von Autorin Renate Ahrens überaus mitreißend und eindringlich beschrieben wird. Katharina ist längst nicht die Einzige, deren Geschichte durch die Öffnung der Grenzen und die darauf folgende Wiedervereinigung neu geschrieben wurde, wenn es auch in vielen Fällen sicher nicht so dramatisch zuging wie in dem ihrigem.

Ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen, so spannend las sich für mich Katharinas Geschichte, der zudem eine Parallelgeschichte mit Rückblenden zugeordnet ist - aber ich will nicht zu viel verraten.

Sehr enttäuscht war ich allerdings davon, dass die Autorin zahlreiche vielversprechende und gut gezeichnete Charaktere einführt, deren Bedeutung für die Geschichte nur angerissen wird, die quasi nur einen Kurzauftritt haben, obwohl hinter ihnen ebenfalls spannungsreiche Entwicklungen stehen - wie vielschichtig diese sind, nun, da muss der Leser seine Phantasie entwickelt und seine eigene(n) Geschichte(n) schaffen. Das fand ich ein bisschen schade, denn in der zweiten Hälfte des Romans häufen sich diese Andeutungen, mir kam es so vor, als ob die Autorin mir etwas verspricht, was sie dann nicht einlöst.

Da ich die Geschichte so sehr genoss, fand ich es besonders schade. Trotz der erwähnten Einschränkung also eine dicke Empfehlung von mir an alle, die gern über die jüngste deutsche Vergangenheit lesen und bereit sind für einen spannenden, mitreißenden, dramatischen , allerdings auch sehr traurigen Familienroman!