Cover-Bild Der Flug des Raben
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14,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Blessing
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Ersterscheinung: 18.10.2021
  • ISBN: 9783641282592
Richard Wagamese

Der Flug des Raben

Roman
Ingo Herzke (Übersetzer)

Garnet Raven ist drei Jahre alt, als er seinem Zuhause in einem Ojibway-Reservat entrissen und von den Behörden in Obhut genommen wird. Er wächst in verschiedenen Pflegefamilien auf, bis er als Teenager die erstbeste Möglichkeit nutzt, um sich aus dem Staub zu machen. Er flieht in die Großstadt, gerät auf die schiefe Bahn und landet schließlich im Gefängnis. Zu seiner großen Überraschung erhält er dort einen Brief seiner längst vergessenen Ursprungsfamilie.Als er nach seiner Entlassung ins Reservat seiner frühesten Kindheit zurückkehrt und beschließt, dort zu bleiben, bis er neue Pläne für seine Zukunft entwickelt hat, ändert sich sein Leben von Grund auf: Keeper, ein Freund seines Großvaters und der letzte Hüter der Weisheit der Ojibway, macht ihn mit den Traditionen und Riten seines Stammes vertraut. Garnet entdeckt nach und nach die Bedeutung des Ortes, seine Herkunft und sich selbst.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.11.2021

Ich schwankte beim Lesen oft zwischen Weinen und Lachen - ein unbedingt lesenswerter Roman

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Garnet Raven vom Stamm der Ojibwe wird als Dreijähriger zusammen mit seinen Geschwistern den Eltern entzogen, später auch von seinen Geschwistern getrennt, wird er von Pflegefamilie zu Pflegefamilie gereicht. ...

Garnet Raven vom Stamm der Ojibwe wird als Dreijähriger zusammen mit seinen Geschwistern den Eltern entzogen, später auch von seinen Geschwistern getrennt, wird er von Pflegefamilie zu Pflegefamilie gereicht. Erwachsen fühlt er sich nirgends zugehörig, dichtet sich allerlei Identitäten an, landet schließlich im Gefängnis. Dort nimmt einer seiner Brüder Kontakt mit ihm auf, und Garnet trifft endlich seine Familie wieder, doch um sich zugehörig zu fühlen, braucht er seine Zeit.

Garnets Schicksal mussten viele Kinder indigener Völker erleiden – es ging darum, die Kinder ihrer kulturellen Wurzeln zu entziehen. Auch der Autor selbst war Angehöriger der First Nations Kanadas, wie Garnet, und hatte ein ähnliches Schicksal.

Der Roman wird auf zwei parallelen Ebenen erzählt, zum einen die Garnets, zum anderen die Keepers, der sich Garnets annimmt und ihn lehrt „Indianer zu sein“ – beide erzählen in Ich-Form. Keeper selbst wurde, nachdem er aus der Residential School entflohen war, von Garnets Großvater, der Medizinmann war, unter die Fittiche genommen, hatte sich aber später von diesem entfernt und war zum Trinker geworden. Für Garnet wird er trocken, um an ihn das weiterzugeben, was er selbst gelernt hatte. Es sind nicht nur reine Riten und Traditionen, letztlich kommt viel aus einem selber, und aus der Beziehung zum Land.

Der Roman (erstmals erschienen 1994) nimmt den Leser mit tief hinein in die Kultur der Ojibwe, zeigt aber auch, was sich durch den Eingriff des „weißen Mannes“ verändert hat, Gesellschaftskritik gehört hier unbedingt dazu. Garnet lässt sich darauf ein, seine Kultur kennen zu lernen. Ich fand es sehr interessant, nicht nur die Spiritualität, sondern auch das Humorvolle, denn Lachen und Humor gehört zu dieser Kultur dazu, kennenzulernen. Besonders intensiv sind die vier Tage, die Garnet alleine in der Natur verbringt, aber auch all die Anekdoten, die er erzählt, wie z. B. als er seinem Bruder Jackie wieder nahe gekommen ist, oder die Sache mit der Radiostation. So schwankt man während des Lesens zwischen Weinen und Lachen und hat hin und wieder sogar den Wunsch, selbst dazuzugehören.

Auch wenn die Thematik eher bedrückend ist, so strahlt der Roman viel Humor und Hoffnung aus, und ist auf jeden Fall lesenswert. Mir hat er zudem einen interessanten Autor nahegebracht, von dem ich mehr lesen möchte. Wer sich für die Kultur der First Nations interessiert, sollte hier unbedingt zugreifen.

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Veröffentlicht am 16.11.2021

Zurück zu den Wurzeln

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Mit drei Jahren wird Garnet Raven von den Behörden in Obhut genommen. Er kommt in verschiedene Pflegefamilien, macht sich als Jugendlicher in die Stadt auf und gerät auf die schiefe Bahn. Als er im Gefängnis ...

Mit drei Jahren wird Garnet Raven von den Behörden in Obhut genommen. Er kommt in verschiedene Pflegefamilien, macht sich als Jugendlicher in die Stadt auf und gerät auf die schiefe Bahn. Als er im Gefängnis ist, erhält er einen Brief seiner Ursprungsfamilie, an die er sich nicht mehr erinnern kann. Nach der Entlassung kehrt er zurück ins Ojibwe-Reservat. Dort verändert sich sein Leben grundlegend und er findet nicht nur ein Zuhause, sondern auch zu sich selbst.
Als Kind habe ich gerne spannende Indianerbücher gelesen. Doch welches Unrecht dort geschehen ist, wurde mir erst sehr viel später bewusst bei Reisen nach USA und Kanada und bei Besuchen in Reservaten. Daher hat mich dieses Buch auch gleich angesprochen.
Richard Wagamese erzählt in einfacher Sprache die Geschichte von Garnet Raven, der wie so viele indigene Kinder von Staat und Kirche der Familie entrissen wurde, um sie nach weißen Maßstäben zu erziehen. Sie sollten ihre Traditionen und ihre Sprache vergessen. Wagamese weiß, wovon er erzählt, denn auch ihm erging es nicht anders.
Raven wurde geprägt von Menschen, mit denen ihn nichts verbunden hat. Die Liebe seiner Familie wurde ihm genommen und er fühlt sich entwurzelt. Ist es da verwunderlich, dass er auf die schiefe Bahn geriet? Doch er bekommt die Chance zurückzukehren zu seinen Wurzeln. Er versteht die Sprache und die Bräuche nicht und kommt sich natürlich fremd vor. Doch Keeper, ein Freund seines Großvaters, kümmert sich um ihn und hilft ihm zu verstehen. Damit heilt sich Keeper gleich selbst von seiner Alkoholsucht. Da die Geschichte zum größten Teil aus der Sicht von Garnet Raven erzählt wird, konnte ich mich gut in ihn hineinfühlen.
Es ist eine emotionale Geschichte, die manchmal philosophisch, aber auch humorvoll daherkommt. Mir hat es gut gefallen, etwas über Bräuche und die Kultur der Ojibwe zu erfahren und wie sie mit der Natur leben. Weitere Bücher des Autors sind gleich auf meine Wunschliste gewandert.
Lesenswert!

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