Starkes Werk
Zitat:
„Der Schlaf ist wie ein Wäschetrockner. Er dreht und durchwühlt einen, entzieht Feuchtigkeit und spuckt einen wieder aus; schranktrocken oder bügelfeucht. Kein Wunder, dass man danach frische Luft ...
Zitat:
„Der Schlaf ist wie ein Wäschetrockner. Er dreht und durchwühlt einen, entzieht Feuchtigkeit und spuckt einen wieder aus; schranktrocken oder bügelfeucht. Kein Wunder, dass man danach frische Luft braucht.“
Darum geht’s:
Als sich Mark und Ronald „Ronny“ in den Sommerferien im Jura kennenlernen, ist die Welt noch in Ordnung. Zwischen beiden entwickelt sich in den Jahren eine große Nähe. Doch ein schicksalhafter Unfall treibt einen Keil zwischen die beiden jungen Männer. 15 Jahre später treffen sich beide im Privatwald, dem Ort ihrer früheren Abenteuer, wieder. Anfangs noch sehr reserviert, blühen beide Männer in der Gegenwart des anderen auf. Gemeinsam spielen sie durch, was hätte sein können und was noch kommen könnte.
So hat es mir gefallen:
„Im Privatwald“ ist eine stille, aber zeitgleich tiefgehende Geschichte über Freundschaft, Verlust und die Suche nach der eigenen Identität. Robert Arba schafft es, mit leisen Tönen und einer ausgezeichneten Figurenzeichnung eine außergewöhnliche Nähe zu seinen beiden Protagonisten aufzubauen. Mark und Ronny könnten unterschiedlicher nicht sein: Während Mark im Laufe der Jahre einen erfolgreichen Weg geht, bleibt Ronny von den Nachwirkungen seines Unfalls nicht verschont. Die erneute Begegnung der beiden im Privatwald kennzeichnet den Wendepunkt in den Leben beider Männer.
Arba zeichnet die gegensätzlichen Lebensentwürfe seiner Figuren mit ganz viel Empathie und einem präzisen Blick auf die kleinen, unspektakulären, aber umso bedeutsameren Momente im Leben. Mark scheint dabei in der Gegenwart angekommen, während Ronny mit sich und seiner Zukunft ringt. Dieser Kontrast sorgt für eine emotionale Dynamik, die sich durch die gesamte Geschichte zieht. Der Autor stellt die existenziellen Fragen in seinem Buch: Wer wollen wir sein? Was hätte sein können? Und welche Träume müssen wir endgültig loslassen? Das Ende des Buches hat mich überrascht, passt aber hervorragend zur restlichen Geschichte. Ein stiller, aber doch passender Abschluss, der zeigt, dass nicht jede Wiederbegegnung zu einem klaren Happy End führen muss – das Leben bleibt komplex, und das zeigt uns auch Robert Arba in seinem Roman. Ein kleiner Wermutstropfen bleibt: Nach 248 Seiten ist auch schon alles vorbei. Gerne hätte ich etwas mehr Zeit mit Mark und Ronny verbracht.
Alles in allem ist „Im Privatwald“ ein leises, aber starkes Werk über das Leben zweier Männer, über das Erwachsenwerden und die inneren und äußeren Narben, die uns prägen. Robert Arba liefert eine feinfühlige, nachdenkliche Geschichte, die tief berührt.
9/10