Der Papst: Ein Schlitzohr
Inhalt: Ein evangelischer Journalist sitzt am Ostersonntag mutterseelenallein in einer Kneipe in Rom. Gerade will er gehen, doch gleichzeitig betritt ein neuer Gast die Bar. Zuerst glaubt der Journalist ...
Inhalt: Ein evangelischer Journalist sitzt am Ostersonntag mutterseelenallein in einer Kneipe in Rom. Gerade will er gehen, doch gleichzeitig betritt ein neuer Gast die Bar. Zuerst glaubt der Journalist seinen Augen nicht – denn der Gast entpuppt sich als Karol Wojtyla und der ist so ganz anders, als man sich den Papst eigentlich vorstellt.
Persönliche Meinung: „Ostergeschichte“ ist eine Kurzgeschichte von Robert Gernhardt, die zuerst 1986 erschien. Inhaltlich dreht sich „Ostergeschichte“ um das Gespräch zwischen dem Journalisten Peter Maski und dem Papst. Karikatureske Züge erhält die Kurzgeschichte durch den Hintergrund der Gesprächspartner. Auf der einen Seite findet sich das Oberhaupt der katholischen Kirche, auf der anderen Seite ein evangelischer Journalist, der – gezwungenermaßen – an Ostersonntag in Rom ist, bei der Ostermesse aber gar nicht richtig zugehört hat, weil es ihn wenig interessierte. Nun sieht er sich in der Bredouille, weil der Papst wissen möchte, wie ihm die Messe gefallen hat. Der Papst spricht dabei völlig ungezwungen: Ihn stört das Zwanghafte des katholischen Ritus, das schmeichlerische Verhalten der Kardinäle und der Umstand, dass ihn keiner aus seinem näheren Umkreis auf seine persönlichen Fehler hinweist. Dabei nimmt er kein Blatt vor den Mund und vergreift sich mit seiner Wortwahl auch ein, zweimal im Ton. Besonders die Pointe der Geschichte (Stichwort: Schlitzohr) hat mir gut gefallen. Insgesamt ist „Ostergeschichte“ eine humorvolle Kurzgeschichte über eine unerhörte Begegnung.