Cover-Bild Flamme sein!
26,95
inkl. MwSt
  • Verlag: C.H.Beck
  • Themenbereich: Biografien, Literatur, Literaturwissenschaft - Biografien und Sachliteratur
  • Genre: Sachbücher / Geschichte
  • Seitenzahl: 368
  • Ersterscheinung: 12.03.2018
  • ISBN: 9783406700255
Robert M. Zoske

Flamme sein!

Hans Scholl und die Weiße Rose

Erstveröffentlichung sämtlicher Gedichte von Hans Scholl und mit dem Text sämtlicher Flugblätter.

Ohne Hans Scholl hätte es die Weiße Rose nicht gegeben. Aber wie kam der 23-Jährige dazu, sein Leben im Kampf gegen Hitler zu riskieren? Robert Zoske zeichnet auf der Grundlage von bisher unbekannten Dokumenten ein neues, faszinierendes Bild von einem jungen Mann, den der Heroismus des Nationalsozialismus ebenso anzog wie eine naturmystische Frömmigkeit, dessen Freiheitsdrang aber seine größte, kompromisslose Leidenschaft war. „Ganz leben oder gar nicht!“, notierte Hans Scholl, und es ist erstaunlich, welche Erfahrungen sich in seinem kurzen Leben verdichten. Während er zum Fähnleinführer in der Hitlerjugend aufstieg, leitete er eine verbotene Jugendgruppe, die abenteuerliche Fahrten unternahm und verpönte Schriftstellerlas. Er liebte Jungen und Mädchen, schrieb Gedichte und Erzählungen. Als Medizinstudent interessierte er sich vor allem für Philosophie und erlebte als Sanitätssoldat das Grauen an der Front. Er war mit Künstlern und Schriftstellern befreundet, verehrte Stefan George und zunehmend Thomas Mann. Robert Zoske zeigt, wie sehr dessen Rundfunkansprachen die Flugblätter der Weißen Rose beeinflussten, die Hans Scholl verfasste und zusammen mit seinen Mitstreitern verbreitete. „Es lebe die Freiheit“, waren seine letzten Worte. Das fesselnd geschriebene Buch lässt dieses Vermächtnis eindrucksvoll lebendig werden.

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Lesejury-Facts

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  • Venatrix hat dieses Buch gelesen.

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.07.2019

"Ganz leben, oder ganz nicht"

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Wer kennt diesen Namen nicht? Hans Scholl – Gründungsmitglied der Weißen Rose, jener Widerstandsbewegung gegen Hitler.

Der evangelische Theologe Robert M. Zoske zeichnet ein bislang eher unbekanntes ...

Wer kennt diesen Namen nicht? Hans Scholl – Gründungsmitglied der Weißen Rose, jener Widerstandsbewegung gegen Hitler.

Der evangelische Theologe Robert M. Zoske zeichnet ein bislang eher unbekanntes Porträt von Hans Scholl. So erfahren wir, dass Hans Scholl zunächst von den Nationalsozialisten war und es bis in der Hitlerjugend sogar bis zum Fähnleinführer bringt. Gleichzeitig liest Hans Scholl heimlich verbotene Bücher und widersetzt sich damit dem Regime. Dieser zivile Ungehorsam wird letztlich in der Gründung der Widerstandsbewegung und im Verteilen der Flugblätter münden. Beides wird ihm, seiner Schwester Sophie und Christoph Probst das Leben kosten.

Meine Meinung:

In diesem Buch beleuchtet der Autor die tiefe Religiosität von Hans Scholl sowie dessen Vorliebe zu Lyrik. Allerdings haben genau diese Ge-danken und Gedichte meinen Lesefluss unterbrochen. Die Gedichte sind manchmal schwermütig und häufig schwülstig. Damit kann ich persönlich wenig anfangen.

Sehr interessant ist, dass der Autor der sexuellen Ausrichtung von Hans Scholl so breiten Raum widmet. Das grenzt für mich schon ein wenig an Voyeurismus. Natürlich ist es für Hans‘ Werdegang wichtig, dass er wegen des §175 StPO angeklagt worden ist. Immerhin reicht während der Nazidiktatur schon allein der Verdacht homosexuell zu sein, um in ein KZ eingeliefert und ermordet zu werden.

Gut ist die Zerrissenheit des jungen Medizinstudenten, der verbotene Autoren wie Nietzsche oder Thomas Mann gelesen hat, beschrieben.
In seinen zahlreichen Briefen spürt man, dass Hans Scholl nicht nur gegen das Regime kämpft sondern auch gegen sich selbst. Eigentlich will er nur ein „normales“ Leben führen. Doch was ist im Nazi-Staat schon normal?

Hans Scholl ist ein ewig Suchender, ein Wanderer, der durchais wider-sprüchlich ist.

„Hans Scholl sollte bis an sein Ende der werdende Wanderer bleiben, doch nur auf den Wandel wollte er sich trotzdem nicht festlegen. Sprunghaft-widersprüchlich versuchte er, die Gegensätze von Ruhe und Ruhelosigkeit miteinander zu verei-nen.“

Hans Scholl ist kein Mann für halbe Sachen. „Ganz leben oder gar nicht“ – das wird zu seinem Leitspruch. Letztlich wird er sich für „gar nicht“ entscheiden.

Aufgefallen ist mir, dass Robert M. Zoske die Rolle Sophie Scholls in der „Weißen Rose“ herunterspielen versucht. Hat sie wirklich so wenig Anteil am Widerstand, wie uns der Autor weismachen will?

Beiden Geschwistern ist gemeinsam, dass sie sich der Gefahr in der sie schweben, bewusst sind und ihre Hinrichtung in Kauf genommen haben. So-wohl Hans als auch Sophie zeigen eine tiefe Gelassenheit und ein Gottvertrauen, die bewundernswert ist.

Neben vielen Auszügen aus den Briefen von Hans Scholl finden sich im Anhang die Originaltexte der Flugblätter sowie alle Gedichte.

Der Titel „Flamme sein!“ ist ebenso perfekt gewählt wie das folgende Zitat von Christian Morgenstern:

„Nur wer sich selbst verbrennt, wird den Menschen ewig wandernde Flamme.“

Fazit:

Eine sehr interessante Biografie, die durch akribische Recherche be-sticht. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.