Cover-Bild Die verlorenen Wörter
Band 49 der Reihe "Naturkunden"
38,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Matthes & Seitz Berlin
  • Genre: keine Angabe / keine Angabe
  • Seitenzahl: 134
  • Ersterscheinung: 22.10.2018
  • ISBN: 9783957576224
Robert Macfarlane

Die verlorenen Wörter

Judith Schalansky (Herausgeber), Daniela Seel (Übersetzer), Jackie Morris (Illustrator)

Eisvogel, Brombeere, Zaunkönig - was, wenn die Wörter für die lebendige Natur unbemerkt aus der Sprache, den Märchen und Geschichten, der Wirklichkeit verschwänden? Was wir nicht benennen, können wir nicht wertschätzen. Dieses Buch ist der Gegenzauber zu Beton, Feinstaub und Entfremdung. Die prächtigen Aquarelle von Jackie Morris weisen den Weg in einen geheimen Garten, zu dem jeder den Schlüssel besitzt. Glockenblume, Efeu und Lerche harren gleich vor unserer Haustür ihrer Neu- und Wiederentdeckung. Golden strahlt der Löwenzahn auf dem Fußballplatz, neugierig betrachtet uns der Star von seiner Ehrenloge auf dem Telefonmast. Robert Macfarlanes von Daniela Seel ins Deutsche gebrachte Verse erkunden zart und zugleich mit spielerischer Wildheit die kapriziösen Blätter des Farns, den verführerischen Glanz einer frisch aus der Hülle gebrochenen Kastanie und die majestätische Ruhe des Reihers, sie steigen mutig hinab ins Nest der Schlange und betten sich auf den rauen Kissen der Heide. Und irgendwo dort, zwischen satten Farben und traumversunkenen Zeilen, entdecken wir sie vielleicht - die verlorenen Wörter.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.02.2019

Ein Zauberbuch gegen das Vergessen

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Es gibt Wörter im Leben die hat man ständig im Gebrauch und dann gibt es die, die man vergisst...die einem nie einfallen wenn man sie braucht. Aber sind sie wirklich vergessen? Wie kann ich sie wieder ...

Es gibt Wörter im Leben die hat man ständig im Gebrauch und dann gibt es die, die man vergisst...die einem nie einfallen wenn man sie braucht. Aber sind sie wirklich vergessen? Wie kann ich sie wieder in Erinnerung bringen?
Im Buch „Die verlorenen Wörter“ beleuchten der Autor Robert Macfarlane und der Maler Jackie Morris die Sache genauer. Wörter wie „Eisvogel“, „Zaunkönig“, „Reiher“ oder „Otter“ werden genauer betrachtet. Die Autoren haben sich die Frage gestellt, warum diese Wörter aus der Sprache so verschwunden sind. Was wäre wenn wir sie gar nicht mehr kennen? Wann sind sie uns aus dem Mund „gefallen“? Ist es denn nicht so, dass wenn wir etwas nicht mehr benennen können, wir es dann nicht mehr wertschätzen, es vielleicht sogar missachten, es vergessen? Die beiden Autoren versuchen mit „Zaubersprüchen“ oder auch „Beschwörungszauber“ der Entfremdung entgegen zu wirken.
Die Aufmachung ist dabei ein absolutes Highlight. Es gestaltet sich sie folgt: wir starten mit einer Doppelseite, die aufgebaut ist, wie ein Suchspiel „Finde das Wort“. Die verschiedenen Farben helfen dabei der Sache auf die Spur zu kommen. Darauf folgt eine Seite mit dem „Zauberspruch“, danach eine traumhafte Aquarellzeichnung von Jackie Morris und danach eine Doppelseite des bereits beschworenen Tieres. Und wenn man nach jedem Zauberspruch in sich geht, was hierbei sehr ratsam ist, merkt man rasch, dass einem alles vor der Nase sitzt. Wir gehen nach draußen in die Natur und finden die „verlorenen Wörter“ wenn wir genauer hinsehen, uns mit ihnen beschäftigen und sie eben wertschätzen. Vom einfachen Löwenzahn bis hin zum Wunderwicht der Vögel, dem Zaunkönig. Der Blick in die Natur und in den Garten ist der Schlüssel zu diesem Buch. Die große Gabe der Erkennung und Wahrnehmung ist das oberste Gebot. Wer die Sicht verliert, verliert die Wörter. Die Gedichte von Robert Macfarlane wurden von Daniela Seel ins Deutsche übersetzt. Keine einfache Aufgabe, aber Seel hat es geschafft. Der Aufbau ist wunderbar lyrisch und literarisch besonders hervorzuheben. Die Texte/Wörter strotzen nur so vor Aufnahme und wollen gründlich beachtet werden. Wer hier oberflächlich liest, verliert die Wörter wieder. Die Zeilen sind so voller Liebe und Besonnenheit ausgewählt, dass man sofort als Leser merkt, das der Autor hier etwas Einmaliges schaffen wollte und es ist ihm gelungen. Es gibt für mich kein vergleichbareres Buch wie dieses. Es ist ein echtes Zauberbuch. Es verzaubert den Leser ab der ersten Seite bis zur letzten. Es nimmt den Leser ein, strahlt Ruhe und Besonnenheit aus, macht nachdenklich und verführt zum wieder-lesen und empfehlen.
Dieses Buch gehört empfohlen, allein wegen der verlorenen Wörter und das es niemals mehr werden. Jedes Wort ist kostbar! Jedes Wort hat seine Berechtigung und seine Eigenheit.
Zur Optik und Haptik des Buches: der Buchdeckel ist einfach nur traumhaft schön. Die Wörter „Die verlorenen Wörter“ sind tief eingeprägt und glänzen in einem Goldton. Der Distelfink flattert im Pulk umher. Allein seine Farbgebung fasziniert immer wieder. Die Dicke des Papiers der einzelnen Seiten ist grandios. So stellt man sich ein hochwertiges Buch vor. Sie lassen sich sehr angenehm blättern. Die Gestaltung durch die Aquarellzeichnungen ist fantastisch. Es lockert die Zaubersprüche auf und verdeutlicht ihre Dringlichkeit und ihre Schönheit. Die Bindung des Buches ist ebenfalls edel gearbeitet - stramm und gut zum umblättern gebunden. Was will man als anspruchsvoller Leser mehr.
Dieses Buch ist mehr als nur ein „Bilderbuch“ mit ein paar Texten. Es ist ein Highlight von vorn bis hinten. Genießen Sie es beim „lesen“ und „zaubern“ und geben Sie dem Hinweis des Autors nach und sprechen Sie die Texte laut aus - die Wirkung ist unbeschreiblich!
Bei jedem Distelfink, der unsere Vogelhäuser besucht, werde ich nun dabei an dieses Buch denken und es immer wieder zur Hand nehmen - ich will keine Wörter mehr verlieren.

Dieses „Buch-Wunder“ erhält von mir eine klare Lese- und Genussempfehlung.

Ich danke dem Verlag für dieses literarische Highlight! Es wird einen Ehrenplatz in meiner Bibliothek erhalten.