Rezension: „Die Gabe der Könige“ von Robin Hobb
„Die Gabe der Könige“ ist die Neuauflage der Weitseher-Trilogie von Robin Hobb und erzählt die Geschichte des Bastards Fitz-Chivalric Weitseher. Erschienen ist der Roman erstmals 1995. Diese Neuauflage ...
„Die Gabe der Könige“ ist die Neuauflage der Weitseher-Trilogie von Robin Hobb und erzählt die Geschichte des Bastards Fitz-Chivalric Weitseher. Erschienen ist der Roman erstmals 1995. Diese Neuauflage wurde im August 2017 bei penhaligon veröffentlicht.
Fitz ist der Sohn des Thronfolgers Chivalric und eines Bauernmädchens und somit ein Bastard. Als er in jungen Jahren an den Königshof kommt, wird er alles andere als willkommen geheißen. Dennoch verspricht ihm der König ein Dach über dem Kopf sowie eine Ausbildung im Gegenzug für die unverbrüchliche Treue des Jungen. So gerät Fitz mitten in ein Netz aus Intrigen und muss versuchen nicht selbst darin umzukommen. Außerdem zeichnet sich auch eine weitere Bedrohung durch die Roten Korsaren ab. Diese rauben Menschen aus den Küstenstädten und senden diese als Entfremdete zurück…
Dieses Buch habe ich bereits im letzten Jahr auf der Frankfurter Buchmesse gesehen und das Cover sowie der Klappentext haben meine Neugier geweckt. Natürlich auch die Empfehlung, dass es für Fans von Game of Thrones ein Muss ist. Der Vergleich ist mir nach dem Lesen durchaus klar, dennoch findet man hier eine eigene Geschichte vor. Wer die Brutalität und Verderbtheit aus Game of Thrones mochte, wird bei diesem Buch eher enttäuscht sein.
Der Schreibstil der Autorin hat mir gut gefallen und war flüssig zu lesen, wenn auch ein bisschen zu ausschweifend für meinen Geschmack. So manches Mal habe ich mich beim Querlesen und dem Suchen nach dem Fortgang der Geschichte erwischt. Der Roman hat dementsprechend lange bis sehr lange Kapitel. Wir begleiten Fitz bei der Erstellung einer Chronik über die Sechs Provinzen. Auszüge hieraus lesen wir immer am Anfang jedes Kapitels in kursiver Schrift, bevor es dann in eine Ich-Erzählung aus der Sicht von Fitz übergeht.
Der Spannungsbogen der Geschichte baut sich eher langsam auf. Es gab immer mal wieder spannende Szenen zwischendrin, ansonsten folgen wir dem Lebensweg von Fitz, der als kleiner Junge von seinem Großvater verstoßen und an den Königshof nach Bocksburg gebracht wird. Man erlebt die verschiedenen Stationen seiner Ausbildung und sein Aufwachsen mit, an dessen Ende die ersten Aufträge stehen. Gerade zum Schluss hin wurde das Buch sehr spannend, so dass ich neugierig auf den zweiten Band bin.
Die wirkliche Gefahr lauert im Hintergrund und eine wirkliche Konfrontation gab es in diesem Buch noch gar nicht. Die roten Korsaren, die Menschen rauben und als entfremdete, seelenlose Menschen zurückschicken, bekommt man nur aus der Ferne mit. Das hat die ganze Geschichte irgendwie geheimnisvoll gemacht, weil ich noch überhaupt keine Ahnung habe, was da wirklich passiert und warum diese Piraten überhaupt angreifen. So richtig durchgegriffen wird in diesem Punkt allerdings auch nicht, sondern es wird stattdessen am Hof um Macht gefeilscht, wo wir wieder bei dem Vergleich mit Game of Thrones wären. Ich habe allerdings das Gefühl, das scheint an sich so ein Ding von High Fantasy zu sein.
Die Charaktere im Buch haben mir auch gut gefallen. Mit Fitz als Erzähler der Geschichte, konnte ich mich identifizieren. Burrich, ein Vertrauter seines Vaters, sowie Chade, der Assasine, waren mir sympathisch. Der Narr des Königs wurde wunderbar undurchsichtig gezeichnet. Gemeinsam mit Fitz hat man eine Abneigung gegen den Prinzen Edel oder auch Galen, dem Gabenmeister. Die Gabe ist bisher auch noch eine Sache, die eher undurchsichtig ist und wo ich gespannt bin, was in dieser Hinsicht alles ans Licht kommen wird.
Die Geschichte kommt ohne viele Fantasy-Elemente aus und ist ans Mittelalter angelehnt. Es gibt Könige, Prinzen, Stallmeister und Küchenbedienstete. Es gibt weder Trolle noch Elfen oder Zwerge. Die einzigen Fantasy-Elemente sind eine alte Macht, die Gabe und die roten Korsaren, die Menschen als Entfremdete zurückschicken. Dies hat mir ganz gut gefallen, aber ich bin gespannt, ob in dieser Hinsicht noch das ein oder andere Fantasy-Element hinzukommt.
Fazit: Ein guter Auftakt in die Weitseher-Chroniken, dessen Spannungsbogen sich eher langsam aufbaut, der es aber zum Schluss versteht auf den Folgeband neugierig zu machen. Für Fans der High Fantasy sicher sehr zu empfehlen. Fantasy-Elemente wurden sehr sparsam gesetzt. Wer also lieber Geschichten mit Trollen, Zwergen, Drachen oder Elfen mag, wird hier eher nicht auf seine Kosten kommen.