Spannend und unterhaltsam
Inhalt:
Balthasar ist gross und bewegt sich sehr ungelenk, was ihn manchmal ein wenig eingeschränkt oder gar beschränkt erscheinen lässt. Sein Gesichtszüge sind markant und wer ihm begegnen würde, würde ...
Inhalt:
Balthasar ist gross und bewegt sich sehr ungelenk, was ihn manchmal ein wenig eingeschränkt oder gar beschränkt erscheinen lässt. Sein Gesichtszüge sind markant und wer ihm begegnen würde, würde ihn wohl als nicht gerade sehr attraktiv bezeichnen. Aber Balthasar ist intelligent und in seiner Brust schlägt ein grosses und mitfühlendes Herz. Dies bewahrt ihn davor, mit Hass auf Hänseleien und mit Verbitterung auf Einsamkeit zu reagieren. Vielmehr versucht er, das Beste aus jeder Situation zu machen und allen Menschen eine zweite Chance zu geben. Ausserdem sind seine Hände sehr auffällig. Sie sind - im Gegensatz zum Rest seines Körpers - ausgesprochen feingliedrig und wirken sanft. Ausserdem hat er die Fähigkeit, mit ihnen Schmerzen zu lindern und wird so für seine von Schmerzen geplagte Mutter zur unverzichtbaren Hilfe. Auch bei epileptischen Anfällen und bei schreienden Kindern wirken seine Hände äusserst beruhigend. Eine Verkettung unglücklicher Fügungen bringt ihn schliesslich mittellos und total vereinsamt vor Gericht. Diese ganze Geschichte erfährt der Leser jedoch erst im Verlaufe der Geschichte.
Daniel Lagarde wird aber schon, ohne Baba - wie Balthasar seit frühester Kindheit genannt wird - zu kennen, auf ihn aufmerksam. Er spürt, dass dieser Mann ihm helfen kann. Die beiden Männer sind sich auf Anhieb sympathisch und Baba gelingt es tatsächlich, Daniels chronische Schmerzen zu lindern und ihm so zu mehr Lebensqualität zu verhelfen. Nach und nach erzählt Baba dem reichen aber sehr menschlichen und liebevollen Mann seine ganze tragische Lebensgeschichte und findet neben einem aufmerksamen Zuhörer auch einen verständnisvollen Freund.
Doch die Idylle seines Daseins hält nicht lange vor und weitere Schicksalsschläge erschüttern seine Welt.
Meine Meinung:
Nach "Winterbirnen" ist "Balthasars Hände" mein zweites Buch von Rolf Ersfeld, welches ich fast in einem Atemzug verschlungen habe. Auch bei diesem Buch fiel mir sofort die fast unendliche Anzahl an Handlungssträngen, Charakteren und Ereignissen auf. Vielleicht würden alle diese Begebenheiten und die ganze Handlung in einer Zusammenfassung als erschlagend oder gar überbordend empfunden werden. Der Autor schafft es aber auch im hier vorliegenden Roman, die verschiedenen Fäden des Erzählnetzes geschickt und unauffällig zu verweben und die einzelnen Geschichten in einen spannenden, stimmigen und ergreifenden Kontext zu bringen. Das liegt vor allem daran, dass jeder Satz klar ausgearbeitet und jede Figur mit viel Fleiss und Liebe gestaltet ist. Dies zeugt ganz klar von beherrschtem Handwerk und viel Fantasie und Einfühlvermögen. Wirkte "Winterbirnen" für mich manchmal noch ein wenig aufgesetzt, so ist "Balthasars Hände" ganz klar ein Roman, welchen ich ohne wenn und aber sofort weiter empfehlen würde.
Was mich als Musikerin und Genussmensch natürlich sehr freut, sind die verschiedenen Aspekte der Kunst und des Genusses, welche auch in diesem Buch zur Handlung und den Figuren dazu gehören. Die musikalischen Kenntnisse des Autors, sowie seine offensichtliche Freude an Essen und Wein und seine Erfahrung auf diesen Gebieten, machen dieses Buch zugleich zu einer Empfehlung für ein stimmiges Gericht oder einen Konzertabend.
Fazit:
Wer so viele Elemente der Erzählkunst mit täglichen Genüssen vereint, verdient es, gelesen zu werden. Auch dieser Roman von Rolf Ersfeld macht Lust auf mehr.