Cover-Bild Das Mädchen im Strom
2,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Klett-Cotta
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 01.03.2017
  • ISBN: 9783608100839
Sabine Bode

Das Mädchen im Strom

Roman
Sie ist das hübscheste, frechste und mutigste Mädchen an den Stränden des Rheins – und sie ist Jüdin. Die Geschichte der Gudrun Samuel ist die Geschichte einer ganzen Generation junger Frauen, die die Naziherrschaft und der Krieg zur Flucht gezwungen haben. Ein beeindruckendes und mitreißendes Zeugnis einer Epoche.

Als Mädchen ist sie im Rhein hinter den Kohleschleppern hergeschwommen. Sie hat den jungen Männern in Mainz die Köpfe verdreht. Doch als die Nazis an die Macht kommen und die junge Jüdin Gudrun Samuel sich entscheidet, mit gefälschten Papieren Deutschland zu verlassen, wird sie gefasst und kommt in Gestapo-Haft. Ihr gelingt die Flucht, aber sie ist nun nicht mehr das Mainzer Mädchen Gudrun, sondern die Flüchtende Judy: in der transsibirischen Eisenbahn und im Judenghetto von Shanghai. Sie überlebt den Krieg, doch die Odyssee geht weiter. Das Mädchen im Strom ist ein ergreifender Roman über das einzigartige Schicksal einer Frau im 20. Jahrhundert.

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Veröffentlicht am 30.04.2017

„Es hatte eine Zeit vor dem Krieg gegeben, und nun gab es eine Zeit nach dem Krieg. Auch wer ihn ohne Schaden überstanden hatte, würde ihn künftig in sich tragen.“

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„Es hatte eine Zeit vor dem Krieg gegeben, und nun gab es eine Zeit nach dem Krieg. Auch wer ihn ohne Schaden überstanden hatte, würde ihn künftig in sich tragen.“ S. 200

„Ein anständiger Deutscher lässt ...

„Es hatte eine Zeit vor dem Krieg gegeben, und nun gab es eine Zeit nach dem Krieg. Auch wer ihn ohne Schaden überstanden hatte, würde ihn künftig in sich tragen.“ S. 200

„Ein anständiger Deutscher lässt sein Geld im Land“ S. 12 – der semmelblonde Wilhelm Samuel will als Patriot Reichskanzler Brüning unterstützen und holt sein Vermögen aus der Schweiz. Er führt die von der Mutter gegründeten Schuhgeschäfte in Wiesbaden, bietet der Familie ein gediegenes Leben, für Töchterchen Gudrun wird eine Kinderfrau beschäftigt. Die schafft es, klarzustellen, dass Gudrun charakterstark ist, nicht etwa widerborstig. Aus dem pummeligen Kind wird 13-jährig eine schlanke Schönheit, die im Strandbad schwimmt, raucht, kopfüber in die Fluten springt vom Sprungbrett und auf Schlepperschiffe im Rhein klettert.

Sie und der 3 Jahre ältere Martin verlieben sich ineinander: „Gudrunundmartin, die sind ja schlimmer wie ein Ehepaar, hieß es im schönsten Mainzer Komparativ.“ S. 28 Mainz ist noch katholisch, „beim Gottesdienst im Dom waren Mitglieder der NSDAP von den Sakramenten ausgeschlossen“ S. 24 Doch Gudruns Vater verliert bald seine Geschäfte, die Familie die Wohnung, Gudrun muss die Schule verlassen. Durch Martins Familie geht ein Riss – Mutter und einer der älteren Brüder sind glühende Verehrer Hitlers. Die Liebenden treffen sich weiter, heimlich. „Sie redeten nicht über Gefahr, nicht über Rassenschande und Zuchthaus. Aber sie sprachen auch nicht mehr von einer gemeinsamen Zukunft. Früher einmal hatten sie sich gegenseitig ihre Kinderfotos gezeigt und sich vorzustellen versucht, wie ihre eigenen Kinder aussehen würden.“ S. 61 Der Friseur des Vaters, Parteimitglied der ersten Tage, und die Kioskbesitzerin im Viertel werden zu Vertrauten, später Helfern.

Das Leben einer realen Person wird hier nacherzählt, das der Gertrude Meyer-Jörgensen, geboren am 29. Juli 1918 als Gertrude Salomon in Mainz. Die Eltern sind Juden, leben den Glauben aber nicht aktiv. Der Vater ist wohlhabend, es ist eine gediegene Kindheit. Es existiert ein leider unvollständiges Interview in bescheidener Qualität, das dennoch den eindeutigen Bezug zum Roman sehr klar macht, auf Youtube aus dem ZDF https://www.youtube.com/watch?v=B3agPznYuz0 . Man muss sich den Bezug zum realen Leben wirklich mehrfach verdeutlichen, weil es einfach so eine unglaubliche Geschichte ist, gleichzeitig aber die Lebensbedinungen sehr bildhaft und differenziert dargestellt werden. Das Überleben des jungen Mädchens, ich bleibe jetzt bei dem Buchnamen, wurde möglich, indem Gudrun über die Sowjetunion nach Shanghai reiste. Mir waren bis dahin diese Möglichkeit und die Existenz des jüdischen Ghettos in Shanghai unbekannt – der Krieg erreicht die Flüchtlinge aber auch in der Ferne.

Sabine Bode hat bislang Sachbücher geschrieben, schafft es aber problemlos, ihren ersten Roman sowohl faktenreich als auch fesselnd zu gestalten. Es gibt im Leben der jungen Frau die, die nehmen – und jene, die teils völlig uneigennützig und unerwartet geben und helfen. Und es gibt vor allem diese fast ungebrochene Energie von ihr, anzupacken und sich quasi an der eigenen Kurzhaar-Frisur aus dem Dreck zu ziehen, weiterzumachen. Es existiert das späte Interview mit der Überlebenden, das Ende ist also „keine Überraschung“ – spannend ist, was sie antrieb, mit welchen Widersprüchen sie sich auch speziell nach Kriegsende auseinandersetzen musste. Gerade ihre ersten Reisen nach Mainz nach dem Krieg waren unter anderen Überlebenden nicht unumstritten, erste Treffen mit früheren Bekannten sind durchaus zwiespältig: da wird Gudrun im zerstörten Mainz der Nachkriegsjahre von alten Klassenkameradinnen als Gewinnerin empfunden, weil sie inzwischen in London lebt.

Ein starkes Buch mit einer starken Heldin und eindrucksvollen Bildern, die der Text im Kopf entstehen lässt.

Veröffentlicht am 03.04.2017

Das Mädchen im Strom

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Rezension zu Das Mädchen im Strom von Sabine Bode

Titel: Das Mädchen im Strom
Autor: Sabine Bode
Verlag: Klett-Cotta
Seiten: 350
Genre: Gegenwartsliteratur
Preis: Hardcover 20,00 € / 15,99 € ebook
Erscheinungsdatum: ...

Rezension zu Das Mädchen im Strom von Sabine Bode

Titel: Das Mädchen im Strom
Autor: Sabine Bode
Verlag: Klett-Cotta
Seiten: 350
Genre: Gegenwartsliteratur
Preis: Hardcover 20,00 € / 15,99 € ebook
Erscheinungsdatum: 11.03.2017
Isbn: 978-3608962000

Vielen Dank an Netgalley und Klett-Cotta für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

Klappentext:

Sie ist das hübscheste, frechste und mutigste Mädchen an den Stränden des Rheins – und sie ist Jüdin. Die Geschichte der Gudrun Samuel ist die Geschichte einer ganzen Generation junger Frauen, die die Naziherrschaft und der Krieg zur Flucht gezwungen haben. Als Mädchen ist sie im Rhein hinter den Kohleschleppern hergeschwommen. Sie hatte den jungen Männern in Mainz die Köpfe verdreht. Doch als die Nazis an die Macht kommen und die junge Jüdin Gudrun Samuel sich entscheidet, mit gefälschten Papieren Deutschland zu verlassen, wird sie gefasst und kommt in Gestapo-Haft. Ihr gelingt die Flucht, aber sie ist nun nicht mehr das Mainzer Mädchen Gudrun, sondern die Flüchtende Judy: in der transsibirischen Eisenbahn und im Judenghetto von Shanghai. Sie überlebt den Krieg, doch die Odyssee geht weiter.

Meinung:

Wenn ich das Buch mit einem Wort beschreiben müsste, dann wäre es ‚unzugänglich‘. Dieser Umstand ist wirklich sehr schade, da ich schon seit Erscheinen mit dem Roman geliebäugelt hatte. Die Funken, die der Klappentext versprüht, konnten leider nicht auf den Inhalt überspringen.

Von der ersten bis zur letzten Seite begleiteten mich verkrampfte Dialoge und ein insgesamt trockener Schreibstil, mit dem die Geschichte lustlos herunter erzählt wurde. Durch diese Lieblosigkeit habe ich auch viel länger für das Beenden des Romans gebraucht, als es ursprünglich eingeplant gewesen ist. Es fehlte an Gefühl und Spannung, trotz der ganzen Dramatik, die der Roman aufgrund seiner Thematik mit sich bringt. Unterhaltungen finden teilweise nicht direkt statt, sondern werden nacherzählt. Ein weiterer Punkt, der eine unpersönliche Note mit einbringt. Ich hatte eher das Gefühl, dem Bericht eines Dritten und Unbeteiligtem, denn Gudrun auf ihrer Reise durch ihre Kindheit, Jugend und letztendlich nach Shanghai zu folgen. Hinzu kommt, dass in meinen Augen wichtige Aspekte kaum behandelt, dafür Unwichtiges aufgebauscht und in die Länge gezogen wurden.

Weder zu Gudrun, noch den ihr nahestehenden Personen konnte ich eine Beziehung aufbauen. Das mag sicher der Schreibweise geschuldet sein. So sehr ich auch versucht habe, an ihren Gefühlen teil zu haben, so wenig konnte ich mit ihr sympathisieren.

Fazit:

Leider war „Das Mädchen im Strom“ für mich ein eher frustrierendes Leseunterfangen. Es werden Elemente (wie nacherzählte Unterhaltungen) verwendet, die nicht meinem Geschmack entsprechen. Zu den Charakteren konnte ich keinen Zugang finden und ein Mitgefühlt mit diesen stellte sich aus diesem Grunde ebenfalls nicht ein. Leider konnten mich andere Bücher zu der Thematik mehr überzeugen.