Cover-Bild Hinter verschlossenen Türen
26,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Kein & Aber
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 576
  • Ersterscheinung: 12.04.2024
  • ISBN: 9783036950143
Sacha Naspini

Hinter verschlossenen Türen

Ein Roman
Mirjam Bitter (Übersetzer), Henrieke Markert (Übersetzer)

Brodelnde Gerüchteküche
Im rauen Herzen der Maremma liegt ein alter, in Felsen gehauener Ort, Le Case genannt. Es ist ein aussterbendes Dorf, ein Provinznest, in dem sich die Bewohner in einem Fluss öder Tage dahinschleppen – bis ihre Gemeinschaft durch die Ankunft von Samuele Radi aufgerüttelt wird, der in Le Case geboren und aufgewachsen ist, aber den Absprung geschafft hat. Seine Rückkehr haucht alten Geheimnissen und Animositäten neues Leben ein Samueles heimliche Liebesbeziehung zu Eleanora, die neu im Dorf ist, macht die Sache auch nicht einfacher.

Mit seiner literarischen, schwarzhumorigen und vielperspektivischen Erzählweise schafft Sacha Naspini einen kraftvollen Roman, der mit den Genres spielt und Noir, Psychothriller und Liebesgeschichte mischt. Seine raffinierte Struktur und die unvergesslichen Charaktere machen den Roman zu einem psychologischen Meisterwerk und einer scharfsinnigen Analyse der menschlichen Abgründe.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.06.2024

Vielschichtige Betrachtung einer Dorfgemeinschaft

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„Le Case bringt dich zur Welt, und dann vernichtet es dich.“ - S.298

Le Case ist ein kleines Bergdorf in Italien. Die Zeit scheint still zu stehen, die Bewohner sind alle etwas eigenbrödlerisch. Es wäre ...

„Le Case bringt dich zur Welt, und dann vernichtet es dich.“ - S.298

Le Case ist ein kleines Bergdorf in Italien. Die Zeit scheint still zu stehen, die Bewohner sind alle etwas eigenbrödlerisch. Es wäre ganz idyllisch, würde nicht eine Mischung aus Neid, Missgunst und Intrigen die Stimmung im Dorf überschatten.

Sehr viel mehr als dies kann ich als Zusammenfassung gar nicht bieten, da Naspini die Geschichte aus so vielen Perspektiven und Zeitebenen beschreibt, dass es mir schwerfällt eine Haupthandlung zu bestimmen und ohne Spoiler wiederzugeben. Ich hab daher im 3. Slide mal den Klappentext angehangen, auch wenn ich der Meinung bin, dass er nicht mal ansatzweise eine Übersicht gibt.
Es ist vielmehr so, dass der Autor ein sehr komplexes Bild zwischenmenschlicher Beziehungen zeichnet, dass es anfangs erstmal zu entwirren gilt. Es hat eine Weile gedauert, bis ich mich zurecht gefunden habe und wusste in welcher Zeit und bei welchen Personen ich mich gerade befinde.
Gerade die multiperspektivische Gestaltung macht aber am Ende auch den Reiz aus und ich finde es super gut gelungen, wie sich die Einzelerzählungen nach und nach zu einem Ganzen zusammenfügen. Ich stell mir auch den Schreibprozess dazu überaus schwierig vor und kann davor nur den Hut ziehen. Das der Roman hier und da seine Längen hat, ist denk ich nicht verwunderlich, wenn man versucht ein so umfassendes Bild zu erschaffen.
Naspini bildet nicht nur Einzelschicksale ab, sondern erschafft eine Betrachtung der Gesellschaft als solche. Hier komme ich auch zu dem Punkt an dem ich ehrlich gesagt zwiegespalten bin. Der Roman enthält rassistische, ableistische, frauen- und queerfeindliche Äußerungen und da bin ich nunmal gar kein Fan von. Mir ist schon klar, dass es Menschen gibt, die so denken und ich bin mir auch bewusst, dass eine umfassende Abbildung von Gesellschaftsstrukturen diese nicht einfach auslassen können, dennoch finde ich es schwierig und hätte mir hier eine Stellungnahme des Autors gewünscht. Auch die Übersetzerinnen hatten ihren Struggel damit, was im Nachwort klar wird. Sie haben sich bewusst dafür entschieden die Äußerungen zu übersetzen (wenn auch in abgeschwächter Version) um das Gesamtbild zu erhalten.
Alles in allem ein sehr guter Roman, der vor allem durch seinen Aufbau und Naspinis Schreibstil besticht und dessen Ende ich fantastisch fand, da es alles nochmal über den Haufen wirft.
Ein Blick hinter verschlossene Türen, der sich auf jeden Fall lohnt.