Manchmal findet sich die Heimat nicht an einem Ort ...
In seinem Roman "Das perfekte Grau" erzählt Salih Jamal die Geschichte von Novelle, Rofu, Mimi und Ich-Erzähler Dante. Diese vier ganz unterschiedlichen Menschen treffen zufällig als Saisonarbeiter eines ...
In seinem Roman "Das perfekte Grau" erzählt Salih Jamal die Geschichte von Novelle, Rofu, Mimi und Ich-Erzähler Dante. Diese vier ganz unterschiedlichen Menschen treffen zufällig als Saisonarbeiter eines heruntergekommenen Hotels an der Ostsee aufeinander. Hieraus entwickelt sich unerwartet eine Freundschaft und es beginnt ein ungewöhnlicher Roadtrip.
Eigentlich fand ich den Plot sehr vielversprechend und auch die Charaktere interessant; allerdings ist für meinen Geschmack die Umsetzung nicht perfekt gelungen. Der Schreibstil war für mein Empfinden etwas unrund und hat mir nicht so zugesagt. Der Autor hat zudem häufig recht sprunghaft die (oft schwer verdaulichen!) Themen gewechselt, was den Lesefluss etwas gestört hat. Auch waren es vielleicht insgesamt etwas zu viele heftige Themen, die hier in nur einer Geschichte verpackt werden sollten (Flucht/Migration, sexueller Missbrauch, häusliche Gewalt, ...), es wirkte etwas überladen und "too much". Gefühlt wurde die Geschichte gegen Ende auch immer überladener, je weiter ich las, desto weniger gefiel mir das Buch - leider.
Ich bleibe etwas unentschlossen zurück...auch, weil mir das Ende nicht gefallen hat.
Stellenweise habe ich ein paar wirklich kluge Sätze markiert, aber insgesamt konnte mich das Buch leider nicht richtig überzeugen.
"Das Leben ist das, was zwischen der Suche nach Glück und der Flucht vor Problemen übrig bleibt."
"Heute weiß ich es besser: Du kannst noch so starr nach vorne blicken, dich noch so verbissen der Erinnerung verweigern und noch so schnell laufen - irgendwann schaust du dich um, blickst zurück und stellst fest, dass der ganze Weg, den du gegangen oder gerannt bist, Dich nur einen Steinwurf weit von deiner Herkunft fortgeführt hat. Man kann seine Heimat verlassen, aber es gibt keine Gegenwart ohne Herkunft. Niemals und nirgends."
„Es ist egal, wovor du flüchtest. Vor den Dämonen einer Vergangenheit, vor Gewalt, Unfreiheit oder dem Tod. Vor dem Alter, der Justiz oder vor Durst und unstillbarem Hunger. Alle, die weglaufen, um das Land ihrer Sehnsucht zu finden, bezahlen den Preis ihrer Herkunft auf Raten."
„Manchmal findet sich die Heimat nicht an einem Ort, sondern in Menschen.“
"Denn zwischen dem reinsten Weiß und unserem vollkommensten Schwarz liegen Millionen Stufen von Grau. Manche Töne sind sichtbar, und einige von ihnen sind für andere das perfekte Grau. Vielleicht sind es gar nicht die Farben, die uns füreinander besonders machen, sondern die Schatten, die wir aneinander deuten."
"Es gibt ohnehin fast nie ein zurück zu den Orten, die man verlassen hat, und wenn, dann ist es dort nie wieder so, wie man es in seiner Erinnerung hält."