Witzige Dialoge bei ausbaufähiger Charakterzeichnung
Nüchtern betrachtet, ist die Handlung nicht außergewöhnlich innovativ oder komplex und die charakterliche Ausgestaltung der Figuren auch nicht sonderlich tiefschürfend. Und doch stürmt Sam Feuerbach die ...
Nüchtern betrachtet, ist die Handlung nicht außergewöhnlich innovativ oder komplex und die charakterliche Ausgestaltung der Figuren auch nicht sonderlich tiefschürfend. Und doch stürmt Sam Feuerbach die Bestsellerlisten und begeistert auch mich. Warum bloß? Ich denke, seine Werke sind einfach wunderbar flüssig zu lesen, entführen in greifbare mittelalterliche Fantasiewelten und bestechen durch authentischen und megalustigen Wortwitz. Herausstellungsmerkmal bei der Krosann-Saga bildet die Auftragsmörderin, beim Totengräbersohn die Kommunikation mit dem Dämon Ekel. Beide mit tollem trockenem Humor und dem unterschwellig hervorblitzenden Herzen am richtigen Fleck. Ähnlich gestaltet es sich bei den zusammen mit Thariot geschriebenen Thriller-Trilogien. Alles Highlights in meinem Leseleben.
Einen Stern ziehe ich diesmal ab, weil ich zum Abschlussband ein paar Kritikpunkte habe.
** Achtung, SPOILER voraus.
Dass Farin als Knappe seinen Ritter immerzu als Deppen dastehen lässt, wurde mir zu viel. Einige Szenen wirkten langgezogen oder ohne großen Nutzen. Beispielsweise die Szene mit dem Zerschmettern des Schildes. Demgegenüber kommt das Ende zwar durchaus schlüssig, aber sehr abrupt, insbesondere was die Zerschlagung der Nekorer angeht. Die aufkeimende Liebe wirkt zu oberflächlich. Niedlich, aber nicht richtig überzeugend. Vergeblich blieb mein Wunsch auf einen großen Moment der Nebenfiguren, z. B. Plaudius. Und irgendwie hatte ich insgeheim darauf gehofft, dass Farin eine stärkere Persönlichkeitsentwicklung durchmacht, nicht mehr den Hinterwäldler und Deppen mimt und es tatsächlich er wäre, der über sich hinauswächst und dem Ekel letztendlich Tribut zollen muss, anstatt dass dieser ständig überall für die Heldentaten verantwortlich ist.
SPOILER-Ende **
Nichtsdestotrotz: Es war sehr spannend und ich habe mit Farin, Ekel, Aross und Ki mitgefiebert. Die sprachliche Ausgestaltung, insbesondere der Schlagabtausch zwischen Farin und Ekel, war hammerlustig.
Ich fühlte mich super unterhalten, obwohl Mittelalter-Fantasy derzeit nicht mein bevorzugtes Genre ist.
Ein neues Werk dieses Genres hat Sam Feuerbach angekündigt, außerdem ein neues Gemeinschaftswerk mit Thariot, diesmal im Genre Urban Fantasy. Ich bin gespannt.