Cover-Bild Ein dänischer Winter
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18,00
inkl. MwSt
  • Verlag: ROWOHLT Kindler
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 160
  • Ersterscheinung: 15.10.2019
  • ISBN: 9783463000053
Sanne Jellings

Ein dänischer Winter

Karen Blixen im winterlichen Kopenhagen und ein Hausmädchen mit großen Träumen.

Dezember, 1929: Karen Blixen verbringt die Weihnachtstage auf dem Hof ihrer Familie am Øresund. Die Frau, die einmal Schriftstellerin werden wollte, quälen
existenzielle Sorgen: Ihre Farm in Afrika steht vor dem Ruin, die Beziehung zu ihrem Geliebten Deyns Finch-Hatton steckt in der Krise.

Am dunkelsten Tag des Jahres steht auch Minna Kasparsson vor dem Nichts. Das achtzehnjährige Mädchen aus der Arbeiterklasse hat ihre Stelle als Schreibkraft verloren, und zu allem Überfluss erfährt sie, dass sich der Mann ihres Herzens mit einer anderen verlobt hat. Heimlich hatte Minna gehofft, Lehrerin werden zu können, nun muss sie bei Karen Blixens Familie eine Stelle als Hausmädchen annehmen.

Auf Rungstedlund kommt es zur Begegnung der beiden Frauen, die nicht unterschiedlicher sein könnten. Eine Begegnung, deren Kraft, ihrer beider Zukunft verändern wird...

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.10.2019

Ein ausdrucksstarkes Bild über die Lebensvorstellungen der Karen Blixen

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Sanne Jellings erzählt in ihrer Novelle "Ein dänischer Winter" aus dem Rowohlt Kindler Verlag eine Geschichte über die dänische Schriftstellerin Karen Blixen und ihre Angestellte.


Karen Blixen verbringt ...

Sanne Jellings erzählt in ihrer Novelle "Ein dänischer Winter" aus dem Rowohlt Kindler Verlag eine Geschichte über die dänische Schriftstellerin Karen Blixen und ihre Angestellte.


Karen Blixen verbringt 1929 die Weihnachtsfeiertage bei ihrer vermögenden Familie im dänischen Rungstedlund. Karen quälen Existenzängste um ihre Farm in Afrika und sie ist sich nicht sicher, ob sie die Farm weiter führen will. Die achtzehnjährige Minna Kasparsson hat gerade ihre Stellung als Schreibkraft verloren und braucht dringend einen neuen Job, mit dem sie ihre Mutter und Schwester finanziell unterstützen kann. Sie packt die Gelegenheit beim Schopfe und wird Hausmädchen bei den Blixens, dabei träumt sie eigentlich davon, Lehrerin zu werden.

Karen Blixen berührt die Geschichte der jungen Frau. Sie ermutigt sie, für ihre Träume zu kämpfen – und schöpft dabei selbst neuen Lebenswillen…



"Die Armut ist die größte Freiheit. Auch wenn das auf den ersten Blick vielleicht nicht so aussieht. Ich sage Ihnen, wirklich schlimm ist es, ein moderates Auskommen zu haben, ein Bürger zu sein. So ein Leben nimmt einem die Luft zum Atmen." Zitat Seite 72


Der Name Karen Blixen ist durch den Hollywood-Film «Jenseits von Afrika» sicherlich einigen ein Begriff. Diese Novelle zeigt Einblicke in das dänische Leben der Schriftstellerin und zeichnet eine fiktive Geschichte im winterlichen Kopenhagen der 1920er Jahre.


Mir hat diese fiktive Geschichte sehr gut gefallen und besonders Karens Überzeugungen und die gesellschaftliche Rolle der Frau wurden anschaulich und zeitgemäß dargestellt. Als sich Karen und Minna treffen, prallen unterschiedliche Welten aufeinander, doch obwohl beide Frauen unterschiedliche Grundlagen haben, finden sich bei ihnen auch Parallelen im Lebensweg, denn beide halten an ihren Träumen von der Freiheit fest, ihre eigenen Entscheidungen treffen zu können und nicht von einem Mann abhängig zu sein. Karen bestärkt Minna in ihrer eigenen Vorstellung darin, sich nicht nur durch einen Mann einen Lebensbezug zu verwirklichen.


Diese feinfühlige Erzählung zeigt das Leben von Dienstboten und ihren Herren auf, aber auch die Hoffnungen, Möglichkeiten und Sorgen von zwei Frauen aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten. Damit sorgt die Geschichte für ein anschauliches Stimmungsbild der damaligen Vorstellung von aristokratischem Denken und der Rolle als Frau. Karen und Minna wollen mehr vom Leben als einen Mann und Kinder. Während Minna jeden Job annehmen muss, um ihre Mutter und Schwester finanziell zu unterstützen und eigentlich nur davon träumt, Lehrerin zu sein, ist Karen nur sich selbst verpflichtet und hat ihre Existenz in Afrika voll im Blick. Die Weltwirtschaftskrise bringt ihre Farm in existenzielle Nöte und obwohl Karen zwar lose Bindungen liebt, wünscht sie sich im Grunde schon einen Partner, der sie unterstützen könnte.


Als ich das Zitat gelesen habe, erschien mir Karen Blixen mit ihrem aristokratischen Denken jedoch ziemlich an ihre Rolle angepasst und kam mir recht unsympathisch vor. Sie lebt ein Leben mit Dienstboten und gleichzeitig macht sie Minna Hoffnungen auf ein selbstbestimmtes Leben. Karen erkennt die Nöte der armen Bevölkerung nicht, sie ist vollkommen von sich überzeugt in ihrer Position als koloniale Farmbesitzerin. Ihr Emanzipations-Denken ist es, in die Fußstapfen der Männer zu treten und nicht, die gesellschaftlichen Unterschiede zwischen Arm und Reich abzubauen.


Mir hat der bildhaft beschreibende Schreibstil sehr gut gefallen, es entstand eine wunderbar nachvollziehbare Atmosphäre, die die Charakterzüge beider Frauen und ihre Stellung deutlich aufzeigt. Das Gedankengut der Zeit macht nachdenklich und lässt uns unsere heutige Freiheit noch viel dankbarer ansehen.



Feinfühlig und wunderschön geschriebene Novelle, die uns einen Einblick in das Leben Karen Blixens verschafft und die Unterschiede zwischen den gesellschaftlichen Schichten aufzeigt.

Veröffentlicht am 05.12.2019

Zwei starke Frauen

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INHALT:
Dezember 1929: Karen Blixen ist aus dem fernen Afrika nach Dänemark, nach Øresund gereist und verbringt dort bei ihrer Familie das Weihnachtsfest. Doch so richtig geniessen kann sie die Atmosphäre ...


INHALT:
Dezember 1929: Karen Blixen ist aus dem fernen Afrika nach Dänemark, nach Øresund gereist und verbringt dort bei ihrer Familie das Weihnachtsfest. Doch so richtig geniessen kann sie die Atmosphäre nicht, denn es plagen sie Existenzängste. Ihre Farm in Afrika steht or dem Ruin und ihre Beziehung zu Denys steckt in einer Krise. Auch für Minna ist das Weihnachtsfest alles andere als fröhlich. Sie hat gerade ihre Stelle verloren und ihre grosse Liebe möchte sich mit einer anderen verloben. Anstatt Lehrerin zu werden, nimmt sie eine Stelle als Hausmädchen bei der Familie von Karen Blixon an. Dort begegnen sich nun die beiden völlig unterschiedlichen Frauen und diese Begegnung wird beider Leben verändern.
MEINE MEINUNG:
Die Novelle spielt über sechs Tage über Weihnachten im Jahre 1929. Zwei starke und völlig unterschiedliche Frauen lässt Sanne Jellings hier aufeinander treffen und sofort spürt man die Kraft und die Wucht dieser beiden Charaktere. Beide stehen am Scheideweg ihres Lebens und beide müssen Entscheidungen über ihr weiteres Leben treffen. Es ist sehr interessant zu verfolgen, wie beide Frauen sich doch gegenseitig beeinflussen und ihre Meinungen überdenken, gemeinsam andere Wege finden und doch auch viele Gemeinsamkeiten entdecken. Die Zerrissenheit von Minna kommt ganz besonders zum Ausdruck. Ich fand diese Erzählung sehr emotional, sie lässt dem Leser tief in die Seele schauen. Auch sehr positiv aufgefallen ist mir der wunderschöne, sehr ruhige und bildhafte Schreibstil der Autorin. Dadurch kann man sich auf die Novelle wunderbar einlassen und die Stärke und Kraft kommt sehr gut zum Ausdruck.
FAZIT:
Bildhaft, emotionsgeladen und voller Stärke. Ein Weihnachten voller Entscheidungen.

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Veröffentlicht am 18.11.2019

Eine emanzipatorisch-”cleane” Novelle

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Das afrikanische Leben der dänischen Farmerin und Schriftstellerin Karen Blixen (1885-1962) und ihre Liebesaffäre mit dem Großwildjäger Denys Finch Hatton sind durch den Film "Jenseits von Afrika" vielen ...

Das afrikanische Leben der dänischen Farmerin und Schriftstellerin Karen Blixen (1885-1962) und ihre Liebesaffäre mit dem Großwildjäger Denys Finch Hatton sind durch den Film "Jenseits von Afrika" vielen bekannt. Jetzt ist mit "Ein dänischer Winter" ein Prosastück in einer an den Jugendstil erinnernden, sehr hübschen Hardcoverausgabe, erschienen, das sich mit einem Aufenthalt Blixens in ihrer Heimat Dänemark im Winter 1929 beschäftigt.

Die Großbürgerstochter und angeheiratete Adelige Karen Blixen trifft auf die aus ärmlichen Verhältnissen stammende Minna, die eigentlich Lehrerin werden möchte, sich aber aufgrund der Armut ihrer Familie als Hausangestellte bei den Dinesens (Karen Blixens Herkunftsfamilie) verdingen muss. Die 44-jährige geschiedene Baronin Karen Blixen macht dem jungen Mädchen, das ihr sympathisch ist, ein Angebot, das ihr Leben verändern könnte. Wird sie annehmen?

Die Autorin Sanne Jellings lässt zwei Frauenfiguren aufeinandertreffen, die an einem Scheideweg stehen. Blixen steht in der Mitte des Lebens, eine Schriftstellerin ist sie noch nicht, aber eine Geschichtenerzählerin. Sie hat finanzielle und gesundheitliche Probleme und weiß nicht, ob sie ihre geliebte Farm in Afrika halten kann. Auch mit Denys, dem Mann ihres Lebens, ist es zunehmend kompliziert. Liebt er die Freiheit mehr als sie?

Minna hingegen kennt die Liebe nur aus der Distanz und muss am Anfang des Buches eine amouröse Enttäuschung verarbeiten. Die sozialen Verhältnisse ihrer Familie determinieren ihre Möglichkeiten. Sie steht am Beginn ihres Erwachsenenlebens, das vor ihr liegt wie die afrikanische Weite, die Blixen so sehr liebt. Für welchen Weg wird sich Minna entscheiden? Welches Frauenbild will sie leben?

Auf nur 157 Seiten bleibt Jellings nicht der Raum, ihre Charaktere bis ins letzte Detail auszudifferenzieren. Ich finde das aber auch gar nicht nötig, denn die Kürze des Romans lässt uns auch an eine andere literarische Gattung denken: die Novelle! Die hat ja bekanntlich eine "sich ereignete unerhörte Begebenheit", wie es Goethe formuliert hat, zum Gegenstand. Auch hier ist die knapp gehaltene Erzählung stringent und auf einen Höhepunkt zulaufend. Die beiden Protagonistinnen sind sehr individuell gezeichnet. Sie und ihr Schicksal wecken das Interesse des Lesers.

Dass es ein feministisches Buch ist, ist evident, denn es geht schlicht um die Frage, was ein Leben als Frau lebenswert macht und wie frau es am besten gestalten kann. Unterschiedliche Wege werden anhand der Protagonistinnen, aber auch durch die Mütterfiguren der beiden, aufgezeigt. Darf man sich frei entscheiden für einen Weg, obwohl der Status und die wirtschaftliche Situation einen scheinbar determinieren? Die Kernaussage der Novelle ist: man darf und kann und soll sich für einen eigenen Weg entscheiden - gerade weil und obwohl man eine Frau ist.

“Ein dänischer Winter” ist ein “ruhiges” Buch, das eher die inneren Kämpfe der beiden Frauen zum Thema hat. Zudem strahlt das Setting, der Hof der Dinesens “Rungstedlund”, sehr viel “Weiß”, Helligkeit und typisch dänische “Hyggeligkeit” aus. Alles ist irgendwie clean und gleichzeitig gemütlich. Inhalt und Form (weißes Cover mit floralen Jugendstilranken) passen hier perfekt zusammen.

Ich fand diese Novelle sehr lehrreich und interessant. Man bekommt einen Einblick in das dänische Leben der Karen Blixen und die historischen Verhältnisse der damaligen Zeit. Ich mochte auch die emanzipatorisch-feministische Komponente der Geschichte. Alles in allem ein sehr gutes Buch!

Veröffentlicht am 15.10.2019

Die Begegnung zweier unterschiedlicher Frauen in einer Umbruchphase ihres Lebens

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Wer kennt sie nicht, die Szene in der Robert Redford Meryl Streep in “Jenseits von Afrika” die Haare wäscht? Oder wenn beide im Propellerflugzeug über die grünen Ebenen fliegen?
Der Film beruht auf dem ...

Wer kennt sie nicht, die Szene in der Robert Redford Meryl Streep in “Jenseits von Afrika” die Haare wäscht? Oder wenn beide im Propellerflugzeug über die grünen Ebenen fliegen?
Der Film beruht auf dem Roman von Karen Blixen. Die Dänin war 1913 mit ihrem Mann nach Afrika ausgewandert. Trotzdem besuchte sie regelmäßig ihre Mutter zu Hause in Kopenhagen.

Die Novelle "Ein dänischer Winter” von Sanne Jellings erstreckt sich über sechs Tage im Dezember des Jahres 1929. Die Charaktere, Konflikte und Handlungen beruhen auf den Briefen und dem Werk Blixens sowie ihrer Biografie, wie Jellings im Nachwort erklärt.

Zum Inhalt:
Karen Blixen verbringt die Weihnachtsfeiertage auf dem Hof ihrer Familie. Sie leidet unter den Nachwirkungen der Syphilis und macht sich zudem Sorgen um das Fortbestehen ihrer Farm in Afrika.

Minna Kasparsson ist eine achtzehnjährige Frau, die gerade ihre Stellung verloren hat. Um ihre Mutter und ihre Schwester versorgen zu können, wird sie Hausmädchen auf dem Hof der Blixens.

Obwohl beide Frauen aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten stammen, finden sie Gemeinsamkeiten, die sie verbinden.

Laut Wikipedia ist Karen Blixens Werk von der Sehnsucht nach einer aristokratischen Weltordnung geprägt. Dies tritt auch in einigen Szenen der Novelle klar hervor. Obwohl von Sanne Jellings realistisch beschrieben, macht es Karen Blixen für mich unsympathisch.
Zum Beispiel beklagt sich Blixen bei Minna, dass sich die Wäscheberge türmen, weil sie zu wenig Angestellte haben. Blixen zieht offensichtlich eine klare Trennlinie zwischen Herrschaft und Dienerschaft:
“Sie dachte an Farah, den stattlichen Somali, der mit seiner Rolle so untrennbar verwachsen war und damit auch mit ihr selbst, denn ein Diener war nichts ohne seinen Herrn. Farah gelang es, diesen Umstand als Selbstverständlichkeit zu betrachten und Stolz daraus zu beziehen.”

Andererseits biedert sich Blixen bei Minna an: «Sie sind arm, du lieber Himmel! Ich bin auch arm.» Auf den ungläubigen Blick des Mädchens hin fügte sie hinzu: «Die Armut ist die größte Freiheit. Auch wenn das auf den ersten Blick vielleicht nicht so aussieht. Ich sage Ihnen, wirklich schlimm ist es, ein moderates Auskommen zu haben, ein Bürger zu sein. So ein Leben nimmt einem die Luft zum Atmen. Das Proletariat atmet freier, ihm gehört die Zukunft. Man muss entweder märchenhaft reich sein oder arm wie ein Bettler. Sie und ich, wir haben nichts zu verlieren. Und so sollten wir auch leben, Minna, als hätten wir nichts zu verlieren.»
Minna hatte es die Sprache verschlagen.
«Ich gebe zu, natürlich ist die Armut auch ein gewisses Hindernis, man selbst zu sein. Trotzdem ist das Einzige, was wir brauchen, Phantasie», sagte sie bedächtig. «Wer Phantasie hat, kann alles werden. (...)»

Bei den Worten hat es mir ebenfalls die Sprache verschlagen. Fast hätte ich das Buch abgebrochen. Ich fand die Äußerung Blixens vermessen, und sie klang zu sehr nach dem heutigen, zu eindimensionalen, neoliberalen Weltbild (Du kannst alles schaffen, wenn du nur willst und dich anstrengst.).

Danach folgten jedoch noch einige kluge Gedanken zu Liebe und Unabhängigkeit. Blixen gibt an die junge Frau weiter, was das Leben sie bisher gelehrt hat und ermutigt Minna, ihren eigenen Weg zu gehen.

Jellings wirft zusätzlich aus der Perspektive des Personals einen Blick auf die Familie Blixen und die damalige Gesellschaftsstruktur.

Der Prolog und der Epilog spielen in Kenia. Der Kontrast des winterlichen Kopenhagens mit der Weite und Hitze Afrikas bilden einen klaren Rahmen und integrieren die Geschichte in den bekanntesten Teil von Blixens Leben.

Es fällt mir schwer, ein klares Resümee aus dem Gelesenen zu ziehen.
Blixen, die selbst unabhängig sein wollte, hatte kein Problem mit der Kolonialisierung. Ihre eigene höhere gesellschaftliche Position stellte sie nie in Frage, kritisierte aber gleichzeitig die noch bessere Stellung der Männer. Diesen Widerspruch scheint sie nicht erkannt zu haben.

Vergleicht man die damalige Gesellschaft mit der heutigen, fällt auf, dass es inzwischen große Veränderungen gegeben hat, einige Weltanschauungen im Kern jedoch gleich geblieben sind.

Die Gespräche mit Blixen eröffnen Minna eine neue Perspektive, und sie entwickelt den Wunsch dem Leben ihren eigenen Stempel aufzudrücken, statt dem Weg des Vaters oder des Ehemannes zu folgen.

«Meinen Sie», fragte sie, «man kann heiraten und sich trotzdem treu bleiben?»

Eine gut erzählte Geschichte, die uns die weltberühmte Autorin Karen Blixen und ihre Lebenseinstellung näherbringt und uns ermutigt, jeden Tag als neues Abenteuer zu sehen.

Veröffentlicht am 20.10.2019

Solide geschriebener Kurzroman mit spannender Grundidee, der mich jedoch nicht berühren konnte

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Kenia, 1929:

Karen Blixen, beschließt ihrer geliebten Farm für eine Weile den Rücken zu kehren, denn ihre Mutter im fernen Dänemark, ist schwer erkrankt. Karen befindet sich in einer schwierigen Lebenssituation. ...

Kenia, 1929:

Karen Blixen, beschließt ihrer geliebten Farm für eine Weile den Rücken zu kehren, denn ihre Mutter im fernen Dänemark, ist schwer erkrankt. Karen befindet sich in einer schwierigen Lebenssituation. Zum einen haben mehrere schlechte Ernten dafür gesorgt, dass sie finanziell beinahe ruiniert ist und sie womöglich ihre Zelte in Afrika ganz abbrechen muss, zum anderen befindet sich ihre Beziehung mit dem Großwildjäger und begeisterten Flieger Denys Finch-Hatton in einer Krise. Karen liebt Denys sehr, doch manche Wesenszüge an ihm lassen Zweifel in Karen aufkeimen, ob ihre Liebe für die Ewigkeit bestimmt ist. Während sie in Europa weilt, besucht sie Denys reiche Familie; doch diese bleibt ihr fremd und unnahbar. Die Weihnachtsfeiertage verbringt Karen jedoch in ihrem Elternhaus Rungstedlund und trifft dort auf eine junge Hausangestellte, die sich, wie Karen, ihre Träume nicht verbieten lassen will.

Dänemark 1929:

Minna lebte, bis sie ihre Arbeit verlor, weil sie sich weigerte einem Vorgesetzten zu Willen zu sein, mit Mutter und jüngerer Schwester in einer kargen, kleinen Wohnung. Nach dem Tod des Vaters ist die dreiköpfige Familie auf den Verdienst von Minna angewiesen. Die junge Frau, die eigentlich gerne Lehrerin geworden wäre, ist verzweifelt. Selbst ihr Freund und Vertrauter aus besserem Hause, der Lehrer Carl Olsen, weiß zunächst keinen Rat. Als Minna verzweifelt durch die Straßen der Stadt läuft, wird sie von einer Dame angesprochen, die sich bei näherem Hinsehen als Bekannte entpuppt. Minna hatte, einige Zeit zuvor, einem öffentlichen Vortrag von ihr lauschen können, der sich mit der Stärkung der Rechte der Frauen beschäftigte. Die Dame, die sich als Karen Blixens Tante entpuppt, vermittelt Minna eine befristete Arbeitsstelle als Hausmädchen auf Rungstedlund und Minna, die schon befürchten müsste, über die harte Winterzeit keine Anstellung mehr zu bekommen, ist überglücklich. Überhaupt ist sie froh über den Ortswechsel, denn sie muss fürchten, dass es Carl niemals ehrlich mit ihr gemeint hat. Als sie Karen kennenlernt, eröffnet diese ihr völlig neue Perspektiven. Doch sind diese überhaupt umsetzbar?

Ich muss zugeben, in mir kamen, als ich dieses, hochwertig gestaltete Büchlein entdeckte und den Klappentext las, unweigerlich Erinnerungen an den großartigen Film „Jenseits von Afrika“ und dessen wunderbare Naturaufnahmen des Kontinents. Meryl Streep und Robert Redford, verkörperten darin das Liebespaar Karen Blixen und Denys Finch-Hatton. Die Schriftstellerin Karen Blixen jedoch auf diesen verklärten Hollywoodstreifen zu reduzieren, würde ihr aber natürlich in keiner Weise gerecht werden.
Die Autorin dieses 157 Seiten langen Kurzromans, hat akribische Recherche betrieben, um auf perfekte Art und Weise, wahre historische Begebenheiten mit fiktionalen Elementen zu verbinden. So hätte es durchaus geschehen können, dass sich die echte Karen und die fiktionale Minna im wahren Leben hätten begegnen können.
Ich las vor einiger Zeit einen anderen Weihnachtskurzroman von Sanne Jellings, „Weihnachten im Alten Land“, der mich sehr berühren und begeistern konnte und auch „Ein dänischer Winter“, kann mit einem ansprechenden Schreibstil aufwarten. Dennoch, diesmal fehlte mir für eine bessere Bewertung der Tiefgang. Zwar sind Minnas und Karens Dialoge keinesfalls nichtssagend geraten und verdeutlichen stattdessen sogar die unterschiedliche Denkensweise der Hauptfiguren, die größtenteils auf ihrem anders gearteten gesellschaftlichen Stand beruht, was interessant zu lesen ist. Dennoch wirkt dieser Kurzroman meiner Meinung nach zu steril. Mir fehlte mehr Herzenswärme, die Charaktere blieben zu blass, so dass mich ihr Schicksal leider völlig kalt ließ.

Das tut mir sehr leid für die Autorin, die sich, wie man beim Lesen zwischen den Zeilen lesen kann, viel Mühe damit gegeben hat, aufgrund ihrer Recherche ein möglichst ähnliches Gedanken und Gefühlsweltenbild Karen Blixens darzustellen, doch kann ich die Geschichte nur nach meinem persönlichen Leseempfinden bewerten. Dabei fand ich die Grundidee, die der Geschichte zugrunde liegt; nämlich eine junge unbedarfte Frau und Karen Blixen aufeinandertreffen zu lassen- zwei Frauen, die an einem Scheideweg in ihrem Leben stehen, an sich sehr spannend. Vielleicht wäre die Idee für diesen Kurzroman eher rundum gelungen umsetzbar gewesen, wenn die Autorin ihren Figuren mehr Seitenzahlen auf den Leib geschrieben hätte?

Kurz gefasst: Solide geschriebener Kurzroman mit spannender Grundidee, der mich jedoch nicht berühren konnte.