Ein zarter Liebesroman, durchzogen mit einem ganz feinen Hauch aus der Biker-Szene
Selten komme ich so schnell und tief in einer Geschichte an, wie es mir mit „Outlaw Ride“ gelingt. Ich versinke sofort in der vertrauten Welt der Reihe und freue mich darauf, die Hauptperson des dritten ...
Selten komme ich so schnell und tief in einer Geschichte an, wie es mir mit „Outlaw Ride“ gelingt. Ich versinke sofort in der vertrauten Welt der Reihe und freue mich darauf, die Hauptperson des dritten Teils, Clint Remmick, kennenzulernen. Er ist mir auf Anhieb sympathisch. Ein Typ, der schon so manchen Fehler in seinem Leben begangen hat, allerdings die Konsequenzen dafür tragen kann. Die Liebe zu seiner Oma stellt er über die Clubgeschäfte, was mich begeistert. Dass er ein harter und tätowierter Biker ist, blende ich beim Lesen fast vollständig aus. Er ist der Traum jeder Schwiegermama, wäre da nicht seine auffällige Kleidung, die ihn als Mitglied eines MC ausweist.
Auch die weibliche Hauptakteurin Jordan Smith, kurz Jo, mag ich sofort. Sie ist private Krankenpflegerin und bildet sich durch Abendkurse zur Krankenschwester weiter. Ihre freundliche Art ist einnehmend und ich begleite beide Charaktere gerne.
In „Outlaw Ride“ bedient sich Sarah Hawthorne an Klischees, indem sie ihre Protagonisten durch die Ich-Perspektive beschreiben lässt, wie sie sich magisch voneinander angezogen fühlen. Aber dem prickelnden Verlangen nicht nachgeben wollen, weil Jo die private Pflegerin von Clints Oma ist. Somit ist er ihr Boss und erschwerend kommt hinzu, dass sie zu dritt unter einem Dach leben.
Doch trotz des tiefen Griffs in die Schmonzetten-Kiste gelingt es Sarah Hawthorne durch die Art, wie sie die Geschichte aufbaut, dass die Story herrlich frisch und locker bleibt und wirkt. Der Schreibstil lädt zum Bleiben ein. Die Beschreibungen der Emotionen und der Schauplätze sind auf den Punkt gebracht und nachvollziehbar. Sarah Hawthorne lässt den Figuren Zeit, sich zu entwickeln, während die Autorin ein leichtes und natürliches Handlungsgerüst um die Charaktere baut. So gibt sie mir die Gelegenheit, alles unaufgeregt näher und besser kennenzulernen. Ich mag das sehr, denn ich vergesse beim Lesen die Zeit.
Sarah Hawthrone schafft es, ein tolles Setting zu zaubern, welches hauptsächlich abseits der Biker-Szenen spielt. Dadurch gibt es kaum einen bedrohlichen Anstich. „Outlaw Ride“ ist eher eine schöne und sanfte Liebesgeschichte, die mit wenigen sehr explizit erotischen Szenen garniert wird.
„Outlaw Ride“ ist definitiv anders als die beiden Vorgänger. Es ist kein Problem „Outlaw Ride“ ohne Vorkenntnisse von „Enforcer’s Price“ und „Rebel Custody“ zu lesen, weil die vorherigen Ereignisse nicht einmal erwähnt werden. Klar, ein paar Figuren aus den ersten Büchern spielen am Rande eine Rolle, aber es ist tatsächlich so minimal, dass bei mir nicht viel Platz für ein fröhliches Wiedersehen-Gefühl aufkommt. Das finde ich ein bisschen schade, denn so fokussierte sich Sarah Hawthrone dieses Mal wirklich hauptsächlich auf die beiden Protagonisten außerhalb des MCs. Daher passte für mich am Ende auch der Showdown nicht, der leider konstruiert und künstlich wirkt. Für mich hätte das so in der Form einfach nicht sein müssen, die Liebesgeschichte ist ausreichend raumfüllend und hat mir eine schöne Unterhaltung geschenkt.
Ich habe versucht ohne Erwartungen „Outlaw Ride“ zu lesen und hatte insgeheim doch die Hoffnung, dass dieses Buch die Kirsche auf der Torte dieser Reihe sein würde. Das hat sich leider für mich nicht erfüllt. Der Klappentext ist superverlockend, verrät aber für meinen Geschmack eindeutig zu viel und leider weckt er auch die Annahme, dass es richtig gefährlich wird. Ja, ganz kann ich die Gefahr nicht wegdiskutieren, aber es ist nicht so dramatisch geworden, wie ich es mir vorgestellt habe.
Leider mag ich auch das Cover nicht sonderlich, da es definitiv nicht die beiden Protagonisten sein können. Immerhin passt es optisch gut zur gesamten Reihe, was mich ein wenig aussöhnt.
An sich ist die Geschichte schön und insgesamt auch rund, ich mag „Outlaw Ride“. Dennoch fehlt mir etwas. Ich kann es nicht ganz greifen, was es ist. Bei einem MC-Roman erwarte ich irgendwie auch raue Kerle und ein wenig mehr Action. Das braucht zwar die Story von „Outlaw Ride“ streng genommen nicht, aber ich hätte es trotzdem schön gefunden, wenn es nicht ganz so zart abgelaufen wäre.
Dennoch bin ich traurig, dass die Reihe nun endet. Ich hätte furchtbar gerne noch ein Buch über den Biker Roach gelesen, der mir in der kompletten Reihe schon öfters aufgefallen ist. Er spielt zwar immer nur eine Randfigur, aber er ist neben Clints Oma einer der faszinierenden Charaktere in „Outlaw Ride“.
Fazit:
„Outlaw Ride“ ist ein schöner „friends to lovers“ Roman mit ein paar heißen erotischen Szenen, aber mit sehr wenigen Berührungspunkten zu einer harten MC-Romance.