Eine interessante Vorgeschichte, aber für mich zu wenig Einblick in die Agoraphobie
Dieses Buch hatte ich mir ausgesucht, da mich nicht nur die Thematik interessierte, sondern weil ich selbst große Probleme habe, die Wohnung zu verlassen und an Orte zu gehen, an denen ich von vornherein ...
Dieses Buch hatte ich mir ausgesucht, da mich nicht nur die Thematik interessierte, sondern weil ich selbst große Probleme habe, die Wohnung zu verlassen und an Orte zu gehen, an denen ich von vornherein nicht sagen kann, wie viele da sein werden. Somit kam mir die Lebensgeschichte von Sarah Peters gerade recht, denn ich erhoffte mir so einige Tipps und vielleicht auch einen kleinen Wink, woher meine Ängste kommen könnten.
Tja, um ehrlich zu sein, diese bekam ich natürlich nicht, denn hier ging es ja um die Angststörung der Autorin, welche komplett anders als meine ist. Trotzdem startete ich mit viel Freude ins Buch, da ich doch gespannt war, wie sich ihre Angststörung entwickelte. Doch hier bekam ich nach einer gewissen Seitenanzahl einen herben Dämpfer. Natürlich ist die Hintergrundgeschichte für solche Störungen wichtig, aber das, was ich erlesen durfte war wie viel zu weit ausgeholt und befasste Dinge die zwar für sie selbst wichtig waren, für mich als Leser, aber keinen Nutzen hatten.
Hier hätte ich eine knappe Zusammenfassung besser gefunden, da mir ersten Abschnitt auf sehr lange Art und Weise klargemacht wurde, das sie einmal eine sehr kontaktfreudige und lebenslustige Person war. Das Verhältnis zu ihren Eltern fand ich noch spannend, aber ihre Vergangenheit mit Drogen war für mich eher langweilig, da sie im späteren Verlauf eher wenig mit der Agoraphobie zutun hatten. Der Titel versprach ja immerhin die Beschreibung wie sie jahrelang die Wohnung nicht verließ und schließlich eine Therapie fand, die hier half. Dass ich das halbe Buch lesen musste, um an die Stelle mit der Agoraphobie zu kommen, war für mich da eher belastend.
Ich weiß, das klingt vielleicht sehr unsensibel, besonders da Ängste meist eine Vorgeschichte haben. Aber ich wollte mehr wissen, wie sie den Alltag schaffte, wie sie Termine, die man nicht verschieben kann, wahrnahm oder ob sie die Wohnung wie einen Thronsaal hegte und pflegte. Dinge die mich interessieren, da ich mein Zuhause, fast schon penibel pflege. Trotzdem entdeckte ich mich wieder, denn auch ich habe eine Steigerung des Körpergewichts zu vermelden, welche nicht gerade dazu führt, das ich mich in meiner Haut wohlfühle.
Auch die Beschreibung für die Hypnose war mir schließlich viel zu gering. Da sie nicht nur mit der Hypnose ihre Ängste besiegte, sondern nun auch selbst Hypnose-Therapeutin ist, hatte ich auf ein paar Tipps und Informationen gehofft, die Leidende wie mich mehr für die Thematik begeistern könnten. Vielleicht ein paar leichte Entspannungsübungen, die ihr halfen sich auf die Trance einzulassen. Allerdings möchte ich den Abschnitt loben, in dem sie auf der Suche nach einem Therapeuten, verschiedene Praxen besuchte und dabei interessante Erfahrungen machte. Hier war ich wie gefesselt, da ich die Dinge, die sie bei den Therapeuten störten, sogar nachvollziehen konnte.
Obwohl mich der Kern des Buches etwas enttäuschte, war der Schreibstil, eine wahre Freude. Ich gelangte sehr zügig durch die Kapitel, da die Autorin ein gutes Auge für Details hatte und sich traute sogar unangenehme Dinge anzusprechen. Ich möchte ihr ein großes Lob für ihre Ehrlichkeit und Offenheit aussprechen.
Am Ende war das Buch leider nicht die hilfreiche Erfahrung, welche ich mir erhofft hatte. Die Hauptthematik wurde nicht ausführlich genug beleuchtet, dabei aber die Vorgeschichte der Autorin. Diese war zwar spannend, aber eher für ein Buch zum Thema Drogen und was sie verursachen können besser geeignet.